1. Wer hat das beste Auto?

Vier Testwochen lang herrschte die große Ungewissheit: Wer hat das schnellste Auto? Wer hat sich am besten auf die neue Saison vorbereitet? In Bahrain gab es die ersten Antworten. Zumindest auf dieser Strecke waren Red Bull und Ferrari der Konkurrenz voraus. "Der Abstand war massiv", war Jenson Button nach dem Qualifying erstaunt. Red Bull Teamchef Christian Horner legte Wert darauf, dass sein Team die klare Nummer 1 war: "Wir hatten Ferrari an diesem Wochenende im Rennen und im Qualifying im Griff." Demnach verlässt man Bahrain in dem Wissen, dass man ein schnelles Auto hat. "Aber wir sind extrem enttäuscht, einen ziemlich sicheren Sieg verloren zu haben."

Den Sieg staubte Fernando Alonso vor Felipe Massa ab. "Toll, aber sie haben nur gewonnen, weil der Red Bull kaputt gegangen ist", betonte Christian Danner. "Klar, Ferrari ist auch schnell, aber sie haben nicht verdient gewonnen." Hinter dem Zweikampf Red Bull gegen Ferrari sieht Danner McLaren und Mercedes GP auf gleicher Höhe.

Bei Ferrari versuchte man zu relativieren. Massa sah das so: "Mit den weichen Reifen war Red Bull schneller als wir, mit den harten waren wir viel besser." Alonso stimmte seinem Teamkollegen zu: "Auf den härteren Reifen waren wir heute sehr gut, aber auf den weicheren Reifen hatte ich Probleme, an Vettel dran zu bleiben."

2. Warum war Mercedes kein Sieganwärter?

Bei Mercedes GP hatten Ross Brawn und Norbert Haug bereits bei den letzten Testfahrten vorgebeugt. Sie meinten: Beim Saisonstart werde man vielleicht nicht siegfähig sein. Genauso kam es. "Stimmt, sie sind noch nicht da", bestätigte uns Gerhard Berger. "Sie sind noch kein WM-Anwärter, aber das Team muss erst zusammenwachsen. Insgesamt war es von dem Team eine gute Leistung."

"Wir waren heute nicht schnell genug und unsere Rennpace war nicht vorne dabei, um einen Podestplatz zu erzielen", gestand Ross Brawn. Norbert Haug sah aber zumindest im Freien Training gute Ansätze. "Wir sahen im Training besser aus als im Rennen, es scheint, als ob wir die Reifen nicht so gut handhaben konnten wie die anderen Teams vor uns. Es liegt Arbeit vor uns, aber wir können aufholen."

Sebastian Vettel durfte nur im Qualifying jubeln., Foto: Sutton
Sebastian Vettel durfte nur im Qualifying jubeln., Foto: Sutton

Die speziellen Probleme in Bahrain beschrieb Haug so: "Wir sind am Limit mit unseren Abstimmungsmöglichkeiten, wo wir Balance verteilen können." Mercedes GP sei in Bahrain ans Limit des Fensters gekommen, andere Teams hätten andere Fenster und könnten somit besser unter diesen Bedingungen arbeiten. "Ob wir Fünfter oder Sechster beim ersten Rennen sind, ist egal", verriet Nico Rosberg. "Wir wollen Erster und Zweiter werden. Das ist unser Ziel."

3. Was ging bei Vettel kaputt?

Sebastian Vettel sah wie der sichere Sieger des Bahrain GP aus. Dann verlor er plötzlich Leistung und fiel auf Platz 4 zurück. Zunächst ging das Team davon aus, dass ein gebrochener Auspuff den Leistungsverlust ausgelöst hatte. Später verriet Red Bull jedoch, dass eine defekte Zündkerze einen Zylinder des Renault-Motors lahm legte und so zum Leistungsverlust geführt hat. Der Motor soll dabei nicht beschädigt worden sein. Somit droht Vettel kein früher Motorwechsel.

"Es war so gut wie erledigt, nur noch 20 Runden zu fahren. Ich hatte das Rennen locker im Griff gehabt und trotzdem hat es nicht geklappt", klagte Vettel. "Ich hatte keinen Zug mehr auf der Geraden. Ich habe drei bis vier Sekunden pro Runde verloren. Wenn man ganz vorne ist, dann will man gewinnen - vor allem, wenn man so problemlos in Führung liegt." Trotzdem gab es Lob vom Teamchef: "Sebastian lernte, wie man mit dem Problem umgeht. So Platz 4 zu holen war sehr beeindruckend."

4. Was war bei Massas Auto?

Neben Vettel kämpfte auch Felipe Massa mit der Technik. Der Ferrari-Motor hatte in Bahrain eine Tendenz zum Überhitzen. Deshalb musste das Team vor dem Rennen auch die Motoren beider Fahrer austauschen. Vor allem im langsamen Streckenteil fehlte dem Ferrari-V8 die nötige Kühlung. "Es war kein Problem mit dem Motor, sondern mit der Kühlung", betonte Stefano Domenicali. "Daran müssen wir für die nächsten Hitzerennen arbeiten."

"Wir haben eine schwierige Situation an Felipes Auto überstanden, die von hohen Temperaturen ausgelöst wurde", sagte der Ferrari-Teamchef. Massa fügte an: "Wir mussten für rund 30 Runden auf die Temperaturen aufpassen und ich konnte nicht so angreifen, wie ich wollte." Bei Alonso trat das Problem im Rennen nicht auf. "Er war aus dem Windschatten draußen", erklärte Domenicali. "Felipe ist damit gut umgegangen. Er hätte sehr viel aggressiver sein können."

5. Wie lief Schumachers Comebackrennen?

Noch lief nicht alles rund beim Rekordchampion. "Er ist gut gefahren, keine Frage, aber an Rosberg kam er nicht heran", sagte uns Christian Danner. "Sebastian war eine Klasse für sich. Die deutsche Meisterschaft ist momentan relativ klar strukturiert: Vettel, Rosberg, Schumacher."

Michael Schumacher muss noch mehr in Fahrt kommen., Foto: Sutton
Michael Schumacher muss noch mehr in Fahrt kommen., Foto: Sutton

Bereits im Qualifying suchte Schumacher nach dem Rhythmus auf einer Runde. Aber auch im Rennen liegt ihm der Silberpfeil noch nicht so, wie es ihm am liebsten ist. "Für meinen Fahrstil muss ich das Auto noch passend hinarbeiten, damit ich damit um die Ecken komme, wie ich mir das vorstelle", erklärte er. "Ich weiß, es kann alles passieren und es kann sich schnell drehen. Wir haben erst das erste Rennen hinter uns und es wäre zu früh zu sagen, alles ist vorbei. Es gibt immer Möglichkeiten."

Gerhard Berger empfand den sechsten Platz im Rennen nicht als dramatisch. "Michael braucht etwas Zeit, um auf Touren zu kommen, aber Siebte im Qualifying und Sechster im Rennen zu sein, ist nicht schlecht."

6. Warum war das Rennen so langweilig?

Das erste Saisonrennen ist absolviert, das erhoffte Feuerwerk an Überholmanövern blieb jedoch aus. "Ganz ehrlich? Es war schon mal mehr los auf der Rennstrecke", gesteht Danner. Auch Michael Schumacher sagte: "Der Boxenstopp bringt noch etwas Bewegung, danach fährt jeder hinter dem anderen her, weil man nicht überholen kann." Mark Webber bezeichnete das als eine Art Stau.

Dabei eignet sich der Kurs in Bahrain mit drei Überholstellen durchaus für Action, das haben die letzten Jahre bewiesen. "Auf dieser Strecke kann man überholen", gab Christian Horner zu. Obwohl der neue, längere Streckenverlauf eher kontraproduktiv war, da er keine Überholmöglichkeiten schuf, dafür aber weniger Runden und damit weniger Chancen auf Angriffe an den richtigen Stellen bedeutete. Könnten die neuen Regeln die Überholproblematik verschlimmert haben? "Es besteht ein Risiko, aber es ist erst das erste Rennen. Es kann sich noch viel ändern", meinte Horner.

"Ich hoffe nicht, dass das neue Reglement daneben gegangen ist", fügte Nick Heidfeld an. "Ich hatte es mir auch spannender vorgestellt, gerade weil es das erste Saisonrennen mit dem neuen Reglement war. Leider sind keine unvorhergesehenen Dinge geschehen. Es lief alles wie am Schnürchen, was für den Zuschauer teilweise etwas langweilig war."

Die Formel 1 müsse die Leute aber unterhalten und begeistern, betonte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Wenn es eine Prozession ist, schalten sie ab." Whitmarsh war klar, dass die F1 in Bahrain nicht die beste Show geboten hat. "Das wissen wir und daran müssen wir alle arbeiten." Seine Lösung: Weniger haltbare Reifen, die zu mehr Fehlern führen, und zwei Pflichtboxenstopps, um die Strategien anzuheizen.

Zur Illustration malte Whitmarsh ein Horrorszenario an die Wand: "Wenn wir heute in Runde 5 eine Safety Car Phase gehabt hätten, wären alle an die Box gegangen, hätten die harten Reifen aufgezogen und wären bis Runde 49 durchgefahren."

Aber auch so war laut Christian Klien überhaupt keine Spannung drin. "Das Rennen war nach drei Runden eingefahren, man hat nur noch Reifen schonend fahren können, Überholmanöver auf der Strecke waren ganz, ganz rar und bei den Boxenstopps tat sich auch nicht viel." Klien hegt aber die Hoffnung, dass die Teams nur bei der Premiere so konservativ zu Werke gegangen sind und bei den nächsten Rennen kreativer werden. "Aber grundsätzlich ist es noch schwieriger mit schweren Autos zu überholen, wenn nicht unmöglich. Von dem her, gehe ich aus, dass es so die ganze Saison weitergeht."

7. Wie schlugen sich die Neuen?

Lotus brachte beide Autos ins Ziel., Foto: Sutton
Lotus brachte beide Autos ins Ziel., Foto: Sutton

Nach dem Qualifying setzte sich Virgin mit Timo Glock hauchdünn gegen Lotus im Kampf der drei Neulinge durch. Im Rennen drehte Lotus den Spieß um: Beide Autos schafften es ins Ziel, das gelang Virgin nicht. Lucas di Grassi fiel mit einem Hydraulikproblem aus, Timo Glock hatte ein Getriebeproblem. Somit durfte sich Lotus mit den letzten beiden Plätzen über den Sieg im Rookie-Wettkampf freuen. Selbst Jarno Trullis Hydraulikproblem in den letzten Runden änderte daran nichts mehr.

Für HRT war das gesamte Rennwochenende in Bahrain eine Art Shakedown. Karun Chandhok fuhr sein Auto im Qualifying das allererste Mal und hatte somit im Rennen kaum Erfahrung mit Fahrzeug und Strecke. Das bescherte ihm das Aus: "Das war erst meine fünfte Runde auf dieser Strecke. Ich traf im neuen Streckenteil eine Bodenwelle. Dort hatte ich noch nicht so viel Erfahrung, da ich am Wochenende erst vier gezeitete Runden gefahren war. Ich wurde am Kurvenausgang über den Kerb gedrückt, weil ich die Reifen sanft zurückbringen wollte."

Sein Teamkollege Bruno Senna kam nur unwesentlich weiter. Sennas Ausfallsursache war eine gelöste Wasserleitung an der Kühlung. Dadurch lief das gesamte Kühlwasser aus. Eine kleine, nur ein paar Cent teure Metallschelle war gebrochen, was zur Überhitzung des Cosworth-Motors führte.

8. Was passierte am Start?

Der Start vereinte die meiste Spannung des Rennens auf sich. Mark Webbers Motor begann kurz nach dem Erlöschen der Ampeln zu qualmen und versperrte damit den nachfolgenden Fahrern die Sicht. "Das Hauptproblem war, dass plötzlich jemand eine riesige Rauchwolke abgelassen hat und man nichts mehr gesehen hat", erklärte uns Adrian Sutil, der in der Wolke von seinem Teamkollegen Tonio Liuzzi angeschoben wurde und eine Kettenreaktion auslöste, die sowohl Sutil als auch Renault-Pilot Robert Kubica in einen Dreher zwang.

"Durch Webbers Rauch entstand ein kleines Chaos. Die zweite Links nach der Spitzkehre ist immer ein Tumult", betonte Sutil. "Trotzdem bin ich ein bisschen traurig. Man hat bei Tonio gesehen, was möglich ist. Ich habe Punkte verpasst, das ärgert mich. Tonio war Neunter, das wäre wahrscheinlich auch für mich möglich gewesen."

9. Warum protestierten die Fahrer vor dem Start?

Vor dem ersten Saisonrennen drohten die Fahrer mit einem Streik. Einem Startaufstellungsstreik. Weil Bernie Ecclestone im Zuge der Zugangslimitierungen zum Grid den Physiotherapeuten der Fahrer keine Pässe aushändigte, verließen die Piloten ihre Autos nach der Fahrt in die Startaufstellung, um in der Boxengasse oder der Box bei ihren Physiotherapeuten sein zu können. Die Promis in der Startaufstellung bekamen so etwas weniger von den eigentlichen Stars zu sehen.