Déja-vu in der Formel 1 2010. Alles schon mal gesehen - im Jahr 2009, sogar im noch größeren Maßstab: Jenson Button, damals noch im Brawn, holt sich den Weltmeistertitel unter anderem auch deshalb, weil es an Sebastian Vettels Red Bull, dem schnellsten Auto der zweiten Saisonhälfte, zu viele Fehler und Pannen gibt. Jetzt ist es schon wieder so: Button sitzt zwar inzwischen im McLaren-Mercedes - und gewinnt in Australien, weil bei Red Bull schon wieder etwas schiefgeht - und wieder am Vettel-Auto.

Der Red Bull von Sebastian Vettel ist schnell, aber auch gebrechlich., Foto: Red Bull/GEPA
Der Red Bull von Sebastian Vettel ist schnell, aber auch gebrechlich., Foto: Red Bull/GEPA

Dass er dabei nebenbei auch noch mit dem Mercedes­Kundenteam McLaren das Mercedes-Werksteam klar in die Schranken weißt, so wie er letztes Jahr mit dem Kundenauto Brawn das damalige Werksteam McLaren-Mercedes hinter sich ließ, ist nur eine kleine Pointe am Rande. Der amtierende Weltmeister wollte in Australien zwar nicht unumwunden zugeben, dass er gegen Vettel unter normalen Umständen keine Siegchance gehabt hätte, "das hätte man sehen müssen, es gibt da immer Wenn und Aber, früher war der Red Bull zum Beispiel immer recht hart zu den Reifen" - doch da redet sich der Brite die Sache wohl selbst ein bisschen schön - dass er an Vettel noch vorbei gekommen wäre, glaubte außer ihm im Fahrerlager von Melbourne wohl kaum jemand.

Was Vettel aber auch nichts nützt - das große Problem für ihn ist jetzt, wie man Abhilfe schaffen kann, ehe auch dieses Jahr den Weg des vergangenen geht und die Defekte ihn am Ende womöglich wieder den Titel kosten. Red-Bull Teamchef Christian Horner fällt auf die Frage, was man denn tun könne, um solche nervigen und folgenschweren Pannen in Zukunft zu vermeiden, auch nicht viel mehr ein, als zu einer Beruhigungsstrategie zu greifen:

"Kein Panik, die Saison ist noch lang, Sebastian hat halt jetzt zweimal hintereinander extremes Pech gehabt, aber das wird den anderen auch noch passieren. Und wir haben dabei immer noch den Vorteil, dass wir das schnellste Auto haben. Man sollte jetzt aus diesen zwei Ereignissen nicht ableiten, dass wir ein grundsätzliches Zuverlässigkeitsproblem haben und dass sich diese Zwischenfälle permanent wiederholen würden. Wir müssen nur fokussiert bleiben und auf unsere Stärke vertrauen. Ich bin sicher - schon in Malaysia werden wir wieder noch ein bisschen besser sein."

Eigenartig ist es schon: Zumindest die Defekte in diesem Jahr passen in kein Schema, lassen sich auch nicht wirklich mit dem üblichen Vorwurf erklären, Red-Bull-Designer Adrian Newey ginge mit seinen Konstruktionen eben immer so nahe an oder sogar über alle Grenzen, dass die Zuverlässigkeit leide. Eine defekte Zündkerze wie in Bahrain ist tatsächlich etwas ausgesprochen Ungewöhnliches - und wenn, liegt die Verantwortung dafür bei Renault.

Vettel kann das Glück der Fans gebrauchen., Foto: Sutton
Vettel kann das Glück der Fans gebrauchen., Foto: Sutton

Das nicht ganz korrekt aufgesetzte Rad von Melbourne mit all den daraus resultierenden Folgeschäden fällt eigentlich vom Grundsatz her eher in die Kategorie menschlicher als technischer Fehler. Allerdings merkt da RTL-Experte Christian Danner: "Vielleicht müsste man da das ganze System überdenken. Eigentlich dürfte das gar nicht möglich sein, dass man das Rad so befestigen kann, wenn es nicht korrekt aufgesetzt ist. Es könnte sein, dass man da an der Konstruktion in dem Bereich was ändern könnte oder müsste."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug kennt das Dilemma häufiger Defekte aus eigener Erfahrung ganz genau: "Wir hatten ja auch solche Phasen, wo wir zwar die schnellsten waren, aber dann immer wieder etwas schiefgeht. Das ist wahnsinnig schwer, da etwas dagegen zu unternehmen".

Der immer wieder schnell laut werdende Ruf nach besserer Qualitätskontrolle ist auch gar nicht so schnell und einfach umzusetzen, gerade, wenn es sich um völlig ungewöhnliche Probleme handelt und vielleicht auch noch Zulieferer beteiligt sind. Ratschläge will und kann er deshalb keine geben: "Die Frage, was da abläuft, muss Red Bull beantworten - aber so ist die Formel 1." Allerdings macht er den Konkurrenten und Vettel Mut, "der ja auch mein Freund ist, nicht nur ein Konkurrent": "Die werden es schon noch hinbekommen mit ihrem starken Paket."