Wie ist das Gefühl jetzt hier zu sein?
Karun Chandhok: Es ist im Moment alles etwas chaotisch. Ich bin aber recht entspannt. Dieses Wochenende ist wie ein Test für uns. Es gibt deswegen weniger Druck für Bruno und mich. Niemand erwartet Wunder von uns. Ich denke, jeder ist erstaunt, dass wir überhaupt hier sind. Ich bin momentan recht entspannt.

Wann hast du wirklich daran geglaubt, dass dein Formel-1-Traum wahr wird?
Karun Chandhok: Ich habe seit Valencia voriges Jahr viel mit Adrian [Campos] gesprochen. Dann sprachen wir auch mit einigen der anderen neuen Teams und weiteren, aber ich war immer mit Adrian in Kontakt. Ich bekam dann mit, dass die Situation für ihn schwierig wurde und ich kannte Colin [Kolles] bereits seit langer Zeit. Er ist ein Freund der Familie. Er hat angerufen und gesagt, es ändert sich alles. Sobald Colin an Bord war, sagte er: 'OK, das ist es. So sieht die Situation aus.' Sobald er dabei war, kamen wir schnell zu einer Einigung, ich war überrascht wie schnell. Ich denke, es half, dass Colin und ich Freunde sind. Wir konnten schnell eine gute Lösung für alle finden.

Ihr habt euch also schnell geeinigt. Ich weiß, dass du bereits am 15. Februar wusstest, dass da was läuft...
Karun Chandhok: Ich wusste es sogar schon davor.

Hast du dann auch wirklich geglaubt, dass es funktioniert? Vielleicht gerade wegen Colin?
Karun Chandhok: Ja, aber auch Jose Ramon und die ganze Carabante-Familie klangen sehr engagiert. Ich habe aber noch nie jemanden wie Colin arbeiten gesehen. Viele Leute sagen viele Dinge über ihn, aber unglaublich, wie der Mann arbeitet. Er ist viele Stunden im Einsatz und es brauchte eine große Anstrengung seinerseits, um Dallara anzutreiben, um die anderen Leute anzutreiben, damit wir hier sind. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich wohl nicht hier.

Wurde dein Auto nun auch schon angelassen?
Karun Chandhok: Sie müssten das heute Morgen gemacht haben, ich weiß nicht, ich war nicht in der Box. Sie werden aber irgendwie bereit sein. Die Jungs haben leider eine sehr lange Nacht vor sich, aber ich denke, sie geben ihr Bestes, um für morgen bereit zu sein.

Die Beziehung zu Bruno Senna stimmt, Foto: Sutton
Die Beziehung zu Bruno Senna stimmt, Foto: Sutton

Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern - wie viele Rennen - damit ihr auf dem gleichen Level wie Teams seid, die bei den Tests dabei waren?
Karun Chandhok: Ich denke, unser erstes Ziel ist es, mit den neuen Teams zu kämpfen. Ab Mitte der Saison können wir das hoffentlich. Ab Barcelona können wir hoffentlich gegen die anderen Neuen kämpfen. Ab Jahresmitte, Silverstone oder Hockenheim, so um den Dreh, sollten wir darauf abzielen, das beste neue Team zu sein. Dann werden wir sehen. Ich weiß nicht, wie weit wir von den bestehenden Teams weg sein werden. Wir werden am Samstagnachmittag sehen, wo die neuen Teams im Vergleich zu den bestehenden sind.

Lotus hat erfahrene Piloten, sie haben gute Leute. Sie haben viel Personal von Force India und auch Toyota abgeworben, dort ist also viel F1-Erfahrung dabei. Sie werden sich sicher weiterentwickeln, aber Colin hat auch viel Erfahrung und wir haben hier auch gute Leute. Wir haben Geoff Willis oder Jacky Eeckelaert und Ben [Agathangelou] auf der Aero-Seite. Wir haben viele gute Leute an Bord.

Auch wenn ihr beide Rookies seid, wird euch eine gute Zusammenarbeit weiterhelfen?
Karun Chandhok: Das hilft. Du weißt, dass wir schon 2008 gut miteinander auskamen. Wir sind Freunde. Wir haben also eine gute Beziehung, wir hatten nie Probleme miteinander und was die Arbeit mit den Ingenieuren betrifft, da kannst du iSport fragen, wir arbeiten da gut zusammen. Ich denke, es wird allen nutzen, wenn wir gemeinsam in die richtige Richtung arbeiten.

Hat dir die Idee gefallen, gemeinsam mit Bruno im Team zu fahren?
Karun Chandhok: Ja. Ich mag Bruno und seine Familie. Wir kommen alle gut miteinander aus. Es ist schön, ihn hier zu haben.

Hältst du es für einen Nachteil, keinen erfahrenen Piloten zu haben? Und was hältst du von der Idee, an Freitagen hier und da einen erfahrenen Piloten ins Auto zu setzen?
Karun Chandhok: Wir haben das noch nicht besprochen, ich weiß nicht. Wir als Rookies brauchen aber so viele Kilometer wie möglich, wir müssen also so viele Runden fahren wie möglich. Bruno und ich müssen so viel fahren wie es geht, damit wir besser werden und das geht nur, wenn wir nicht an der Boxenmauer sitzen und jemand anderem zusehen. Wir werden nur durch Fahren besser.

Wirst du morgen nervös sein?
Karun Chandhok: Sicher ein wenig. Das erste Mal bei einem Formel-1-Wochenende und dann noch die besonderen Umstände, in denen wir uns befinden. Das ist nicht normal, also werde ich etwas nervös sein, aber momentan fühle ich mich recht entspannt.

Auf Michael Schumacher ist Karun Chandhok schon gespannt, Foto: Sutton
Auf Michael Schumacher ist Karun Chandhok schon gespannt, Foto: Sutton

Stört es dich ein wenig, dass die etablierten Piloten sich darüber aufregen, dass ihr ihnen im Weg sein könntet?
Karun Chandhok: Ich kümmere mich nicht wirklich darum. Wir sind hier, um die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Ich bin mir sicher, dass die anderen Teams besorgt sind. Wäre ich in ihrer Situation, wäre ich das vielleicht auch. Ich beschwere mich nicht über sie, aber wir sind hier, also was wollen sie machen. Wir wollen ihnen nicht im Weg sein. Ich verstehe, dass die Situation recht angespannt ist, da es vier oder fünf Teams gibt, die sehr stark aussehen. Da sind viele große Namen dabei und wir wollen da nicht dazwischenfunken. Wir wollen die bestmögliche Arbeit machen, die wir für uns machen können.

Hast du Michael Schumacher schon getroffen?
Karun Chandhok: Nein, noch nicht.

Hast du schon einmal mit ihm geredet?
Karun Chandhok: Ich habe nur einmal Hallo zu ihm gesagt, das war aber nur sehr kurz.

Interessiert es dich, ihn zu treffen?
Karun Chandhok: Natürlich, er ist eine Legende in unserem Sport und letztendlich bin ich ein Fan dieses Sports. So wie ich es genieße hier zu sein, genieße ich es auch, die Formel 1 anzusehen. Ich war in den 90ern ein Michael-Fan, als ich groß wurde. Ich hatte ein T-Shirt und eine Kappe. Ich war ein echter Fan von ihm, als er bei Benetton war und danach auch bei Ferrari. Es wird etwas eigenartig, mit ihm in der Startaufstellung zu stehen, aber es wird interessant.