Der erste Testtag in Barcelona begann für die Teams mit in dieser Saisonvorbereitung ungewohnten Sonnenstrahlen - und einem Stau bei der Anfahrt zur Strecke wie bei einem Grand Prix. Nachdem in Jerez wegen des schlechten Wetters nur wenige Zuschauer den Weg an die Strecke suchten, fanden sich in Barcelona wieder mehr Anhänger von Fernando Alonso & Co auf den Tribünen ein.

Statt ihres spanischen Helden im Ferrari sahen sie jedoch einen anderen Fahrer an der Spitze der Zeitentabelle: Mark Webber fuhr in 1:21.487 Minuten die schnellste Zeit des Tages. Der Australier erzielte die Bestzeit bereits am Vormittag, an dem er eine Reihe von Qualifyingsimulationen absolvierte und nie mehr als drei fliegende Runden am Stück fuhr. "Wir hatten einen ziemlich guten Testtag", sagte Webber. "Jeder Tag ist wichtig, aber wir sind in besserer Verfassung als die anderen Teams." Bis zur Mittagspause fuhr er die acht schnellsten Runden des Vormittags und war über eine Sekunde schneller als der Vormittagszweite Nico Rosberg, der sich hauptsächlich auf Long Runs konzentrierte.

Nico Rosberg übergibt das Auto am Freitag an Michael Schumacher., Foto: Sutton
Nico Rosberg übergibt das Auto am Freitag an Michael Schumacher., Foto: Sutton

"Wir hatten einen produktiven Tag und konnten viel lernen", freute sich Rosberg. "Wir haben die Testzeit gut genutzt und ich fühle mich ziemlich wohl im Auto." Die Aerodynamik werde sich bis zum ersten Rennen noch deutlich verändern, weshalb er sich auf Setuparbeiten und das Verhalten auf Long Runs konzentriert habe. Außerdem wurde an Rennwochenendprozeduren gefeil.

In der Endabrechnung fiel Rosberg noch hinter seinen ehemaligen Teamkollegen Nico Hülkenberg auf den dritten Rang zurück. Der Williams-Pilot arbeitete am Setup, der Aerodynamik und Systemchecks. Außerdem bewirtete Williams im Fahrerlager 150 Gäste und Sponsoren. Rosbergs neue Mercedes-Crew trainierte unterdessen Boxenstopps mit neuen Wagenhebern, die mit mechanischen, federgesteuerten Mechanismen funktionierten - elektronische Geräte sind ab dieser Saison verboten.

Rennvorbereitungen

Die weiteren Plätze belegten Pedro de la Rosa, Jenson Button, Tonio Liuzzi, Fernando Alonso, Vitaly Petroiv, Jaime Alguersuari, Lucas di Grassi und Fairuz Fauzy. Toro Rosso Mann Alguersuari fuhr mit 111 Runden die meisten Umläufe des Tages - dahinter folgten Webber (109), Rosberg (107) und Button (101). Die drei letztgenannten lösten allesamt je eine rote Flagge aus. Bei Force India trainierte Liuzzi fleißig Boxenstopps samt Safety Car Simulation.

"Sobald wir bemerkt hatten, dass die Strecke sehr grün und nicht gut genug war, um sinnvoll zu testen, konzentrierten wir uns auf Setuparbeiten und Boxenstoppübungen", erklärte Liuzzi, der so wieder in den Rhythmus kommen wollte. Am Freitag möchte er sich auf die Performance und Long Runs konzentrieren. "Das sollte ein repräsentativerer Tag für die Pace unseres neuen Autos werden."

Bei Sauber konzentrierte sich de la Rosa auf Aerodynamiktests für den Saisonauftakt in Bahrain. "Außerdem arbeiteten wir an der richtigen Fahrzeugbalance für den Circuit de Catalunya, der mit seinen vielen Bodenwellen sehr anspruchsvoll ist", verriet der Spanier. Der scheidende Sauber-Technikchef Willy Rampf fügte hinzu: "Wir haben uns heute auf verschiedene mechanische Setups und unterschiedliche Downforce-Level für den Bahrain GP konzentriert. Wir sind mit der Balance noch nicht zufrieden, aber wir haben viele nützliche Daten gesammelt."

Renault-Pilot Vitaly Petrov freute sich, endlich viele Runden im Trockenen fahren zu können. "Es war schön, nicht im Regen fahren zu müssen", sagte er. "Der Tag verlief gut und wir konnten viele Boxenstoppübungen und Setarbeiten verrichten." Am Nachmittag verhinderte ein Hydraulikproblem noch mehr Runden des Russen. "Wir mussten Teile des Hydrauliksystems austauschen und das kostete uns Zeit", erklärte Chefingenieur Alan Permane. "Trotzdem konnten wir Setuparbeiten verrichten und Vitaly fühlte sich im Auto auf dieser Strecke wohl."

Crash von di Grassi

Lucas di Grassi beschädigte seinen VR-01., Foto: Sutton
Lucas di Grassi beschädigte seinen VR-01., Foto: Sutton

Drei Mal musste der Test allein am Vormittag mit einer roten Flagge unterbrochen werden. Die erste Unterbrechung gab es nach nur 23 Minuten. Fairuz Fauzy blieb in seinem Lotus T127 zwischen Kurve 9 und 10 mit einem Hydraulikproblem stehen. Eine Stunde später war es Fernando Alonso, der die zweite rote Flagge auslöste. Der F10 des Spaniers rollte mit einem Elektronikproblem aus. Mancher Fotograf möchte aber auch eine verdächtige Rauchwolke vernommen haben, die eher auf ein Motorproblem hindeutete. Alonso kehrte erst kurz vor der einstündigen Mittagspause auf die Strecke zurück.

Nicht so viel Glück hatte Virgin Racing Pilot Lucas di Grassi. Der Brasilianer flog in Kurve 9 von der Strecke ab und schlug relativ hart, frontal in den Reifenstapel ein. Sein VR-01 nahm an der Fahrzeugfront beträchtlichen Schaden. Als Ursache für den Unfall gab das Team einen Aufhängungsbruch hinten rechts an. Später revidierte das Team, ein Dreher habe den Abflug ausgelöst. "Ich bin okay", teilte di Grassi mit. "Nächste Mal werde ich noch schneller fahren, ich pushe mehr und mehr."

Das Team arbeitete weiter daran, die Hydraulikprobleme in den Griff zu bekommen, die Virgin bereits die gesamte Jerez-Woche gequält hatten. "Wir machen gute Fortschritte, die Probleme zu verstehen", sagte Technikchef Nick Wirth. "Leider fuhren wir mit einigen experimentellen Lenkungseinstellungen am Auto, die das Handling beeinflussten und Lucas eingangs Kurve 9 überraschten." Das habe zu dem Dreher geführt, der im Reifenstapel endete. "Wir müssen die gebrochene Aufhängung und Flügel bis morgen ersetzen, sollten aber morgen Vormittag wieder fahren können."

Am Nachmittag löste Mark Webber im Red Bull die vierte Testunterbrechung des Tages aus. Der RB6 blieb im Mittelteil der Strecke stehen. Ausgelöst wurde der Stopp von zu hohem Getriebeöldruck. Laut Webber hatte das Teil jedoch schon viele Kilometer auf dem Buckel. "Es war also keine Überraschung", sagte der Australier. Das gleiche Schicksal ereilte Nico Rosberg im Mercedes MGP W01, der kurz nach Kurve 10 ohne Sprit ausrollte. Die letzte rote Flagge des Tages wurde fünf Minuten vor Testende geschwenkt: Jenson Buttons McLaren Mercedes MP4-25 streikte.