Es gibt kein Drumherum. Die Zeiten sind nach wie vor hart, Arbeit ist schwer zu finden und viele müssen momentan dabei zusehen, wie andere einer Beschäftigung nachgehen, während sie selbst nur Däumchen drehen und sich fragen können, wie es denn wäre, selbst das Ruder in die Hand nehmen zu können. So auch Adrian, der des Zusehens aber überdrüssig wurde und die Initiative ergriff. Statt einfach nichts zu tun, rief er eine Tanztruppe ins Leben, die in einigen Bereichen dieser Erde wohl als "exotisch" bezeichnet werden würde. "Thunder from Down Under" nannte er die Gruppe, die mit sieben Mann auszog, um der Welt den Rhythmus beizubringen und Frauen die Knie weich zu machen.

Jeder der Sieben hatte seine eigenen Vorzüge, mit denen er dem Publikum Jubel entlocken konnte. Bei Michael war es etwa von Vorteil, dass er einen Sixpack nicht im Supermarkt kaufen musste, sondern selbst einen hatte. Da er der Senior des Septetts war, hatte er sich auch eine kleine Auftrittshilfe besorgt. So ein Stuhl lässt sich eben auch gekonnt umtanzen. "Es fühlt sich besser an, es ist handlicher, es ist präziser", meinte er und legte eine Sohle aufs Parkett, die so einigen Staunen entlockte.

Blonde Mähnen begeistern, Foto: Sutton
Blonde Mähnen begeistern, Foto: Sutton

Bei Nico waren seine Vorzüge augenscheinlich. Seine blonde Mähne konnte beinahe alles und jeden verzaubern. Doch so eine echte Verführer-Matte bedeutet auch Arbeit, denn bei einem schweißtreibenden Auftritt kann das Haar schon leiden. Speziell bei seinem jüngsten Auftritt in Melbourne gab es viel zu tun. Open Air und Regen verträgt sich eben nicht gut miteinander, vor allem wenn am nächsten Tag gleich die nächste Show ansteht. "Heute Abend wird das sehr viel Arbeit, um das alles zusammenzukriegen, damit wir morgen gut dastehen. Ich bin aber optimistisch, dass wir das hinkriegen", erklärte Nico.

Initiator Adrian selbst setzte auf mehrere Gimmicks. Ein leistungsstarker Ghettoblaster vom Elektronikhersteller seines Vertrauens musste ebenso mit auf die Bühne, wie krasse Sonnenbrillen. Zeitweise nahm er auch noch ein Klavier mit auf die Bühne, von dem er sich einen besonderen Effekt auf die Zuseherinnen erhoffte. "Ich glaube dran, auf jeden Fall", meinte er. So ein Auftritt erforderte natürlich eine umfassende Vorbereitung, weswegen er immer schon einen Tag früher anreiste, um neben den Aufbauten auch seine eigene Nummer wieder und wieder zu kontrollieren. "Morgen ist noch Zeit und ich bin sowieso gut vorbereitet, ich mach mir da keine Sorgen", war sein Standard-Spruch, wenn es in der Probe einmal nicht so lief.

Jugendlicher Charme und flotter Rhythmus, das haut rein, Foto: Sutton
Jugendlicher Charme und flotter Rhythmus, das haut rein, Foto: Sutton

Etwas lockerer ging Sebastian die ganze Sache an. Er setzte einfach auf jugendlichen Charme, der auch gut ankam. Dass er einen Rhythmus aufs Parkett tanzen konnte, den keiner mitzuhalten vermochte, war allerdings auch hilfreich. Dabei übertrieb er es aber manchmal. "Ich hatte einen kurzen Ausritt am Ende der zweiten Session, das war sicher nicht ideal, aber so etwas passiert", musste er beispielsweise nach einer Freitagabend-Vorstellung in Melbourne sagen. Sein unbändiges Tempo zu zügeln, das machte er sich zur Aufgabe, um irgendwann einmal der Größte zu werden. "Es wird ein langer und harter Weg", wusste aber auch er.

Körperlich bereits recht groß war Hulk, der sich einen besonderen Kniff für seine Einlagen ausgedacht hatte. Er ließ sich komplett grün anmalen, um etwas Besonderes zu bieten. Ob ihm die Anmalerei nicht auf die Nerven ginge, wurde er deswegen gefragt. "Ich habe es genossen", antwortete er. Etwas mehr Probleme bereitete ihm meist die schon etwas desolate Bühne, die nach Sebastians Auftritten nicht mehr ganz so leicht zu betanzen war. "Sie ist sehr wellig, aber macht viel Spaß", war Hulks Aussage dazu, bevor er tanzte und tanzte und tanzte.

Die Fans findens gut, Foto: Sutton
Die Fans findens gut, Foto: Sutton

Um ein paar ganz andere Gelüste des Publikums zu bedienen, ließ sich Sebastien eine Küche als Dekoration für seine Auftritte basteln. Seine Spezialität: Mettbrötchen, die er mit gezielten Würfen im Publikum verteilte und somit auch die Gaumenfreuden befriedigen konnte. So etwas brauchte natürlich auch Übung. Nicht nur, dass er im Takt streichen musste, er durfte auch keine Zuseher durch die fliegenden Brötchen verletzen. Deswegen trainierte er vor jedem Auftritt zumindest zwei Mal, schließlich sollen ja keine Klagen kommen. "Mit den beiden Trainingssitzungen bin ich sehr zufrieden, auch wenn das Wetter nicht mitspielte. Ich konnte alle Sitzungen einwandfrei beenden", meinte er, bevor er in der Samstags-Show in Melbourne alle zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Blieb noch Timo, der ein wenig das Sorgenkind der Gruppe war, weil bei ihm trotz sorgfältigster Vorbereitung immer die Technik irgendwelche Schwierigkeiten machte. So wollte beispielsweise einmal bei einer Matinee der Kran nicht funktionieren, der ihn kopfüber auf die Bühne herablassen sollte. "Wir hatten heute Morgen schon wieder ein Getriebeproblem, das sich in die zweite Session gezogen hat", erzählte er. "Die Getriebetemperatur geht ein bisschen zu hoch, wir denken aber, dass wir wissen aus welchen Gründen. Wir müssen es nur in den Griff bekommen. Das ist das Hauptproblem." Wieder und wieder passierten ihm so komische Dinge und der nach Perfektion strebende Timo wurde etwas frustriert. "Das nagt schon ein bisschen an mir", gab er zu. "Wenn wir die Probleme nicht in den Griff bekommen, seht ihr mich bald richtig ungeduldig." Irgendwann wird aber alles besser, das wird auch Timo so gehen, damit auch er Down Under richtig Thunder machen kann.