Motorsport is dangerous steht auf den Eintrittskarten zu Motorsport-Veranstaltungen. Doch zumindest die Fahrer der verschiedenen Serien leben eigentlich sehr sicher. Statistisch gesehen ist man auf einem Fahrrad im Straßenverkehr gefährlicher unterwegs als zum Beispiel in einem Boliden der Formel BMW. Philipp Eng aus dem Team Mücke Motorsport erklärt für motorsport-magazin.com die Sicherheitstechnik der Formel BMW-Boliden.

Helm und feuerfeste Unterwäsche gehören zur Standardausrüstung, Foto: BMW
Helm und feuerfeste Unterwäsche gehören zur Standardausrüstung, Foto: BMW

Schon wenn Philipp Eng und seine Kollegen ins Cockpit steigen, sind sie geschützt. Kleidung und Helm nach internationaler FIA-Norm sind Pflicht. Sogar Unterwäsche und Socken sind aus feuerfestem Material gefertigt und schützen so vor Verbrennungen bei einem möglichen Fahrzeugbrand. Wie in allen deutschen und vielen internationalen Rennserien fährt man in der Formel BMW auch mit dem Head And Neck Support System, kurz HANS. "Dieses wird beim Anschnallen mit den sechs Fixiergürten fest mit dem Auto verbunden und am Helm eingeschnallt", erklärt Eng. Bei einem Frontalaufprall wird der Kopf des Fahrers festgehalten und kann so nicht auf das Lenkrad aufschlagen. Der Nacken wird geschützt und mögliche Verletzungen können erst gar nicht auftreten.

Auch der restliche Teil der Wirbelsäule ist im Cockpit der Formel BMW auf der sicheren Seite. "Sollte man sich nicht aus eigener Kraft aus dem Auto befreien können, kann man dank dem Formula Rescue Seat System schonend aus dem Auto geborgen werden", so der Österreicher. Der eigens für jeden Fahrer angepasste Schalensitz kann von Streckenposten aus dem Auto gelöst und der Fahrer so samt Sitz und ohne unnötige Bewegungen aus dem Auto gehievt werden.

Sollte es Philipp Eng bei einem Fahrzeugbrand mal heiß unter dem Hinterm werden, kann er die beiden bordeigenen Feuerlöschen vom Cockpit aus betätigen und sich dann aus dem Auto befreien. Ein weiterer Schalter für die Feuerlöscher ist von außen zugänglich. Dieser befindet sich an der Motorabdeckung direkt hinter dem Fahrer. Wird er einmal betätigt, schaltet sich das Fahrzeug komplett aus. Beim zweiten Mal werden die Feuerlöscher ausgelöst. "Grundsätzlich ist es ratsam bei einem Feuer am Fahrzeug in der Nähe von Streckenposten anzuhalten, denn diese können mit ihren Feuerlöschern die Flammen gezielt bekämpfen", meint der Mücke-Pilot.

Die Basis des Fahrzeugs und den größten Schutz für die Fahrer bietet das Monocoque. Dieses ist aus Carbon-Kevlarfaserverbund mit Aluminium-Honeycomb-Einlage gefertigt und so extrem standfest. Die Chance, dass dieses Monocoque, in dem der Fahrer sitzt, Schaden nimmt, ist verschwindend gering. Knautschzonen befinden sich rund um das Monocoque herum, so zum Beispiel an der Nase und den Seitenkästen. Alles Mögliche des Autos kann im Falle eines Unfalls abfliegen - und das ist auch gut so, denn damit wird Energie absorbiert. Auch im Heck des Fahrzeugs befindet sich eine Crashbox. Diese schützt das Auto nicht nur bei schweren Unfällen, sondern auch kleineren Kollisionen. Die Crashbox ragt über das Fahrzeugende hinaus, Heckflügel und Auspuff sind so geschützt.

Die Räder werden von Seilen am Chassis gehalten, Foto: BMW
Die Räder werden von Seilen am Chassis gehalten, Foto: BMW

Beim Aufprall ist es ratsam, die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Es wirken unglaubliche Kräfte auf die Radaufhängungen und auf die Lenksäule. Das Lenkrad kann so mit extremer Geschwindigkeit ausschlagen, Knochenbrüche können die Folge sein. "Im Fußraum kann hingegen nicht so viel passieren, außer man schlägt mit den Füßen an oder überkreuzt diese", sagt Philipp Eng. Im Formel BMW Auto ist man bekanntermaßen ohne Dach unterwegs. Bei einem Überschlag verhindert ein Stahl-Überrollbügel einen Aufschlag des Kopfes. "Der Fahrer muss sich deshalb unter einer gedachten Linie zwischen dem Cockpitrand und dem höchsten Punkt des Überrollbügels befinden. Bei kleingewachsenen Fahrern ist dies kein Problem. Hünen müssen da schon einmal die Pedale ganz nach hinten schieben und nach unten rutschen."

Nicht zu vernachlässigen ist ein kleines Detail an den Radaufhängungen. Die vier Räder sind mit Kohlefaser-Seilen am Auto befestigt und können so im Falle eines Aufhängungsbruches nicht vom Wagen abreißen. Geschützt werden dadurch nicht nur die Fahrer, sondern auch Streckenposten und Zuschauer. Natürlich sind die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen kein Freifahrtschein für eine zu risikoreiche Fahrweise. Falls dann doch mal etwas passieren sollte, sei es durch einen menschlichen Fehler oder technisches Versagen, sind die Chancen unglaublich hoch, dass der Fahrer unbeschadet und aus eigener Kraft aus seinem Formel BMW steigen kann.