Warum wurde Stefan GP als 13. Team abgelehnt?

Die FIA begründet die Ablehnung von Stefan GP oder eines anderen Ersatzteams anstelle von USF1 in der Saison 2010 in einem Presseschreiben so: "Nach Prüfung mehrerer Optionen bestätigt die FIA, dass es für ein Ersatzteam nicht möglich wäre, zu diesem späten Stadium in die WM einzusteigen."

Ein Neueinsteiger hätte nach einer potenziellen Bestätigung am Mittwoch exakt anderthalb Wochen bis zum Saisonstart in Bahrain gehabt, um sich vorzubereiten. Testfahrten wären nicht möglich gewesen. Über der notwendigen Team-Infrastruktur und der Personaldecke schwebte mindestens ein dickes Fragezeichen. Ein weiterer Flop wie bei USF1, also ein Team, das nach ein paar Rennen eingegangen wäre, hätte dem Image der Formel 1, der Teams und der Sponsoren weiteren Schaden zufügen können.

Warum ist Stefan GP nicht Toyota?

Stefan GP erwarb die Toyota-Autos und technische Unterstützung, nicht das Team, nicht den Startplatz und nicht die Toyota Motor Corporation., Foto: Stefan GP
Stefan GP erwarb die Toyota-Autos und technische Unterstützung, nicht das Team, nicht den Startplatz und nicht die Toyota Motor Corporation., Foto: Stefan GP

Stefan GP gehört dem serbischen Geschäftsmann Zoran Stefanovic. Der Rennstall ist ein eigenständiges, neues Privatteam mit Sitz in Belgrad. Um seinen F1-Traum zu verwirklichen, schloss Stefanovic einen Deal mit Toyota Motorsport ab. Er kaufte die fertig entwickelten Toyota TF110 Boliden, die das Werksteam vor seinem Ausstieg für diese Saison gebaut hat. Gleichzeitig sicherte er sich technische Unterstützung von Toyota Motorsport in Köln, wo er ein paar Büroräume mietete. Die Autos wurden jedoch nicht bezahlt und blieben in der Obhut von Toyota Motorsport.

Toyota Racing ist mit Ablauf der Saison 2009 komplett aus der Formel 1 ausgestiegen. Das Team wurde geschlossen, die Mitarbeiter entlassen, in andere Bereiche innerhalb des Konzerns versetzt oder arbeiten weiter für Toyota Motorsport. Toyota selbst ist nicht mehr in der Formel 1 vertreten und steht nicht hinter Stefan GP.

Was ist bei Stefan GP anders als bei Brawn GP?

Honda hatte nach der Bekanntgabe des Formel-1-Ausstiegs ein erklärtes Ziel: Das Team durch einen Verkauf am Leben zu erhalten. Aus diesem Grund wurde der Startplatz von Honda F1 Racing nie an die FIA zurückgegeben - denn das Team sollte diesen ja 2009 nutzen. Im Gegensatz zu den Startplätzen für 2010 wurde darüber jedoch nie so offen diskutiert, weil keine Ersatzteams bereit standen respektive die Startplätze 11 und 12 ohnehin noch zu vergeben gewesen wären. Anders als Honda/Brawn GP besaß Stefan GP nie einen Startplatz.

Die TF110-Boliden verbleiben im Besitz von Toyota., Foto: Stefan GP
Die TF110-Boliden verbleiben im Besitz von Toyota., Foto: Stefan GP

Ein weiterer Unterschied ist, dass Brawn GP im letzten Jahr ein Rettungsbudget von Honda zur Verfügung gestellt bekam. Damit hielt Ross Brawn das Team über Wasser, obwohl einige Entlassungen notwendig waren. Honda stattete Brawn damit aus, weil auf den Autobauer bei einer Schließung des Rennstalls noch viel höhere Kosten zugekommen wären. Toyota hatte und hat nichts mit Stefan GP zu tun, demnach gab es auch keine finanzielle Unterstützung für den Rennstall. Übrigens: Toyota gab seinen Startplatz nach dem Ausstieg an die FIA zurück. Hätte diesen also so oder so nicht an Stefan GP vererben können. Anstelle von Toyota rückte das Schweizer (BMW) Sauber Team nach, das sonst keinen Platz erhalten hätte.

Was war zwischen Stefan GP und der FIA?

Stefan GP hatte sich schon 2009 für einen Startplatz in der Saison 2010 beworben, wurde jedoch abgelehnt. Stattdessen wählte die FIA Campos GP (heute HRT F1 Team), Manor GP (heute Virgin Racing), USF1 (heute nicht mehr dabei) und Lotus (in zweiter Instanz im September) aus. Stefan GP beklagte sich öffentlich darüber, dass die FIA bei ihrem Auswahlprozess nicht fair gewesen sei - eine Ansicht, die auch andere teilten. David Richards enthüllte gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass ihm seitens der FIA nahegelegt worden war, dass seine Einschreibung mit Prodrive nur mit einem Cosworth-Motor angenommen würde.

Die von Stefan GP nach Bahrain verschiffte Fracht darf wieder abgeholt werden., Foto: Stefan GP
Die von Stefan GP nach Bahrain verschiffte Fracht darf wieder abgeholt werden., Foto: Stefan GP

Stefan GP ging mit seiner Beschwerde vor ein EU-Gericht, zog die Klage später jedoch zurück, um der neuerlichen Bewerbung nicht im Weg zu stehen. Auch in den letzten Wochen machte Stefan GP mächtig Lärm und prangerte die FIA öffentlich für den Fall an, dass man keinen Startplatz erhalten würde. Diese Aussagen wurden kurz darauf zurückgenommen und jegliche Kommunikation eingestellt. Vielleicht kam die Einsicht (oder die Nachhilfestunde) über die Spielweise in der F1-Politik zu spät...

Könnte Stefan GP 2011 einsteigen?

Ja. Die FIA wird in den nächsten Tagen Details zu einer neuen Einschreibung für die Saison 2010 bekannt geben. In deren Rahmen darf sich auch Stefan GP erneut bewerben. Gleiches gilt für USF1 und alle anderen Interessenten. Alle Bewerber müssen sich dem FIA-Auswahlprozess stellen, es gibt keine Vorschusslorbeeren.

Was kann Stefan GP bis 2011 machen?

Vor einigen Wochen kündigte Zoran Stefanovic an, dass man im Falle einer Abweisung ein Testjahr einlegen und 2011 einsteigen wolle. Die Finanzierung dafür stehe, so sagte er damals. Allerdings braucht ein Team für Testfahrten nicht nur Geld und ein bezahltes Auto, sondern auch Reifen. Bridgestone ist als Einheitsreifenlieferant der Formel 1 nicht dazu verpflichtet, F1-Reifen an Nicht-F1-Teams herauszugeben.

Somit bleiben für Stefan GP nur GP2-Reifen, die ebenfalls von Bridgestone gekauft werden müssten, oder passende Alternativen aus anderen Rennserien. Stefanovic betonte jedoch, dass man nicht testen werde, so lange man keine passenden und sicheren Reifen habe. Sollten sich Reifen finden, möchte Stefanovic auch Testfahrten für Nachwuchsfahrer anbieten, damit diese sich an die Formel 1 gewöhnen können - gegen Bares versteht sich.