Sebastian Vettel sah wie der sichere Sieger des ersten Saisonrennens der Formel 1 in Bahrain aus. Doch dann schlug der Defektteufel zu: In einem von der Taktik geprägten Rennen hatte Vettel einen kleinen, aber scheinbar sicheren Vorsprung auf Ferrari-Neuzugang Fernando Alonso, der die Lücke urplötzlich schloss und am Deutschen vorbei ging. Vettel schleppte seinen Red Bull danach mit einem gebrochenen Auspuff auf Platz 4 ins Ziel.

Vor Vettel fuhren Alonso, dessen Ferrari-Teamkollege Felipe Massa und Lewis Hamilton im McLaren aufs Podium. Wie seinem Vorgänger Kimi Räikkönen gelang Alonso das Kunststück, sein erstes Rennen für die Scuderia zu gewinnen. "Das ist ein ganz besonderer Tag, wenn man die Geschichte und die Erwartungshaltung bei Ferrari bedenkt", sagte Alonso. "Besser kann unsere Beziehung nicht beginnen. Wir haben das erste Rennen gewonnen, dürfen das aber nicht überbewerten. Die Plätze 1 und 2 motivieren alle im Team. Wir sind optimistisch."

Vettel schleppte seinen Red Bull ins Ziel., Foto: Sutton
Vettel schleppte seinen Red Bull ins Ziel., Foto: Sutton

Felipe Massa komplettierte den roten Doppelerfolg. "Es ist fantastisch, hier zu sein. Wir hatten eine sehr gute Pace und das Rennen lief sehr gut", sagte der Brasilianer, der sein erstes Rennen nach seinem schweren Unfall in Ungarn 2009 auf dem 2. Platz abschloss. "Mein Start war nicht blendend, da habe ich auch die wichtige Position an Fernando verloren. Das Auto war aber perfekt, bis die Probleme kamen. In den letzten 25, 30 Runden musste ich Sprit sparen. Ich kann von Glück reden, dass Sebastian Probleme bekommen hat und Lewis nicht so schnell war. Das Ergebnis ist umso besser."

Das neue Mercedes-Werksteam belegte mit Nico Rosberg und Michael Schumacher die Plätze 5 und 6 hinter Vettel. Die letzten Punkteränge schnappten sich Jenson Button, Mark Webber, Tonio Liuzzi und Rubens Barrichello.

Rosberg versuchte in den letzten Runden an Vettel vorbeizukommen, das gelang ihm aber nicht. "Der Leistungsverlust bei Sebastian war fürchterlich, aber er hat sich reingehängt, um Nico hinter sich zu halten. Respekt", sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Christian Horner lobte die Verteidigung seines Fahrers: "Am Ende ging es scheinbar wieder besser. Es ist ärgerlich, sehr schade. Sebastian hat das Rennen kontrolliert und hatte einen komfortablen Vorsprung. Enttäuschend. Platz 4 ist Schadensbegrenzung, aber frustrierend, wenn man den Sieg vor Augen hatte."

Die Ferrari-Fans hatten Grund zum Feiern., Foto: Sutton
Die Ferrari-Fans hatten Grund zum Feiern., Foto: Sutton

Sebastian Vettel war nach dem verlorenen Sieg schwer enttäuscht. "Wir hatten das Rennen locker im Griff, dann hatte ich keinen Zug mehr auf der Gerade und habe enorm an Leistung verloren." Drei bis vier Sekunden war sein Red Bull plötzlich langsamer. "Das ist kein gutes Ergebnis. Platz 4 war noch das Beste, was wir daraus machen konnten. So haben wir Herrn Haug einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber wenn man so problemlos in Führung liegt, will man gewinnen."

Viele Ausfälle

Der erste Start des Jahres warf viel Rauch auf. Bereits in der ersten Kurve begann Mark Webbers Red Bull stark zu qualmen und hüllte die nachfolgenden Autos in eine weiße Rauchwolke. Der Australier konnte das Rennen durchfahren, in seinem Qualm berührte jedoch Tonio Liuzzi seinen Teamkollegen Adrian Sutil, der sich danach zusammen mit Robert Kubica drehte. Beide kämpften sich vom Ende des Feldes nach vorne, blieben als Elfter und Zwölfter aber knapp außerhalb der Punkteränge.

Das zweite prägende Element des ersten Rennens der Saison war neben den Reifen die Standfestigkeit. Von den 24 gestarteten Autos kamen nur 16 ins Ziel. Zuletzt gab es in Silverston 2008 so viele Ausfälle. Als erstes drehte sich Karun Chandhok im HRT ins Aus, sein Teamkollege Bruno Senna fiel wenig später mit einem technischen Defekt aus. "Es war erst meine fünfte Runde auf dieser Strecke, ich kam auf eine Bodenwelle und bevor ich wusste, wie mir geschah, hob ich ab", erklärte Chandhok seinen Ausfall.

Bruno Senna schied mit einem Defekt aus., Foto: Sutton
Bruno Senna schied mit einem Defekt aus., Foto: Sutton

"Es war wohl der Motor", verriet uns Senna. "Ich habe ständig Leistung verloren. Das Auto war in langsamen Kurven ganz okay, aber in schnellen gab es starkes Untersteuern. Ich habe überhaupt nicht gepusht, wollte nur die Reifen schonen und so weit wie möglich kommen, damit wir Daten und Erfahrungswerte sammeln."

Auch Vitaly Petrov schied mit einem technischen Problem aus. "Wir haben ein Teil verloren, als ich den Kerb getroffen habe, die Aufhängung ist nicht ganz gebrochen, aber sie war beschädigt", erklärte der erste russische Grand Prix Starter. "Das Auto ließ sich toll fahren und ich war schneller als ich dachte."

BMW Sauber Ferrari brachte keines der eigenartig benannten Autos ins Ziel. "Das Team sagte mir im Funk, dass wir ein Hydraulikproblem hatten", sagte Pedro de la Rosa nach seinem Ausfall. "So ist der Rennsport. Bis dahin hatten wir viel Spaß. Schade." De la Rosas Teamkollege Kamui Kobayashi musste seinen C29 ebenfalls an der Box abstellen. Als letztes Opfer des Defektteufels rollte Sebastien Buemi im Toro Rosso kurz vor Schluss aus.

Das Duell der neuen Teams entschied Lotus kampflos für sich. Heikki Kovalainen und Jarno Trulli kamen auf den letzten beiden Plätzen ins Ziel, als einzige Neulinge. Virgin-Fahrer Lucas di Grassi fiel mit einem Hydraulikproblem aus, Timo Glock hatte Getriebeprobleme.

"Beim Herunterschalten ist der dritte Gang kaputt gegangen", verriet Glock. "Also musste ich ihn überspringen und habe immer in den zweiten Gang geschaltet. Dann ging nur noch der vierte und es machte keinen Sinn mehr, weiter zu fahren. Am Anfang musste ich mich etwas zurückhalten, weil wir noch einige Motoreinstellungen geprüft haben, ein bisschen weniger PS hatten, als ich grünes Licht von meinem Ingenieur bekam, konnte ich den Lotus schnell überholen."