Selbst ein Affe könne die modernen F1-Autos fahren, klagte Niki Lauda vor einigen Jahren. Mit all der Elektronik, den Fahrhilfen und der perfekten Vorbereitung ist die Formel 1 heutzutage für Neulinge einfacher denn je, aber das nötige Talent und Wissen, wie man ein Rennauto schnell und sicher über die Strecke bewegt, benötigen die Piloten trotzdem noch. Der besagte Zooliebling hätte wahrscheinlich schon beim Erreichen der Pedale erste Schwierigkeiten...

Aber wo sollen junge Nachwuchspiloten das Rüstzeug für eine spätere Motorsportkarriere erwerben, wenn sie dem Kartsport entwachsen sind? "Die Formel BMW hat sich als die Einstiegsserie etabliert", ist BMW Sauber-Pilot Nick Heidfeld überzeugt. "Zu meiner Zeit gab es noch viele verschiedene Serien, heute hat sich die Formel BMW unter diesen ganz klar herauskristallisiert."

Aber was lernt man in der Formel BMW alles, das man woanders nicht lernen kann? "Es ist eine riesige Umstellung vom Kart in ein Formelauto", sagt der erste Formel BMW-Weltfinalsieger Marco Holzer. "Alles ist viel größer, man muss schalten, die Geschwindigkeit ist viel höher - einfach alles ist ganz anders."

Einen Teil davon gleichen die größeren Rennstrecken aus, aber insgesamt werden die Fahrer mit den Setup-Möglichkeiten, der Medienarbeit, dem Fitnesstraining und dem Wettkampf auf der Strecke überschwemmt. "Die Instruktoren geben Tipps zur Abstimmung des FB02 oder zur Ideallinie. Das hilft ungemein", betont BMW Sauber-Testfahrer Timo Glock, der wie Sebastian Vettel und Nico Rosberg den Sprung aus der Formel BMW in die Formel 1 geschafft hat.

Bunte Lichter, dunkles Display: hier erfahren die Piloten alles Wissenwerte über ihr Auto., Foto: BMW
Bunte Lichter, dunkles Display: hier erfahren die Piloten alles Wissenwerte über ihr Auto., Foto: BMW

"Man sollte sich dem Limit von unten nähern", verrät Nick Heidfeld. "Wenn man am Anfang direkt einen Fehler macht, sich dreht, ist man eingeschüchtert, sitzt verkrampft im Auto." Deshalb sollte man sich zunächst langsam ans Limit herantasten, irgendwann spürt man das Auto und könne anfangen, damit zu spielen. Auch Heidfeld ist schon bei einigen Gelegenheiten mit dem Formel BMW gefahren. "Es hat Spaß gemacht", sagt er. "Das Auto lässt sich gut fahren, vor einigen Jahren war es extrem schwierig zu fahren, das Heck war ganz nervös. Aber das aktuelle Auto lässt sich recht einfach und gut fahren."

Und wie sollte man es am besten fahren? Für den Anfang sollte man Nicks Worten folgen und Auto und Fahrer nicht zu viel zumuten. Die Kurven lieber gerade, als mit blockierenden und schräg gestellten Rädern anbremsen - das geht meistens schief. In den Kurven selbst ist es am wichtigsten, dass man so früh wie möglich wieder auf das Gaspedal treten kann. Mit 140 PS ist der FB02 zwar mit genügend Power für die Nachwuchspiloten ausgestattet, aber umso früher man beschleunigen kann, desto höher ist die Endgeschwindigkeit auf der Geraden - und hier können schon 5 km/h ausreichen, um ein erfolgreiches Überholmanöver durchzuführen. Dann spielen ein paar Zehntelsekunden, die man durch eine nicht ganz perfekte Ideallinie bei der Kurvenanfahrt vielleicht verloren hat, keine Rolle mehr.

Sollte man trotzdem zu schnell in die Kurve fahren oder keinen Grip haben, droht das Auto unweigerlich am Heck auszubrechen, zu übersteuern. Dann heißt es blitzschnell schalten. Entweder man riskiert alles, gibt weiter Gas und versucht das Auto auf dem Gaspedal zu fangen und durch die Kurve zu bugsieren - für Anfänger keine besonders gute Idee. Die zweite Variante ist das genaue Gegenteil: Fuß vom Gas, gegenlenken und wenn sich das Auto hoffentlich wieder beruhigt hat, normal weiterfahren. Anders sieht die Reaktion bei Untersteuern aus. Sollte das Auto über die Vorderräder schieben und ein Einlenken in die Kurve nicht mehr möglich sein, gilt es in die entgegen gesetzte Richtung zu lenken, um den Reifen eine Chance auf Erholung zu bieten, danach die Lenkung wieder gerade stellen, bremsen und dann mit mehr Haftung noch einmal nachlenken, um die Kurve vielleicht doch noch zu bekommen.

Richtig schalten muss gelernt sein..., Foto: BMW
Richtig schalten muss gelernt sein..., Foto: BMW

Als wäre das noch nicht genug, müssen die angehenden Rennfahrer auch noch mit Zwischengas hantieren, etwas, dass in der Formel 1 automatisch von der Motorelektronik geregelt wird. Was sich harmlos anhört, ist am Anfang alles andere als einfach umzusetzen. Das sequentielle Getriebe verlangt beim Schalten nach einem kleinen Drehzahlstoß, um die Gänge besser wechseln zu können.

In der Theorie bedeutet das: Kurve mit Rechts anbremsen, mit Links die Kupplung treten, mit dem rechten Fuß leicht nach rechts abwippen, um kurz das Gaspedal zu betätigen, die Drehzahl zu erhöhen und dann mit der rechten Hand den Schalthebel zu betätigen. Danach Fuß von der Kupplung und schön weiter bremsen, um den Vorgang mit dem nächsten Gang zu wiederholen, bis man auf die gewünschte Geschwindigkeit im passenden Gang heruntergeschaltet hat. In der Praxis verschwimmt das alles zu einer gleichzeitigen Aktion, die wohl jeden von Nikis Affen jene berühmte Geste mit der Hand vor den Augen vollführen lassen würde...