Gewinner: Felipe Massa

Bei den Fahrern zählt Felipe Massa zu den Siegern: Der Brasilianer war seit der Verpflichtung von Fernando Alonso bei Ferrari von vielen schon von vornherein abgeschrieben worden als blankes Kanonenfutter für den Spanier - keine Chance würde er gegen den zweimaligen Weltmeister haben, prophezeiten viele Experten.

Selbst als sich Massa beim Testen hinter den Zeiten seines Teamkollegen durchaus nicht zu verstecken brauchte, unkten noch viele: "Ja, aber wartet erst mal ab, bis es richtig losgeht, dann wird sich erst das wahre Bild zeigen." Doch in Bahrain bewies der Vizeweltmeister von 2008 bei seinem Comebackrennen, dass er ganz bestimmt nicht gewillt ist, sich von vorne herein mit einer Nummer-2-Position abzufinden.

Felipe Massa hatte im Qualifying die rote Oberhand., Foto: Sutton
Felipe Massa hatte im Qualifying die rote Oberhand., Foto: Sutton

Im Qualifying ließ er erst mal Alonso zur Überraschung vieler hinter sich - und auch wenn der Spanier in seine schnellste Runde einen Fehler eingebaut hatte, der ein paar Zehntel kostete: Auch fehlerfrei zu bleiben, gehört eben dazu. Am Start konnte Alonso zwar die saubere Straßenseite ausnutzen und sich gleich vor seinen Teamkollegen setzten, aber solange Massa nicht wegen der Temperaturprobleme an seinem Ferrari zurückstecken musste, blieb er stets in Schlagdistanz, fuhr praktisch die gleichen Rundenzeiten wie der Spanier.

Gewinner: HRT

Bei den Teams ist gehört HRT Hispania zu den Gewinnern. Obwohl der eine oder andere vielleicht lächeln mag darüber, ein Team, das noch mit einigem Abstand hinterherfuhr, zu den Gewinnern des Wochenendes zu zählen: Was die Hispania-Truppe unter der Führung von Colin Kolles in den Wochen vor und in Bahrain auf die Beine stellte, war mehr als beachtlich.

Ein Shakedown und erste Tests unter Rennbedingungen vor den Augen von hunderten von Kameras, dabei als neu zusammen gestellte, größtenteils von den Top-Führungsleuten einmal abgesehen, nicht Formel-1-erfahrene Mannschaft, nicht die Nerven zu verlieren, das geplante Programm zumindest mit einem Auto weitgehend durchzuziehen, dazu gehört schon einiges.

HRT fuhr hinterher, zeigte aber trotzdem eine starke Leistung., Foto: Sutton
HRT fuhr hinterher, zeigte aber trotzdem eine starke Leistung., Foto: Sutton

Der Rückstand auf die Spitze unter gleichen Bedingungen verringerte sich von Freitag bis Sonntag von 11,5 auf etwa 7 Sekunden - ohne das Bruno Senna dabei das Ziel hatte, irgendwann wirklich das Limit des Autos auszureizen, "schließlich ging es in erster Linie ums Datensammeln, so weit wie möglich kommen, kein Risiko eingehen." Dass dann der eine Wasserschlauch am Kühler abfiel, weil eine Metallschelle brach, war ärgerlich, trübte aber nicht den Gesamteindruck, dass da etwas am Entstehen ist, was im Laufe der Saison durchaus noch etwas werden kann.

Mark Gallagher von Cosworth, der ja mit allen neuen Teams zusammenarbeitet, ist jedenfalls überzeugt: "Die haben, auch durch das Dallara-Knowhow natürlich, von allen Neulingen die beste Basis. Wir waren wirklich überrascht und angetan von dem Wissensstand und der Professionalität. Und sie haben jetzt auch gute, erfahrene Leute an der Spitze - die können durchaus bis Mitte der Saison das Beste der neuen Teams werden."

Verlierer: Mark Webber

Mark Webber war dagegen einer der Verlierer: Letztes Jahr hatte er noch einen guten Grund dafür, dass Sebastian Vettel ihn auf Anhieb in den Schatten stellte - die schweren Verletzungen bei seinem Radunfall in Australien, Trainingsrückstand, deutlich weniger Testkilometer. Doch 2010 wollte Mark Webber eigentlich ganz anders in die Saison starten, auf Augenhöhe mit seinem jungen Teamkollegen, ganz getreu der Prognose von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, nicht nur Vettel, sondern auch Webber könne dieses Jahr Weltmeister werden.

Mark Webber enttäuschte beim Saisonauftakt., Foto: Sutton
Mark Webber enttäuschte beim Saisonauftakt., Foto: Sutton

Doch Bahrain war ein ziemlicher Schlag ins Kontor: Schlüssel war bereits das völlig verpatzte Qualifying. Im Gegensatz zu Vettel, der im entscheidenden Moment wieder einmal eine Traumrunde hinlegte, ging bei Webber genau dann sehr viel schief. "Ich bin meine schlechteste Qualirunde am ganzen Wochenende gefahren, habe durch einige Fehler unglaublich viel liegen lassen."

Die Quittung war der sechste Startplatz - und damit schon fast das Ende aller Hoffnungen. Nur ein extrem guter Start hätte den Australier retten können - aber auch aus dem wurde nichts, er wurde nur spektakulär dank ausgestoßener Ölqualm-Wolke. Von da an war Webber chancenlos und blass im Mittelfeld verschwunden, kein Vergleich mit dem Feuerwerk, das Vettel an der Spitze abbrannte.

Sieben Fahrer könnten in diesem Jahr Weltmeister werden, sage Ross Brawn in Bahrain - einer der acht aus den vier Top-Teams also nicht. Bleibt die Frage, wen er da ausschließt. Viele glaubten zunächst am ehesten, er spiele auf Jenson Button nach dessen Wechsel zu McLaren an. Aber vielleicht war ja doch Webber gemeint?

Verlierer: Sauber

Sauber konnte die Erwartungen nicht erfüllen., Foto: Sutton
Sauber konnte die Erwartungen nicht erfüllen., Foto: Sutton

Bei den Teams hätte sich Sauber allzu gern in der Rolle des Favoritenschrecks gesehen, und nach guten Testergebnissen wurden die Hinwiler auch von einigen Konkurrenten, allen voran von Weltmeister Jenson Button, auch so eingeschätzt.

Doch in Bahrain kam erst einmal das böse Erwachen. Schon vom ersten Moment an merkten Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi, dass sie auf dem welligen Kurs kein vernünftiges Setup fanden, vor allem der neue, langsame und sehr unebene Streckenteil stellte das Team vor schier unlösbare Probleme. Die Sauber-Aerodynamik funktioniert am besten mit einer harten Abstimmung, mit der aber waren die Autos auf den Bodenwellen hoffnungslos verloren - ein Teufelskreis.

Dass dann im Rennen auch noch zwei Ausfälle wegen Hydraulikproblemen hinzu kamen, war nur das Tüpfelchen auf dem i. Die heimliche Sorge bei Sauber: War das wirklich nur ein Bahrain-Problem durch die extremen Bodenwellen oder droht der Ärger auch anderswo, etwa auf den extremen Curbs von Melbourne? Die europäischen Winterteststrecken sind nun mal alle nicht besonders uneben oder mit hohen Curbs ausgestattet...