FIA-Fahrerfotos, FIA-Tests, wie der des in sieben Sekunden aus dem Cockpit zu kommen, dazwischen noch per Internetübertragung nach Brasilien die Präsentation des zweiten brasilianischen Sponsors für HRT F1, nach der Telefongesellschaft Embratel jetzt die Bank Cruzeiro do Sul - Bruno Senna hatte am Donnerstag in Bahrain gut zu tun. Trotzdem bleib Zeit für ein kurzes Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Ganz kurz vor Deiner tatsächlichen Formel-1-Premiere - wie fühlst Du Dich jetzt?
Bruno Senna: Es ist schon ein unglaubliches Gefühl, Teil des Formel-1-Fahrelagers zu sein, zu denen zu gehören, die als die besten Fahrer der Welt bezeichnet werden, ein Gefühl, das mir sehr viel gibt. Jetzt muss ich zusammen mit allen anderen im Team daran arbeiten, dass auch das Rennen eine positive Erfahrung werden kann.

Wie weit seid ihr jetzt, Donnerstag Nachmittag, mit dem Auto?
Bruno Senna: Es werden jetzt schon die letzten Dinge zusammengebaut. Gestern, bei Anlassen des Motors, das an sich sofort geklappt hat, gab es ein paar Probleme mit dem Einlegen der Gänge, aber das war ein Elektronikproblem. Da musste etwas umprogrammiert werden, das hat heute früh dann schon funktioniert. Jetzt müssen Einstellungen gemacht werden, ein paar Tests und Anforderungen der FIA erfüllt... Es ist sehr viel Arbeit, aber das läuft alles sehr koordiniert, sehr ruhig ab, die Leute laufen nicht durcheinander, da entsteht nie das Gefühl von verzweifelter Hektik in der Box, es wird mit sehr viel Methode, mit System gearbeitet - und das ist schon sehr viel...

Wirklich eine Leistung bei einer so neuen Mannschaft...
Bruno Senna: Sehr eindrucksvoll ist zum Beispiel, dass unser Mechaniker, der für die Hydraulik zuständig ist, erst am Montag zum Team dazugestoßen ist. Die Leute kannten das Auto überhaupt nicht - und dann haben sie in zwei Tagen alles montiert, so dass es funktioniert. Das ist wirklich außergewöhnlich. Wenn man eine Zeit da mitten drin ist, das wirklich mitbekommt, wie viel und was für eine komplexe Arbeit sie in so kurzer Zeit leisten, das kann man sich von außen kaum vorstellen. Es ist auch schön zu sehen, wie die einzelnen Gruppen, die einzelnen Nationalitäten, zusammenarbeiten, sich gut verstehen, schon ein Team formen. Wir sind alle auf ein Ziel ausgerichtet, ziehen an einem Strang, und jeder ist von der Motivation des anderen beeindruckt.

Bruno Senna und Hispania Racing debütieren am Freitag in Bahrain., Foto: Sutton
Bruno Senna und Hispania Racing debütieren am Freitag in Bahrain., Foto: Sutton

Wie sieht das optimale Szenario für euer Wochenende hier aus?
Bruno Senna: Dass wir morgen früh raus fahren können, unseren Shakedown absolvieren, ohne dass etwas Größeres kaputt geht oder Feuer fängt, dass es ganz normal läuft, fahren, kurzer Stopp, bisschen was ändern, wieder fahren, Systemchecks, Verbrauchschecks... Besonders nett wäre es ja, wenn ich vielleicht als erster Fahrer im 1. Training auf die Strecke gehen könnte. Und dann am Nachmittag könnten wir vielleicht schon ein bisschen längere Runs fahren, mal mit mehr, mal mit weniger Sprit. Der Samstag wäre dann für so was wie ein bisschen Vorbereitung auf das Qualifying.

Und der worst case?
Bruno Senna: Dass halt gleich massivere Defekte auftreten würden und wir dann ständig der verlorenen Zeit hinterherlaufen, oder vielleicht auch zu wenig Ersatzteile haben. Das Ziel ist deshalb auch, auf jeden Fall sehr ruhig zu arbeiten, um nicht noch unnötige Probleme zu produzieren.

Wie schaffst Du es, in dieser ganzen Situation die Ruhe zu behalten?
Bruno Senna: Das mag jetzt vielleicht verrückt klingen, aber wenn ich mir das Auto anschaue, dann ist das für mich das schönste Auto der Welt. Vielleicht denke ich dass dann nicht mehr so ganz, wenn ich fahre und es vorne oder hinten ausbricht, nicht gut liegt... Aber im Moment ist einfach die Tatsache, hier zu sein, antreten zu können, ein so großer Sieg für alle, für das ganze Team, dass mein ganzer Fokus darauf gerichtet ist, das Team zu unterstützen, in jeder Beziehung positiv zu sein, denn die Einstellung des Fahrers hat in solchen Dingen einen großen Einfluss auf die Stimmung, auf die Moral der Truppe. Die Jungs arbeiten bis drei, vier Uhr nachts, schlafen nur zwei, drei Stunden, machen einen unglaublichen Job. Da muss ich doch einfach so viel helfen und Unterstützung bieten, wie ich nur kann.

Durch die verschiedenen Umstände Deiner Karriere hast Du immer sehr schnell lernen müssen. Glaubst Du, dass dir diese Erfahrung jetzt sogar zugute kommt?
Bruno Senna: Mit Sicherheit. Irgendwie war es für mich immer normal und natürlich, schnell zu lernen und das auch zu müssen. Glücklicher- oder unglücklicherweise hatte ich immer sehr wenig Zeit, sehr wenig Testtage, um mich auf Neues einzustellen. Gut, jetzt habe ich gar keinen, werde wirklich ins kalte Wasser geworfen. Aber es erwartet auch niemand etwas von uns. Leute von anderen Team beglückwünschen uns in der Boxengasse, sagen, dass ihr jetzt hier mit zwei Autos da seid, den Motor schon mal angelassen habe, das ist toll Die wissen, was das für eine Leistung ist - und wir wissen es für uns auch und müssen jetzt einfach auf diesem Weg weitermachen...

Ist es eigentlich etwas Besonderes für dich, gegen Michael Schumacher zu fahren, so was wie generationenübergreifend, weil ja Ayrton schon gegen ihn fuhr...
Bruno Senna: Ich habe schon 2006, als er aufgehört hat, gesagt, dass es immer ein Traum von mir wäre, gegen Schumacher zu fahren. Er ist einfach ein unglaublicher Referenzpunkt. Jetzt erfüllt sich das doch noch - auch wenn ich erst einmal wohl nicht direkt gegen ihn fahren werde, weil die viel weiter vor uns sein werden. Aber schon im gleichen Starterfeld mit ihm zu stehen ist sehr schön.