Vor einer Woche war die Stimmung bei Red Bull noch ziemlich gedrückt. Statt den zweiten Sieg im zweiten Rennen eingefahren zu haben, war zum zweiten Mal ein möglicher Sieg einem Defekt zum Opfer gefallen. Dafür gab es dann auch durchaus harte Kritik an dem Rennstall, doch die dürfte sich nach dem Wochenende in Malaysia vorerst wieder in Luft auflösen - bis auf ein kleines Problem, als der Schlagschrauber bei Mark Webbers Boxenstopp nicht sofort von der Radmutter wollte, lief das Rennen fehlerfrei. Mit Sebastian Vettel und Webber wurde ein Doppelsieg eingefahren und damit bewies Red Bull, dass sein Auto nicht nur schnell ist, sondern eine Führung auch über die Renndistanz halten kann.

"Der Sonntag in Melbourne war recht frustrierend. Dort hätte es eigentlich ein Ergebnis geben sollen wie heute. Aber das war erst vor sieben Tagen und heute Abend fühlen wir uns sicher besser als damals", meinte Teamchef Christian Horner am Sonntagabend in Sepang. Am coolsten habe die ganze Situation Vettel genommen, erklärte der Teamchef. "Er weiß, er hat ein schnelles Auto. Deswegen ist seine Motivation auch enorm. Ja, er war in der Position die ersten beiden Rennen zu gewinnen und konnte das dann nicht; er war aber zumindest in der Position. Jetzt hat er endlich den Sieg und wir stehen mit beiden Fahrern in der WM gut da", sagte Horner.

Die ersten 500 Meter

Gerade wegen der reinen Pace bei den ersten drei Grand Prix konnte er zufrieden festhalten: auf drei sehr verschiedenen Strecken war das Team stark genug, um die Rennen zu gewinnen. "Das Auto läuft gut, die Jungs leisten tolle Arbeit. Bei den Fahrern gab es heute keinen Unterschied. Es waren nur die ersten 500 Meter, die den Ausschlag gaben. Sebastian hatte den besseren Start und noch dazu Windschatten. Dadurch kam er besser in Kurve eins. Das hat das Rennen zwischen den beiden entschieden", sagte Horner.

Christian Horner hat vor der Konkurrenz Respekt, aber keine Angst, Foto: Sutton
Christian Horner hat vor der Konkurrenz Respekt, aber keine Angst, Foto: Sutton

Sollte sich das Auto nun dauerhaft als zuverlässig erweisen, muss Red Bull zu den Titelanwärtern gezählt werden. Angst vor Namen wie Ferrari und McLaren will das Team jedenfalls nicht zeigen. "Wir haben für alle Gegner viel Respekt. Wir haben aber viel Vertrauen ins Team, haben tolle Leute bei uns und zwei starke Fahrer. Wir haben all das Know-how und die Fähigkeiten, um McLaren und Ferrari die ganze Saison zu fordern", sagte Horner. Als große Gejagte sah er Red Bull aber noch nicht. "Wir liegen in keiner der Weltmeisterschaften vorne. Wir haben ein gutes Auto, das gewinnen kann. Es geht aber über 19 Rennen, nicht eines oder drei. Wir haben eine gute Basis und ein paar gute Dinge in der Pipeline."

Darunter auch das Heckflügel-System, wie es McLaren bereits einsetzt, um absichtlich die Strömung am Heckflügel abreißen zu lassen und mehr Top Speed zu erhalten. Wann das System kommt, konnte Horner aber noch nicht sagen. "Das kommt irgendwann mit einem Update. Das ist ein kompliziertes Stück Technik und es ist wichtig, das richtig hinzubekommen. Die Jungs werden es also erst bringen wollen, wenn sie mit der Lösung zufrieden sind."

Ein paar Scherzchen

Angesichts des guten Ergebnisses war Horner auch ein wenig zum Scherzen aufgelegt. Eine Sache war wieder einmal die angebliche Fahrhöhen-Kontrolle, auf die er abermals angesprochen wurde. Immerhin soll die FIA nun nur wegen der theoretischen Möglichkeit, das irgendwer wirklich so etwas bauen könnte, einfach erlauben wollen, eine Verstellung der Aufhängung zwischen Qualifying und Rennen zu erlauben. Horner zeigte sich uninteressiert. "Wir haben sowas nicht, so einfach. Wenn McLaren so etwas in China hat, werden wir also Protest einlegen, denn das ist ja illegal. Die FIA hat gestern Abend einen genauen Blick auf unser Auto geworfen. Sie fanden aber nur schwer etwas, weil da nichts ist." Eine kleine Bitte an die FIA hatte Horner aber doch, als ihn jemand nach möglichen Regel-Verbesserungen fragte: "Ich denke, wir sollten nichts ändern. Am besten alle Teile werden jetzt homologiert. Das wäre es."