Die für 2014 geplante Formel E nimmt nach und nach Konturen an. Mit Drayson Racing wurde am Mittwoch das erste von zehn Teams vorgestellt, mit Rio de Janeiro und Rom sind zudem zwei Austragungsorte festgelegt. Im Raum stehen zudem Rennen in London und Los Angeles. In einem Interview mit Formel-1-Experte James Allen erläuterte Serienchef Alejandro Agag, warum er von der Formel E, die mit rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen ausgetragen werden soll, überzeugt ist und wie die neuen Boliden klingen werden.

"Wir sind Formel-1- und GP2-Fans, aber wir glauben, dass es Platz für elektrischen Rennsport gibt", erklärte er. Als die FIA das Projekt Formel E auf den Tisch legte, habe er gedacht, dass es ein fantastisches Projekt sei. "Das ist es, was die Sponsoren wollen, das ist es, was die Industrie braucht", verdeutlichte er und verwies darauf, dass die Menschen nach wie vor nicht genug Elektroautos kaufen. "Die elektrische Revolution braucht eine Finanzspitze, um sie beliebter zu machen und damit die Leute an sie glauben."

Kein zweites A1-GP-Debakel

Er betonte zudem, dass die Organisatoren aus den Fehlern anderer Serien wie der A1 GP, die zugrunde ging, gelernt haben. "Einer der Hauptgründe, warum sie keinen Erfolg hatten, war, dass sie versucht haben, mit der Formel 1 zu konkurrieren", argumentierte Agag. "Das ist sehr schwierig. Wir glauben, dass wir ganz anders sind, denn wir fahren in den Städten und wir fahren rein elektrisch. Dieser einzigartige Gesichtspunkt kann die Basis für unseren künftigen Erfolg sein." Zudem zeigte sich Agag überzeugt, dass im Gegensatz zur A1 GP das Geschäftsmodell hinter der Formel E funktioniere. Des Weiteren sei die Serie anders als die A1 GP eine offizielle FIA-Meisterschaft, was wichtig sei.

Agag ortet auch in der Tatsache, dass die Rennen übers Internet gestreamt werden sollen, einen entscheidenden Vorteil. Damit könnten Menschen überall auf der Welt die Rennen verfolgen. "Deshalb sind wir sehr flexibel, wenn es darum geht, wo wir fahren. Es ist sehr wichtig für uns, eine globale Reichweite zu haben, wir müssen auf der ganzen Welt präsent sein", forderte er. "Daher verteilen wir die Städte, in denen wir Rennen fahren, aus geographischer Sicht." 15 Städte hätten bereits Interesse angemeldet, in der Premierensaison 2014 werde aber nur an zehn Orten gefahren.

Alejandro Agag will Motorsportpuristen vom Sound des Elektromotors überzeugen., Foto: Formel E
Alejandro Agag will Motorsportpuristen vom Sound des Elektromotors überzeugen., Foto: Formel E

Make some noise

Ein großes Thema für alle Motorsportpuristen ist sicherlich der Sound der rein elektrisch betriebenen Boliden. "Es wird wirklich cool klingen", versicherte Agag den Skeptikern. "Es ist ein Geräusch wie von einem futuristischen Kampfjet." Zudem gebe es noch andere Geräusche zu vernehmen, wie vom Fahrtwind oder den Reifen, da aufgrund der rutschigen Straßenkurse wohl viel gedriftet werden wird. Dabei sollen die Reifen im Gegensatz etwa zur Formel 1 nicht als Spannungselement dienen, sondern auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt sein - ebenso wie die Serie an sich.

Als Zielgruppe nannte Agag junge Menschen, die durch die Serie dazu angeregt werden sollen, sich als erstes Fahrzeug ein Elektroauto zuzulegen. Da diese jedoch nur eine begrenzte Reichweite haben, kommt ein weiteres Unterhaltungselement in den Rennen hinzu. Nach etwa 30 Minuten wechselt der Fahrer das Auto, während das andere schnellstmöglich geladen wird, um dann wieder mit diesem zu fahren. Solche Wechsel des fahrbaren Untersatzes gibt es bislang beispielsweise in der MotoGP, wo Piloten von einer Maschine mit Trockensetup auf eine mit Regensetup umsteigen können.

Kulisse als Attraktion

Agag sieht die Formel E als Ergänzung zu bestehenden Serien und will einen Beitrag zur Technologie leisten. "Wir werden ein weiteres Element des Motorsports und des Wettbewerbs sein. In unserem Fall werden auch Leute angezogen, die nicht unbedingt Motorsport-Fans sind", glaubte er und nannte als Hauptargument die Kulisse der Rennen - etwa das Kolosseum in Rom.

Er hofft auf die Teilnahme von Top-Piloten aus GP2, IndyCar und der Formel 1. "Typen, die jung sind und Erfahrung haben, aber als Fahrer bei der Hälfte ihrer Karriere sind", erläuterte Agag. Vor allem für ehemalige Formel-1-Piloten, die von einem Karriereende alterstechnisch noch weit entfernt sind, wie etwa Jaime Alguersuari oder Kamui Kobayashi, könnte die Formel E laut Agag interessant sein, da sie beispielsweise nicht in die GP2 zurück können, mit der Formel E jedoch dem Formelsport treu bleiben könnten. "Wir glauben, dass die Fahrer es als eine gute Sache in ihrer Karriere ansehen werden, sobald sie einen gewissen Moment erreicht haben."