1. - S wie Startaufstellung

Sebastian Vettel hat mal wieder bewiesen, dass er der Qualifying-König der Formel 1 ist. Im vierten Qualifying der Saison holte er sich die dritte Pole Position, die vierte für sein Team. "Wir waren hier etwas besorgt, wegen der langen Geraden", verriet Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. "In den Trainings war Lewis Hamilton sehr schnell, deshalb haben wir kontinuierlich am Auto gearbeitet, es aber erst im Qualifying richtig hinbekommen. Vettel war wie immer in seiner Qualifyingform."

Hinterher war er aus einem anderen Grund überrascht: "Wir hatten McLaren stärker eingeschätzt, warum sie so schwach waren im Q3, weiß ich nicht. Wir haben alles aus uns herausgeholt und ein paar Extrazehntel gefunden."

Das galt auch für den ersten Verfolger von Vettel und Mark Webber: Fernando Alonso auf Platz 3. "Wir haben das Maximum aus unserem Potenzial im Qualifying herausgeholt", sagte der Spanier. Hamilton war hingegen verwundert. "Ich bin etwas enttäuscht, denn ich dachte, dass wir auf Pole fahren könnten", sagte der Sechste. "Ich verstehe nicht, was am Auto nicht gestimmt hat."

Nico Rosberg war hingegen als Vierter begeistert. "Ich bin echt happy. Ich habe nicht erwartet, dass wir so weit nach vorne kommen. Das ist echt überraschend. Ich bin superhappy", sagte der Mercedes-GP-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Cool, mit Ferrari sind wir gleichauf und dann kommt noch Red Bull. Es scheint, dass wir uns gut gesteigert haben."

2. - S wie Start

In Sepang konnte Sebastian Vettel gleich zwei Gegner vor der ersten Kurve kassieren, einer davon war sein Teamkollege Mark Webber. Der startet in Shanghai neben Vettel aus der ersten Reihe. Kommt es zur Revanche? "Zum Glück ist der Weg in die erste Kurve nicht so lang", sagt Vettel. "Vielleicht muss Mark bis Barcelona warten." Sollte es regnen, sieht Vettel sich und seinen Teampartner im Vorteil. "Dann ist es gut, dass wir vorne stehen - denn mittendrin sieht man nicht so viel wegen des Spritzwassers."

Die Strecke in China weist die längste Gerade der Saison auf., Foto: Red Bull/GEPA
Die Strecke in China weist die längste Gerade der Saison auf., Foto: Red Bull/GEPA

Christian Danner setzt am Start auf Vettel. "Er hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er vom Start gut weg kommt. Dann ist er vorne und weg." Im letzten Jahr war das Vertrauen in Vettels Starts noch kleiner.

Sollte es trocken bleiben, hofft Michael Schumacher auf einen guten Start. "Auch die Starts haben in letzter Zeit gut funktioniert", sagt er und möchte gleich zu Beginn ein paar Plätze gutmachen. Die Startseite ist in Shanghai nicht entscheidend. "Beim Start gibt es keinen großen Unterschied zwischen der linken und der rechten Seite", sagt Nick Heidfeld.

Die schwierige erste Kurve könnte aber für Zwischenfälle sorgen. "Kurve 1 ist sehr lang, man ist ewig drin", erklärt Rosberg. "Wenn das Auto nicht gut ausbalanciert ist, hast du viel Untersteuern und musst warten, warten, warten... da kannst du als Fahrer nicht viel machen."

Auch Adrian Sutil hält die so genannte Schneckenkurve für eine Herausforderung. "Es ist eine schwierige Kurve", sagt er. "Man fährt rein, muss die Geschwindigkeit weiter reduzieren, weil die Kurve immer enger wird, endet im zweiten Gang, sieht den Scheitelpunkt nicht und kann viel verlieren."

3. - S wie Schumacher

Er war nur Neunter, aber gerade deswegen war Michael Schumacher einmal mehr das große Thema im Fahrerlager von Sepang. "Wir sind vor McLaren. Es wäre also schön gewesen, wenn ich das hätte umsetzen können", gestand er etwas enttäuscht.

Den Grund für seinen großen Abstand von sieben Zehnteln auf Teamkollege Rosberg suchte Schumacher zunächst im Heckflügel - Rosberg sei den alten gefahren, er den neuen. Dem war aber nicht so. Rosberg hatte nur einmal darüber nachgedacht, den Flügel zurückzurüsten. Also musste Schumacher anerkennen: "Tatsächlich hat Nico das gesamte Wochenende tolle Arbeit geleistet und das galt auch für das Qualifying."

Schumacher kämpfte das gesamte Wochenende mit der Balance. Die größten Probleme hat er ausgangs der langsamen Kurven. "Ich komme da nicht richtig raus." Am Setup liegt es nicht. "Unsere Setups sind ziemlich identisch, da gibt es keinen großen Unterschied." Selbst Ross Brawn rätselte. "Es ist seltsam, dass ein Fahrer in langsamen Kurven Probleme hat", sagt Ross Brawn. "Normalerweise ist das in schwierigen und schnellen Kurven der Fall."

Michael Schumacher zog erneut den Kürzeren gegen Rosberg., Foto: Mercedes GP
Michael Schumacher zog erneut den Kürzeren gegen Rosberg., Foto: Mercedes GP

Christian Klien hat seine eigene Theorie. "Die Strecke ist mit der ersten Kurve sicher nicht einfach, vor allem ist es schwierig mit diesen Autos die richtige Linie zu finden", erklärte er uns. "Das ist sicher für Schumacher neu, denn in den letzten Jahren sah es anders aus. Es wartet sicher noch viel Arbeit auf ihn, um die Lücke zu schließen."

4. - S wie Strecke

Die Rennstrecke in Shanghai ist technisch recht anspruchsvoll. Sie verlangt nach einem Auto, das in langsamen und schnellen Kurven gleichermaßen gut funktioniert. "Außerdem kommt es auf einen ordentlichen Topspeed sowie stabiles Verhalten in den Bremszonen an", erklärt Robert Kubica. Wegen dieser teils widersprüchlichen Anforderungen ist es kaum möglich, ein ideales Setup zu finden. "Du musst bei der aerodynamischen Balance zwangsläufig einen Kompromiss eingehen." Die meisten Fahrer setzen auf etwas mehr Abtrieb und opfern ein bisschen Höchstgeschwindigkeit.

Lewis Hamilton sieht keine besonders wichtige Kurve. "Alle Kurven sind gleich wichtig, es gibt keine besonders entscheidende Kurve, wo man besser sein muss als in anderen", sagt er. "Kurve 1 ist knifflig, dort kann man viel Zeit gewinnen auf dem Weg zu Kurve 2 und 3. Auf der Gegengeraden muss man den Ausgang gut erwischen, weil darauf die sehr lange Gerade folgt." Auf dieser könnte McLaren dank F-Kanal-System einen Überholvorteil haben. Andererseits können sie auch mit mehr Heckflügel fahren, ohne dabei Geschwindigkeit im Vergleich zu den anderen zu verlieren.

5. - S wie Strategie

Die Anzahl der Boxenstopps dürfte in einem Trockenrennen mal wieder überschaubar sein. Dennoch gilt es die schwierige Boxeneinfahrt zu bezwingen, dann eben nur einmal. "Es ist schwierig, den Bremspunkt perfekt hinzubekommen", sagt Sutil. "Man darf sich nicht verschätzen, hat keine Chance herumzuprobieren. Man muss zurückhaltend an die Kurve herangehen."

Schließlich habe Hamiltons Abflug vor ein paar Jahren gezeigt, wie schnell man auch in der Boxengasse im Kies stehen kann. Sutil sagt sich: "Lieber ein bisschen vorsichtiger machen und sicher an die Box kommen." Hamilton hatte damals Reifenprobleme. Auch in diesem Jahr erwartet Bridgestone Graining an den linken Vorderreifen und den rechten Hinterreifen.

"Der Shanghai International Circuit ist hart zu den Reifen", verrät Bridgestone-Technikchef Hirohide Hamashima. "Es bestehen sehr hohe laterale Kräfte und wir erwarten Graining an den linken Vorderreifen, besonders durch den steigenden Radius in Kurve zwei und die Überhöhung in Kurve dreizehn."

Angesichts des drohenden Regens haben einige Teams auf eine Regenabstimmung gesetzt. So splittete Toro Rosso das Setup zwischen Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi: Der Spanier fuhr ein Trockensetup, der Schweizer ein Regensetup. Jenson Button scheint auch auf Regen gesetzt zu haben. Er sagt: "Es wird wahrscheinlich regnen, aber das Setup, das wir haben, sollte ganz gut für nasse Bedingungen sein." Vettel fuhr hingegen mit einem vollen Trockensetup. Sollte es am Sonntag regnen, käme das Team laut Christian Horner dank des grundsätzlich hohen Abtriebs am RB6 ohnehin besser klar als die Konkurrenz.

6. - S wie Sonntagswetter

Vettel gewann das Regenrennen von 2009., Foto: Sutton
Vettel gewann das Regenrennen von 2009., Foto: Sutton

Vor dem Rennwochenende schwankten die Regenvorhersagen zwischen 55 und 85 Prozent. Christian Danners Wetterbericht besagt, dass es zu 99 Prozent regnen wird. "Fest steht: Es wird definitiv regnen", bestätigt Sebastian Vettel. "Die Frage ist: Wann?"

"Das Wetter soll ziemlich unvorhersehbar sein", weiß auch Michael Schumacher. "Das ist immer eine Option, um sich vorzukämpfen." In seiner Position wünsche man sich solche Umstände. "Unter normalen Bedingungen ist Überholen schwierig, Regen zum richtigen Zeitpunkt wäre willkommen."

Wie das Kräfteverhältnis im Nassen aussieht, kann niemand vorhersagen. "Bei den Wintertests waren nie alle zur gleichen Zeit bei den gleichen Bedingungen mit der gleichen Spritmenge draußen", betont Fernando Alonso. "Aber in Australien lief es für uns ziemlich gut..." Dort begann das Rennen auf nasser Strecke.

7. - S wie Spannung

Es droht ein Regenrennen - spannender geht es kaum. Das hat das verregnete Rennen im Vorjahr bewiesen. Damals gewann Sebastian Vettel. Der sieht eine Wiederholung des Vorjahressieges aber nicht als gegeben an. "Es ist ein langes Rennen, man darf niemanden abschreiben, wenn es regnet kann sowieso viel passieren", betont er. "Eine kleine Unachtsamkeit oder Aquaplaning am falschen Platz und schon ist es geschehen. Die anderen halten dann nicht an, um zu fragen, was passiert ist."

Nick Heidfeld sieht Vettel trotzdem als Favoriten. "Wir wissen, dass Sebastian im Regen stark ist, er hat voriges Jahr hier im Regen gewonnen", sagte er uns. "Da kann was durcheinander gewürfelt werden, aber trotzdem bleibt er der Favorit." Und dann gibt es da noch einen Deutschen, der im Regen früher Siege eingefahren hat: "Unsere Podestchancen sind eingeschränkt", sagt Michael Schumacher. "Aber die Hoffnung stirbt zuletzt."