Anfang Februar war die Stunde der Wahrheit für Peter Windsor gekommen. In einem Meeting mit den Angestellten von USF1, Ken Anderson und Windsor selbst stellte der Sportdirektor die wohl eher rhetorische Frage: "Wer glaubt, dass wir nicht in Bahrain dabei sein werden?" Die Antwort schockierte ihn. "100 Prozent der Mitarbeiter hoben ihre Hand. Er war sichtbar schockiert", berichtet ein anonymer USF1-Mitarbeiter bei Autosport.

Noch arbeiten 60 Personen in der Fabrik in Charlotte, 10 haben das Team jedoch schon verlassen. Die anderen erwarten ungeduldig den kommenden Freitag, wenn klar wird, ob sie ihre Gehälter und Löhne ausbezahlt bekommen. "Die Leute leiden darunter seit zwei Monaten", betont die Teamquelle. "Alle von uns haben ihre Jobs aufgegeben und sind durchs halbe Land gereist, um diese Chance wahrzunehmen."

Budget nicht gesichert

Dabei sei man von Teamchef Ken Anderson durchaus unter Angabe falscher Tatsachen angelockt worden. Als die Gehaltszahlungen Mitte Januar verspätet eintrafen, kamen die Mitarbeiter ins Grübeln und schlussfolgerten: "Wir wurden über das langfristige Budget belogen - das Unternehmen hat Liquiditätsprobleme." Angeblich sollte das Projekt für drei Jahre ausfinanziert sein. "Wenn man davon absieht, dass wir über das Budget belogen wurden, kann man es so sehen: Wenn man kein Auto oder keine ernsthaften Fortschritte vorzeigen kann, tendieren potenzielle Sponsoren nicht dazu, dir Geld zu geben."

Die ersten Zweifel kamen den Mitarbeitern Anfang Dezember. Als erfahrenes Rennsportpersonal wussten sie ungefähr, wann bestimmte Abläufe, Prozesse und Teile angesetzt sein mussten, um bis zum ersten Rennen fertig zu sein. "Wir erwarteten einen großen Produktionsaufschwung Mitte Dezember, aber der kam nie", erklärt der unbekannte Mann. "Als die Zeichnungen nicht freigegeben wurden, war klar, dass wir in Problemen sein könnten."

Planlos in Charlotte

Die Ingenieursentscheidungen mussten alle von Ken Anderson abgesegnet werden, bevor sie weiterverarbeitet werden konnten. "Das hat alles aufgehalten", betont der Insider. Die Arbeit an der Überlebenszelle habe für einen Monat still gestanden. Schon im Oktober soll der Produktionsmanager Bedenken über fehlende Ressourcen geäußert haben. "Aber er wurde beschwichtigt: Bleib ruhig, Ken hat einen Plan. Die Ironie dabei ist, dass es verdammt wenig Pläne und Dokumentationen gab. Es gab keine Produktionspläne, es wurde sehr wenig geplant."

Ken Anderson sieht die Geschichte seines Mitarbeiters als einseitig an. "Es gibt auch einige Widersprüche." Andersons Verteidigung: "Jeder wusste genau, was ihn erwarten würde, als er hier unterschrieben hat, nämlich zwei Autos nach Bahrain zu bringen."

Aufgrund der Verzögerungen durch den FIA/FOTA-Streit habe er seine Mitarbeiter angewiesen, das Auto einfach, stark und zuverlässig zu halten. Einige Dinge seien jedoch zu komplex und zeitaufwendig gestaltet worden. "Ich habe in Frage gestellt, warum es so komplex war, obwohl es nicht notwendig war." Windsor rettet sich in Durchhalteparolen: "Ich werde weiter meine gesamte Liebe und Leidenschaft für den Sport in dieses Projekt stecken. Manche Hindernisse kann ich nicht bewältigen, aber ich werde nicht aufgeben."