Am Montag kam Bruno Senna nach Bahrain und da hatte er erstmals das Gefühl, dass sein Formel-1-Traum auch wirklich wahr wird. Am Mittwoch hoffte er nun nur noch darauf, dass bis zum Beginn des Wochenendes auch alles bereit ist und dann endlich an jenen Dingen gearbeitet werden kann, die er mag - statt Politik und Geschäft wird es endlich um den Sport gehen. Zwar hatte HRT seine Garage am Mittwoch noch lange geschlossen, während die anderen Mannschaften bei offenen Toren werkten, doch davon ließ er sich nicht beirren.

Gleichzeitig musste er zugeben, dass er in den vergangenen Wochen einige Zweifel daran hatte, ob es das Team wirklich schaffte - vor allem kurz bevor Colin Kolles die Mannschaft übernahm. "Wir hatten so viel Zeit damit verbracht, das Team zu verkaufen, es auszulösen und dieses und jenes. Sie haben angesichts des Zeitplans gute Arbeit gemacht. Das Team, Colin und alle Beteiligten haben 24 Stunden, acht Tage die Woche gearbeitet - sie haben einen Extra-Tag in der Woche eingeschoben, damit wir das Auto herbekommen. Und sie arbeiten immer noch voll, die schweren Zeiten sind also nicht vorbei", meinte Senna.

In letzter Minute

Dass es nach Bahrain geht, wusste er erst am Samstag, als die Autos verladen wurden, auch Flugtickets und Hotels wurden erst in letzter Minute gebucht. Nun muss das Team noch daran arbeiten, das Budget für die ganze Saison fertigzubekommen. "Ich denke, seit Beginn des vorigen Jahres, als wir den Deal unterschrieben haben, waren wir hinter Sponsoren her, aber aus dem einen oder anderen Grund klappte es nicht. Jetzt ist das Team hier, also sind die Sponsoren viel zuversichtlicher und wir konnten ein paar Gelder auftreiben. Jetzt müssen wir weiterarbeiten. Wir glauben, das Team bekommt auch noch mehr Unterstützung von Investoren. Wir können die Saison so beginnen und wie wir in punkto Entwicklung weitermachen können, müssen wir sehen, denn die kostet Geld - und nicht wenig."

Noch war die Garage zu, Foto: Sutton
Noch war die Garage zu, Foto: Sutton

Etwas besser vorbereiten konnte sich Senna selbst, der viel Zeit fürs Training hatte, auch wenn er sich nicht in einem Rennauto fitmachen konnte. Als er vor ein paar Tagen Kart fuhr, merkte er, dass seine Muskeln das nicht gewohnt waren. Rein von der Fitness her fühlt er sich aber bereit. Wie bereit das Auto ist, wird sich erst zeigen. Am Freitag steht im Training ein Shakedown an, danach wird der Bolide untersucht. "Wir schauen, ob nichts brennt, ob es keine Lecks gibt, schicken das andere Auto raus und machen das so ein paar Mal - auch die Elektronik wird geprüft. Die ersten eineinhalb Stunden werden sicher recht ruhig - wir werden nur kleine Runs machen und alles checken. Dann müssen wir in wenigen Stunden das machen, was die anderen Teams an mehreren Tagen gemacht haben."

Mit Respekt sind Langsame kein Problem

Dass HRT dann trotzdem noch um einiges langsamer sein dürfte als der Rest, machte Senna keine Sorgen. Man dürfe nicht darüber nachdenken, was die anderen so glauben, denn die Umstände seien nun eben so. "Ich denke, alleine dass wir hier sind ist ein Sieg für uns, wir werden also unser Bestes geben. Sicher, wenn wir Probleme haben oder für Probleme sorgen, dann wird das keine Absicht sein, das sind einfach die Umstände, mit denen wir zurechtkommen müssen. Ich denke, wir werden ohnehin nicht das einzige Team sein, das zurückliegt." Sicherheitsbedenken hatte Senna jedenfalls keine, denn in der Le Mans Serie hatte er erlebt, dass Autos bis zu 20 Sekunden schneller waren als andere.

"Es ist durchaus möglich, mit einem schnelleren Auto durch den Verkehr zu kommen. Die Fahrer müssen sich nur alle respektieren, das wird morgen im Fahrer-Briefing sicher ein Thema sein und wir werden das einfach besprechen. Das ist kein Problem." Dass trotzdem nicht alle erfreut sein werden, wenn sie auf langsamere Autos treffen, war Senna klar, doch auch andere würden einmal in die Position kommen, wo sie überholt werden. Es gehe dabei einfach nur um Respekt und darum, dem anderen Platz zu machen.

Der Beginn eines Traumes

Senna war sich in jedem Fall sicher, dass er das Wochenende genießen wird, er tat das bereits am Mittwoch. "Für mich ist das der Beginn eines Traumes, der wahr wird. Ich hatte bislang ein recht hartes Jahr, von Ende 2008 an bis zu diesem Jahr, als Dinge sich zusammenfügten, nur um dann wieder weggenommen zu werden", meinte er. Dieses Jahr habe sich wieder so etwas abgezeichnet und das war für ihn schwer zu akzeptieren. "Es ist eine Sache, wenn man etwas Falsches macht und es schiefläuft - wenn ich nicht schnell genug bin oder einen Fehler auf der Strecke mache. Dann habe ich meine Chance vertan. Es ist etwas Anderes, wenn alles außerhalb deiner Kontrolle liegt und in eine Richtung steuert, die man nicht mehr korrigieren kann. Ich bin sehr froh und dankbar, hier zu sein."