1. Warum verlor Vettel erneut den Sieg?

Wie die Bilder sich gleichen können: Die Wüste von Sakhir und der Albert Park in Melbourne haben nur wenig gemeinsam - außer einem zutiefst enttäuschten Sebastian Vettel. "Es geht mir auf die Eier", sagte der Red Bull-Pilot im ersten Frust nach seinem zweiten verlorenen Sieg im zweiten Rennen. "Ich hatte vorne links Funkenschlag und am Lenkrad spürte ich Vibrationen. Auf Kurve 13 hin habe ich vorsichtig angebremst und dann ging es nur mehr geradeaus."

Das Problem: Beim Boxenstopp wurde eine Radmutter am linken Vorderrad wohl nicht richtig angezogen. Sie löste sich, verschaffte dem Rad zu viel Spiel, was die Bolzen abscherte, wodurch das Rad auf der Nabe durchdrehte. "Er hat eine Unwucht am linken Vorderrad gemeldet, die wir in der Telemetrie gesehen hatten", verriet Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Das Problem hat sich jedoch wieder stabilisiert." Deshalb holte das Team Vettel nicht sofort an die Box. "Wenn wir ihn reingeholt hätten, hätte er weiterfahren können, sofern das Rad heruntergegangen wäre. Dann hätte er noch in die Punkte fahren können."

2. Warum musste Schumacher den Flügel wechseln?

Der Start war gut, doch schon in Kurve 1 verflüchtigten sich Michael Schumachers Hoffnungen auf den ersten Podestplatz der zweiten F1-Karriere. "Am Start ging es wild her, es wurde geschoben, gemacht und getan", erklärte Schumacher. "Bei diesen Bedingungen war es äußerst schwierig, die Kontrolle zu haben."

Jenson Button und Fernando Alonso hatten ebenfalls keine Kontrolle. "Die erste Kurve ist sehr eng. Alonso und ich gingen in die Kurve, Schumacher war außen", schilderte der spätere Sieger Button. "Ich hatte nicht erwartet, dass Alonso so schnell herein zieht. Ich dachte, er würde mir etwas Platz lassen, aber ich schätze, dass er das nicht konnte, weil Michael neben ihm außen war."

Das Ergebnis: Button und Alonso berührten sich, der Ferrari drehte sich und beschädigte Schumachers Frontflügel. Der folgende Boxenstopp warf den Mercedes-Piloten nach ganz hinten zurück. "Das ist einfach Racing", sagte Schumacher. "Er hatte keine Schuld", sagte uns Niki Lauda. "Das Rennen war damit schon von Anfang an verwachst."

3. Warum hing Schumacher hinter Alguersuari fest?

Lotus, Virgin, Toro Rosso - Schumacher machte mit allen Bekanntschaft., Foto: Sutton
Lotus, Virgin, Toro Rosso - Schumacher machte mit allen Bekanntschaft., Foto: Sutton

Während Fernando Alonso und Lewis Hamilton auch von weiter hinten nach vorne preschen konnten, blieb Michael Schumacher im Mittelfeld stecken. Lange fuhr er hinter dem Toro Rosso von Jaime Alguersuari. "Die Jungs geben Gas", erkannte der siebenfache Champion an. "Wir waren zusammen teilweise schneller als die Spitze. Er hat das Maximum gegeben. Ich hätte noch schneller fahren können, aber es hat nicht gereicht, um ihn zu überholen."

Die Begründung lieferte Schumacher nach: "Vettel ist auch allen um die Ohren gefahren, aber in Bahrain kam sein Teamkollege Webber nicht an uns vorbei." Man müsse über eine Sekunde schneller sein, um zu überholen. "Wir waren um einiges schneller, aber nicht so schnell, dass man überholen konnte." Stattdessen musste er auf einen Fehler von Alguersuari warten, den er auch nutzte.

"Der Zweikampf war nett", sagte der junge Spanier. "Ich spürte großen Druck und ich konnte ihn für einige Runden hinter mir halten. Einige Runden vor Ende machte ich in Kurve 13 einen kleinen Fehler und er kam vorbei. Dieser Fehler hat mich einen Punkt gekostet."

4. Warum war Hamilton sauer aufs Team?

Lewis Hamilton hätte der Held des Rennens werden können. Sogar ein Sieg von Startplatz 11 lag zweitweise im Bereich des Möglichen. "Es war das Rennen meines Lebens", sagte Hamilton. Belohnt wurde er dafür nicht, jedenfalls nicht so, wie er es sich gewünscht hätte. "Aufgrund der Strategie wurde ich leider zurückgeworfen."

Sein Kritikpunkt: McLaren holte Hamilton zu einem zweiten Reifenwechsel an die Box; sein Teamkollege Jenson Button und die Ferrari-Fahrer blieben draußen - und kamen vor ihm ins Ziel. "Die Strategie war nicht richtig", kritisierte Hamilton. "Ich war Dritter und alle vor mir haben nicht noch mal gestoppt. Meine Reifen waren gut, aber ich wurde rein geholt und plötzlich hatte ich 20 Sekunden Rückstand, habe meine Reifen zerstört und es war unmöglich zu überholen. Am Ende wurde ich von Mark Webber abgeschossen. Das war nicht cool."

5. Warum raste Kobayashi in Buemi und Hülkenberg?

Neben der Weltmeisterkollision zwischen Alonso, Button und Schumacher in Kurve 1 gab es in der Startrunde noch einen großen Knall: Kamui Kobayashi raste seitlich in die Autos von Sebastien Buemi und Nico Hülkenberg. Ausgelöst wurde der Abflug des Japaners durch einen gebrochenen Frontflügel, der sich unter seinem Sauber verklemmt hatte. "Ich hatte keine Kontrolle mehr", sagte Kobayashi.

Lewis Hamilton hätte sich einen Doppelsieg gewünscht., Foto: Sutton
Lewis Hamilton hätte sich einen Doppelsieg gewünscht., Foto: Sutton

"Nachdem er Kontakt mit einem anderen Auto hatte, brach der Frontflügel. Kamui flog von der Strecke und traf dabei unglücklicherweise auch noch andere Autos", erklärte Teamchef Peter Sauber. Kobayashi war sich nicht so sicher, was den Unfall ausgelöst hatte. "Es sieht so aus, als ob ich in Kurve drei einen Randstein oder ein anderes Auto berührt habe. Es ging sehr eng zu, ich erinnere mich an keinen größeren Zwischenfall, aber laut der Daten war da anscheinend ein Kontakt."

6. Warum fuhr Webber Hamilton ins Heck?

Während Lewis Hamilton mit Wut im Bauch versuchte, an Fernando Alonso vorbeizugehen, schoss ihn Mark Webber von hinten ab. Jackie Stewart nahm den Australier in Schutz. Er sagte uns: "Was passierte, war, dass Alonso die Räder blockierte und Lewis härter bremsen musste als gedacht. Es gibt keine Bremslichter an den Autos, also fuhr Mark auf."

Die Rennkommissare sahen das anders, sie verwarnten Webber für die Aktion. Er selbst fuhr nach einem ziemlich wechselhaften und verkorksten Rennen ebenfalls mit Wut im Bauch. "Ich bin wenigstens kämpfend untergegangen", sagte er. "Der erste Stopp und einige andere Sachen gingen daneben. Es war das Beste alle Bedenken in den Wind zu schlagen und mich reinzuhängen."

Den Auffahrunfall mit Hamilton beschrieb er so: "Lewis hatte eine guten Top-Speed und es war sehr schwer, an ihn ran zu kommen. Als ich zu nah an ihm dran war, verlor ich den Grip vom Frontflügel. Ich konnte das Auto nicht mehr anhalten. Ich versuchte noch, nach innen zu ziehen, um eine Rad an Rad Berührung zu erzeugen. Am Ende erwischte ich jedoch mit meinem Frontflügel seinen Hinterreifen. That's racing." Helmut Marko nahm es auf seine typisch steirische Art: "Sein Rennen war zu diesem Zeitpunkt eh schon verhauen."

7. Was brachte Button den Sieg?

Jenson Button profitierte gleich von mehreren Faktoren. Einmal natürlich von Sebastian Vettels Ausfall, ohne den er das Rennen nicht gewonnen hätte. Dann davon, dass die Kollision mit Alonso in Kurve 1 für ihn glimpflich verlief - er blieb in der Spitzengruppe. Am meisten jedoch von seiner Entscheidung, als Erster von Intermediates auf Slicks zu wechseln.

"Der Wechsel war notwendig, denn ich hatte überhaupt keine Balance mit den Intermediates", erklärte Button. "Ich kämpfte mit Übersteuern und verlor jede Runde Plätze." Anscheinend stimmte sein Setup im Nassen nicht. "Meine Reifen wären nach zwei weiteren Runden vollkommen kaputt gewesen, deshalb entschied ich mich das Risiko einzugehen" Das zahlte sich aus, obwohl er zunächst dachte, einen Fehler begangen zu haben. "Sicher kann man sagen, dass wir Glück hatten, aber ich finde, wir haben einfach die richtigen Entscheidungen getroffen. Es geht nicht nur um den Speed, sondern darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen, konstant zu sein und auf das Auto Acht zu geben."

8. Wie kam Alonso wieder nach vorne?

Fernando Alonso steckte mitten im Startchaos., Foto: Sutton
Fernando Alonso steckte mitten im Startchaos., Foto: Sutton

"Ich war in der ersten Kurve Letzter, somit ist Platz 4 ein besseres Ergebnis als ich erwartet hatte", sagte Fernando Alonso nach dem Rennen. "Ich war nicht davon überzeugt, dass ich in die Punkte kommen könnte." Entsprechend ging er mit Wut im Bauch zu Werke: Auf seinen ersten Runden mit Intermediates fuhr er zwei Sekunden schneller als die anderen Fahrer. "Ich habe mich nicht darum geschert. Ich dachte, vielleicht fliege ich ab oder vielleicht hole ich auf - es war volle Attacke."

Zugute ihm ihm die Tatsache, dass sein Ferrari den Speed gehen konnte. "Das Auto war so viel schneller als alle anderen", sagte Alonso. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg war die Entscheidung für eine Einstoppstrategie. "Wenn wir ein zweites Mal gestoppt hätten, hätten wir definitiv ein paar Plätze verloren", glaubt Chris Dyer. So waren sich die Roten bewusst, dass sie in den Schlussrunden die Positionen gegen die aufrückenden Verfolger verteidigen mussten. "Aber das Ergebnis war positiv", betonte Dyer.