1. - S wie Startaufstellung

"Es ist fantastisch", freute sich Mark Webber. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche steht er auf der Pole Position. Red Bull hat damit bei allen sechs Saisonrennen die Pole geholt. "Das ist ein gutes Ergebnis, aus dem wir am Sonntag Kapital schlagen müssen", sagt Webber. So wie in Barcelona, wo Webber einsam und allein zum Sieg fuhr.

Sein Teamkollege Sebastian Vettel startet in Monaco nur von Rang 3. "Es wäre viel schöner, aus der ersten Reihe zu starten", so Vettel. Ausgerechnet beim wichtigsten Qualifying des Jahres liegt er hinter seinem Teamkollegen Mark Webber und Robert Kubica - dem Überraschungsmann des Wochenendes. An einen Sieg denkt der Pole noch nicht. "Ich möchte nicht über einen Sieg sprechen", sagt er. "Ich konzentriere mich auf den Start, eine hoffentlich gute Rennpace und einen Boxenstopp zum richtigen Zeitpunkt." Die Pace von Renault reiche noch nicht für den Sieg aus.

McLaren hat schon 15 Mal in Monaco gewonnen. In diesem Jahr sollte der 16. Streich folgen. Doch die Silbernen bekommen die Reifen auf einer Runde nicht auf Temperatur. "Wenn die Reifen dann warm sind und sie ihre beste Leistung schon verloren haben, ist es schwer, so eine Zeit zu holen", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh.

Bei Mercedes standen sich die Fahrer gegenseitig im Weg. Nico Rosberg wurde zu spät auf die Strecke geschickt und fuhr genau vor Michael Schumacher heraus. Dieser schwächte die Auswirkungen ab: Es sei ohnehin keine perfekte Runde gewesen. Ärgerlich war es trotzdem. "Wir hätten auf die Pole fahren können", glaubt Rosberg. Stattdessen gab es nur die Startplätze 6 und 7. Im Q3 lief es bei beiden Mercedes-Piloten nicht rund.

2. - S wie Start

Überholen ist in Monaco fast unmöglich. Die Strategie ist in diesem Jahr auch nicht sehr hilfreich. Also muss der Start als Chance zum Positionswechsel herhalten. "Die gute Nachricht ist, dass ich innen starte und unsere Starts zuletzt gut waren", sagt Michael Schumacher. "Wir können also zumindest hoffen, ein oder zwei Plätze gutzumachen."

Robert Kubica ist der Geheimfavorit fürs Rennen, Foto: Sutton
Robert Kubica ist der Geheimfavorit fürs Rennen, Foto: Sutton

Das gleiche Ziel hat sich Sebastian Vettel gesetzt. "Wir stehen auf der sauberen Seite, vielleicht kann ich Robert [Kubica] am Start ausbeschleunigen. Die Starts von Renault waren in letzter Zeit nicht ganz so gut." Kubica sieht das anders. "Unsere Starts zu Saisonbeginn waren gut, zuletzt waren sie das weniger", gibt er zu. "Aber in Monaco ist die erste Bremszone aber nicht weit weg. Schmutzige Seite, saubere Seite - es gibt einen kleinen Unterschied, aber der ist so klein, dass wir uns nicht allzu viele Sorgen machen brauchen."

Vettel hofft deshalb auf ein kleines Wunder: "Vielleicht tun mir die Beiden vorne ja einen Gefallen und fahren in der ersten Kurve geradeaus..." Für die hinteren Startplätze wird der Start in Monaco erst recht zum Roulette. "Man muss sich irgendwie aus dem Verkehr raushalten, schauen, wo eher weniger Stau ist - außen oder innen", beschreibt Timo Glock. Je nachdem ob innen ein Auto steht oder außen eines in der Mauer hängt.

4. - S wie Start aus der Box

Fernando Alonso konnte nach einem Unfall im 3. Training nicht am Qualifying teilnehmen. Ferrari musste das Chassis an seinem F10 tauschen - das dauerte erstens zu lange und zweitens ist kein Chassistausch an einem Tag erlaubt.

"Wenn ich 100 Unfälle in meiner Karriere gebaut habe, dann blieb bei 99 Unfällen das Chassis heil, aber dieses Mal ist es passiert. Da können wir nichts machen", so Alonso. Ob er aus der Boxengasse aus starten wird, weiß er noch nicht. Denn aus der Box zu starten, habe Vor- und Nachteile. "Wenn man aus der Box startet, hat man einerseits keine Chance vielleicht am Start ein paar Autos zu überholen, andererseits ist man außer Gefahr, sollte es in der ersten Kurve krachen. Die Chancen stehen 50:50."

4. - S wie Strecke

In Monaco ist die Qualifikation schon das Rennen, meint Marc Surer. Denn nirgends ist die Startposition so wichtig wie in den Straßen des engen Fürstentums. Adrian Sutil sieht noch nicht mal theoretisch eine Überholmöglichkeit. "Vielleicht kann man aus dem Tunnel raus etwas probieren, aber es ist sehr schwierig zu überholen", sagt er.

Lewis Hamilton stimmt ihm zu. "Man könnte an der Ausfahrt des Tunnels überholen, aber auch dort ist es fast unmöglich", bestätigt der McLaren-Pilot, der in diesem Jahr schon öfter für riskante Manöver zuständig war. "Man muss den Gegner auf der schmutzigen Spur überholen, wahrscheinlich blockieren dann die Reifen und man muss wohl die Schikane abkürzen, weswegen man den anderen wieder vorbeilassen muss. Es ist sehr, sehr schwierig. Es ist nicht unmöglich, aber riskant."

5. - S wie Strategie

Wenn auf der Strecke nicht überholt werden kann, wird in der Formel 1 normalerweise die Strategie bemüht. Aber selbst das Wundermittel der modernen F1 ist in Monaco und speziell in diesem Jahr kein Allheilmittel. Durch das Tankverbot wird nur noch einmal gestoppt - auch auf den 78 Runden im Fürstentum. Somit sind die 310 Meter kurze Boxengasse und der Zeitverlust von 14,7 Sekunden (ohne Standzeit) wohl nur rein theoretisch interessante Werte.

McLaren-Chef Martin Whitmarsh sieht nur bei den Reifen eine Variationsmöglichkeit. "Wenn möglich, wird man länger auf dem Option-Reifen (weiche Mischung) fahren", erklärt er. Auch Sutil startet auf den weichen Reifen. "Das ist die bessere und sichere Variante", meint er. "Ich habe den Vorteil dass ich neue Reifen habe. Das hat mir schon in Barcelona geholfen." Nico Rosberg erwartet bei einigen Konkurrenten allerdings Graining an den Hinterreifen.

Für Fernando Alonso gibt es keine Wunderstrategie. "Vielleicht geht er eine andere Strategie mit den Reifen ein, aber soviel geht da auch nicht mehr", glaubt Sutil. Viele Platzgewinne sind nicht möglich. Mit Glück könne man bei der Boxenstoppstrategie einen Rang gewinnen, meint Michael Schumacher. "Das wird es sein." Mehr Möglichkeiten werden sich nicht ergeben. "Es sei denn, es geschehen unvorhergesehen Dinge."

Dann kommt in Monaco oft das Safety Car zum Einsatz. "Dann muss man die richtigen Entscheidungen treffen, denn ich bin mir sicher, es wird herauskommen", sagt Pedro de la Rosa. "Da muss das Team schnell reagieren."

6. - S wie Sonntagswetter

Adrian Sutil würde sich über Regen freuen, Foto: Sutton
Adrian Sutil würde sich über Regen freuen, Foto: Sutton

Seit Tagen wird darüber diskutiert, ob das Rennen in Monaco vielleicht noch zusätzliche Würze durch Regen erhalten könnte. Adrian Sutil würde es freuen, er ist nicht nur ein Monaco-, sondern auch ein Regen-Spezialist. Die Wahrscheinlichkeit für ein nasses Rennen am Sonntagnachmittag beträgt jedoch nur 20%.

7. - S wie Spannung

Mark Webber hat die beste Ausgangslage: Er startet von der Pole und das bei einem Rennen, bei dem Überholen nahezu unmöglich ist. Selbst von Platz 3 wird es für Sebastian Vettel schwer. "In Monaco geht es nicht um die Rennpace, sondern darum, das Auto ins Ziel zu bringen", sagt Robert Kubica. "Die Rennpace hilft dir, aber selbst wenn man eine Sekunde schneller ist, spielt das keine Rolle, weil man zum richtigen Zeitpunkt an die Box gehen muss, um vor allen zu bleiben - so funktioniert Monaco."

Trotzdem baut Vettel auf den Speed seines Autos. "Vielleicht sind wir bei der Rennpace in eine gute Richtung gegangen und deswegen fehlte uns im Qualifying das gewisse Extra", sagt er. Die Long Run Pace schätzt Vettel als ziemlich gut ein. Fernando Alonso wird Vettel kaum gefährden können. "Wir fahren zwei Rennen", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Felipe [Massa] befindet sich in einer sehr guten Ausgangslage für ein tolles Ergebnis. Mit Fernando haben wir einen Berg zu erklimmen, einen echten Alpengipfel."

Adrian Sutil glaubt nicht, dass das gelingen wird. "Ich glaube nicht, dass er nach vorne kommt", sagt Sutil. "Denn soviel schneller war Ferrari auch nicht, ungefähr eine halbe Sekunde pro Runde. Aber man verliert hier soviel, wenn man von Platz 24 wegfährt. In den ersten drei, vier Runden verliert man schon 40 Sekunden."

Zudem werden ihn die Fahrer auf den hinteren Startplätzen nicht durchwinken. "Er ist ein Renngegner wie jeder andere", betont Timo Glock. "Wenn er schneller ist, muss er erst einmal vorbeikommen." Das ist in Monaco selbst für einen Ferrari-Piloten nicht einfach. "Hier kannst du ihn das ganze Rennen hinter dir halten."

Deshalb rechnet auch Nico Rosberg von Platz 6 nicht mit einer Überraschung. "Es wird schwer", sagt er. "Die Plätze 6 und 7 sind schon ein Handikap, um uns große Aussichten auf den Sieg zu machen", bestätigt Michael Schumacher. "Selbst ein Podium wird schwierig."

Dafür träumt Lotus von einer kleinen Sensation. "Hier kann alles passieren", sagt Teamchef Tony Feranndes. "Natürlich müssen wir acht Plätze gutmachen, um einen Punkt zu holen - das ist eine schwierige Aufgabe, aber wer weiß? Vielleicht können wir für eine Überraschung sorgen."