Die Start- und Zielgerade des Circuit de Catalunya gehört mit knapp einem Kilometer zu den längsten im Formel 1-Kalender. Ein Grand Prix-Rennwagen benötigt für diese Strecke 11,5 Sekunden - für Formel 1-Verhältnisse eine Ewigkeit. Wenn der Pilot erst einmal auf der Geraden fährt, hat er kaum eine andere Aufgabe als den rechten Fuß fest Richtung vorderer Spritzwand zu drücken. "Die perfekte Gelegenheit, einmal durchzuatmen und sich auf die nächste Runde vorzubereiten", findet Robert Kubica. "Im Auto fühlt sich die Zeit endlos an. Da bietet es sich natürlich an, per Funk mit dem Renningenieur zu sprechen oder Einstellungen am Lenkrad vorzunehmen."

Aber was verstellen die Fahrer überhaupt im Rennen und was steckt hinter den vielen bunten Knöpfen zwischen ihren Händen? "Die wichtigsten Parameter, die der Pilot im Cockpit ändern kann, sind Differenzial-Einstellungen, Bremsbalance und Anstellwinkel des Frontflügels", erklärt der Leitende Renningenieur Alan Permane. "Mit diesen Verstellmöglichkeiten kann der Fahrer bei abnehmender Spritlast und nachlassender Reifenhaftung das Handling des Autos anpassen. Robert und Vitaly haben beide ein sehr gutes Gefühl dafür, wie sich diese Einstellungen auswirken. Natürlich beraten wir unsere Fahrer auch über Funk auf Basis der Daten, die wir in der Telemetrie ablesen."

Öfter und weniger oft

Im Durchschnitt ändern die Piloten das Differenzial-Mapping etwa alle fünf Runden. Andere Knöpfe werden häufiger betätigt. In Shanghai beispielsweise passte Vitaly Petrov in jeder Runde die Motorbremse an, um vor der tückischen Haarnadelkurve 14 am Ende der Gegengeraden optimal verzögern zu können. Die Bremsbalance von Kurve zu Kurve zu ändern, gehört schon fast zum Standardrepertoire der Profis.

Handlich, Foto: Sutton
Handlich, Foto: Sutton

Der 2009 eingeführte Knopf zur Verstellung des Frontflügels kommt ebenfalls häufig zum Einsatz. Auf Knopfdruck verstellt sich der Winkel der vorderen Flaps während der Fahrt um bis zu sechs Grad. Besonders gern nutzen die Teams ihn im Training. "Auf diese Weise können wir schnell und unkompliziert bestimmte Abstimmungsvarianten ausprobieren, ohne in den Boxen etwas verstellen zu müssen", erklärt Petrovs Renningenieur Mark Slade. "Oft fahren wir mit einem Basis-Setup los und fragen Vitaly dann, wie sich das Auto mit mehr oder weniger Abtrieb vom Frontflügel anfühlt."

Bestens vertraut

Mit den grundlegenden Funktionen der Lenkradknöpfe sind die Fahrer natürlich bestens vertraut. Es gibt aber auch Settings, die sie nur nach ausdrücklicher Aufforderung per Funk vornehmen. Ein Absenken der Drehzahlgrenze oder der Schaltzeitpunkte etwa schont das Triebwerk. Und über den "Mix"-Knopf können die Piloten das Kraftstoffgemisch magerer einstellen, um Sprit zu sparen, sofern es die Rennsituation erlaubt.

Das Lenkrad bietet sich zudem an, wichtige Informationen wie Rundenzeiten während des Rennens zu übermitteln. "Wir können sehr viele verschiedene Daten auf das Display übermitteln", bestätigt Slade. "Aber es ist nicht sinnvoll, den Fahrer mit Informationen zum Zustand seines Autos wie Drücke und Temperaturen zu überfrachten. Die entscheidende Zahl ist die Rundenzeit. Wir speichern ihren schnellsten Umlauf und schicken die jeweils aktuellen Zeiten zum Vergleich aufs Display."