James, wie lautet Ihr Urteil über das Renault-Wochenende in Bahrain?
James Allison: Insgesamt bin ich enttäuscht, dass wir mit leeren Händen nach Hause fahren, denn das ist keine faire Belohnung für die Stärke des Autos oder die Anstrengungen, die das Team in den vergangenen Monaten unternommen hat. Auf der anderen Seite bin ich zufrieden, dass wir unsere ersten Leistungs-Erwartungen erfüllen konnten, was doch nicht einfach ist. Unsere prinzipielle Leistung hätte uns im Qualifying auf sechs oder sieben bringen können und das ist viel besser als am Ende des vorigen Jahres - oder auch am Anfang. Es zeigt, dass wir beim Auto einen ordentlichen Schritt gemacht haben.

Das Team brachte ein großes Update nach Bahrain. Wie hat es abgeschnitten?
James Allison: Es war sehr schwierig, genau abzuschätzen, wo die Teams vor der Saison einzureihen sind, aber wir hatten unsere eigenen Schätzungen davon vorgenommen, wo wir stehen. In Bahrain haben wir gesehen, dass das Auto am positiven Ende unserer Erwartungen anzusiedeln ist. Unsere leistungsmäßige Position in Verbindung mit den gemessenen Daten vom Auto gibt mir viel Zuversicht, dass das neue Paket die Leistung gebracht hat, auf die wir gehofft haben. Auch wenn Bahrain ein etwas ungewöhnlicher Kurs mit sehr schnellen Kurven ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir in Melbourne so weitermachen können oder sogar besser sind.

Der Windkanal in Enstone wurde vorigen November mit einer neuen Radwalze verbessert. Bedeutet das, er bringt das, was erwartet wurde?
James Allison: Seit der Betriebspause des Kanals ist unsere Entwicklungsrate ermutigend stark gewesen und wir erwarten, bei jedem Rennen in diesem Jahr Leistung aufs Auto zu bringen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir im Qualifying immer noch eine Sekunde hinter der Spitze sind. Wir haben die Saison mit einem ordentlichen Leistungs-Niveau begonnen und wir wollen die Saison mit einem guten Level beenden.

Robert Kubica hatte Pech, fuhr aber gut, Foto: Sutton
Robert Kubica hatte Pech, fuhr aber gut, Foto: Sutton

Wie haben die Fahrer über das Wochenende abgeschnitten?
James Allison: Robert zeigte in Q2 eine tolle Runde und damit das Potential des Autos. Im Rennen zeigte er eine fehlerlose Fahrt, auch wenn er in der ersten Runde gerammt und ans Ende des Feldes zurückgeworfen wurde. Als Fahrer ist er genau das, was wir wollen: er ermutigt uns, er ist bereit, genauso hart zu arbeiten wie wir und er hat konstruktive Ideen zu jenen Bereichen, wo wir uns verbessern können. Es ist fantastisch, einen Fahrer zu haben, der für sich selbst und für uns hohe Standards anlegt und der einen wichtigen Teil auf unserem Weg zurück spielen kann.

Vitaly tat alles, worum wir ihn gebeten haben. Er war vor der Saison nur eine Handvoll Runden im Trockenen gefahren, weil er Pech mit dem Wetter hatte; er fuhr am Freitag sogar mehr Trockenrunden als während aller Tests. Ungeachtet dessen lieferte er in den Sessions ab, wo es zählte. Er kam komfortabel aus Q1 und auch wenn er nach seiner Runde in Q2 frustriert war, so war das für einen Rookie eine absolut gute Leistung. Mit all dem Druck bei seinem Debüt-Rennen legte er einen tollen Start hin, machte dann seine Arbeit und zeigte eine Serie von konstanten Runden. Er war auf dem Weg zu einem guten Ergebnis - vielleicht sogar zu Punkten beim Debüt.

Vitaly fiel mit einem Aufhängungs-Problem aus. Können Sie erklären, was passiert ist?
James Allison: In Runde elf meldete Vitaly, dass das Auto sich nicht normal verhielt und er begann viel Zeit auf Barrichello zu verlieren. Wir riefen ihn an die Box für einen sicherheitshalben Check und fanden ein Problem am Gestänge der vorderen rechten Aufhängung, weswegen wir das Auto aus dem Rennen nehmen mussten. Bei einer weiteren Untersuchung zeigte sich, dass das Gestänge am Chassis anschlug, als zu Beginn des Rennens der Tank voll war. Dadurch wurde der Bolzen kaputt, der das Gestänge am Auto befestigte und wir verloren eine Beilagscheibe der Aufhängung, was zum Ausfall führte. Robert zog eine etwas andere Fahrhöhe vor und hatte Glück, nicht das gleiche Problem zu erleben. Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir dieses Problem nicht beim Testen entdeckt haben. Die fraglichen Teile werden für das nächste Rennen modifiziert werden, damit das nicht mehr vorkommt.

Das Team hat dieses Wochenende viele Stunden gearbeitet - so wie das im Werk auch passiert. Was lässt sich über diese Anstrengungen sagen?
James Allison: Ein Rennteam kann sich nur daran messen, wie schnell sein Auto ist und ob es so stark abschneidet, wie es sich das wünscht. Voriges Jahr gab es ein paar Dämpfer für unser Selbstvertrauen und der einzige Weg zurück war der Bau eines anständigen Autos, mit dem ordentlich gefahren wird. Wir wollten so viel Leistung ins Auto bringen wie es für das erste Rennen möglich war, aber wir wussten, dass die Betriebspause beim Windkanal im November für das Upgrade mit den Radwalzen bedeuten würde, dass wir vieles von der Entwicklung für einen sehr späten Zeitpunkt aufbehalten mussten. Diese Entscheidung übte viel Druck auf die Designseite, die Fertigungsseite und auch den Einkauf des Teams aus, der die Arbeit mit den Zulieferern organisiert - die Zulieferer selbst hatten dadurch auch Druck.

Vitaly Petrov schlug sich ordentlich, Foto: Sutton
Vitaly Petrov schlug sich ordentlich, Foto: Sutton

Um dieses Paket zum ersten Rennen zu bringen, mussten wir mit Zeitskalen arbeiten, an die wir früher nicht einmal nahe herangekommen sind. Das System wurde bis zum Limit strapaziert. Es bedeutete auch, das Rennteam musste an der Strecke jeden Tag Nachtschichten einlegen und die ganzen Erwartungen auf seinen Schultern tragen. Sie haben es aber geschafft. Das Ergebnis davon mag dieses Wochenende zwar nicht durch Punkte sichtbar geworden sein, aber die investierten Mühen waren ein echtes Zeichen unserer Entschlossenheit für den Weg zurück.

Ist es nun das Ziel für Melbourne, das Potential dieses Wochenendes in Punkte umzumünzen?
James Allison: Absolut. Wir haben ein Auto, das bei jedem Rennen Punkte nach Hause bringen sollte. Wenn wir auf Entwicklungsseite weiter Dampf machen, dann gibt es keinen Grund, warum wir das nicht schaffen sollten.