Die ersten Eindrücke, die Timo Glock in Jerez mit dem VR-01 von Virgin Racing sammeln konnte, waren gut. Mehr als Eindrücke waren es aber nicht, da er aufgrund von Regen und Ersatzteilmangel nichts riskierte und das Auto nur einrollte. Ärgern wollte sich der Deutsche aber nicht, auch wenn er von Toyota noch gewohnt ist, dass es keinen Teilemangel gibt. "Es ist anders, es macht aber keinen Sinn, dazusitzen und sich zu denken: 'Verdammt, ich will fahren.' Die Situation wird sich dadurch nicht ändern. Man muss sich da einfach ein wenig zurücknehmen, normal bleiben und dem Team helfen - ihnen Vertrauen schenken, bei dem, was sie tun", meinte Glock.

Er hatte schon vorher damit gerechnet, dass der Start etwas langsamer verlaufen würde und im ersten Jahr keine allzu großen Sprünge zu erwarten sind. Sobald aber der passende Rhythmus im Team gefunden wird und alles glatt läuft, rechnet er durchaus damit, dass es aufwärts geht. "Ich denke, Nick Wirth, der das Auto entworfen hat, und all die Jungs im Werk machen ordentliche Arbeit, die wissen, was sie tun", sagte er. Zudem musste Glock betonen, dass das Auto beim ersten Test nur eine Basis darstellt, keine magischen Teile drauf sind und deswegen auch nicht mit irgendwelchen Fabelzeiten gerechnet wird - aus dieser Sicht war ihm der Regen auch relativ egal. In Zukunft könnten die besseren Teile aber kommen. "Wir haben ein paar gute Sachen für das erste Rennen, ich bin mir sicher, es kommen noch mehr Updates. Die Frage ist nur, wie weit sind wir vom Mittelfeld weg? Wo ist unser Startpunkt? Darauf müssen wir warten, bis es trocken ist."

Gespräche und Simulatorarbeit

Glock fühlt sich durchaus als wichtiger Teil des ganzen Aufbauprozesses. Er hat im Winter viel mit den Ingenieuren gesprochen, war acht bis zehn Tage Simulator und hatte nach den fünf Runden am Mittwoch auch ein sehr langes Debriefing. "Sie sind also sehr daran interessiert, was ich über das Auto denke und was ich für die richtige Richtung halte. Das macht Spaß, denn sie sind recht offen und hören zu, was ich zu sagen habe. Nick Wirth ist ein besonderer Mensch und bislang habe ich es ziemlich genossen, mit ihm zu arbeiten", sagte er. Die Simulator-Arbeit wollte Glock nicht unterschätzt wissen. Einerseits musste er sagen, dass dort zwar die G-Kräfte keine Rolle spielen, er erwartete aber, dass der neue Simulator, der nach dem Test bereit sein wird, wohl besser sein wird, als der von Toyota.

Einige Dinge lassen sich aber trotzdem erst an der Strecke machen, vor allem die Arbeit der Crew muss sich dort einspielen. In Jerez gibt es zwei Auto-Crews, die sich einspielen sollen, wobei die Mechaniker am Mittwoch relativ müde waren, weil sie in der Nacht davor noch neue Teile ans Auto montieren mussten. "Ich denke aber, für morgen [Donnerstag] ist alles bereit und sie können sich in der Nacht erholen." Glock erinnerte daran, dass die Mechaniker und Crews bei Toyota zu Beginn auch ein paar Monate oder fast ein Jahr gebraucht hatten, um den Rhythmus zu finden. "Obwohl wir ein neues Team sind, haben wir aber viele erfahrene Leute, wie John Booth, Christian Silk und Nick Wirth, die außen stehen und jedes kleine Detail sehen, das nicht gut genug läuft. Sie unterbrechen da sofort und sagen: 'Wir müssen es so machen', und ich denke, das wird dabei helfen, das Auto und das Team schnell nach vorne zu bringen."

Motor fühlt sich gut an

Bislang weiß Glock, dass das Auto so um die Kurven fährt, wie es soll, ansonsten stehen ohnehin einmal die Basisarbeiten an. "Ich denke, die ersten drei oder vier Rennen, oder vielleicht das ganze erste Jahr, werden ein Test für uns sein. Jedes Rennen wird eher ein Test als ein wirkliches Rennen sein." Nicht viel arbeiten wird Virgin am Motor, der kommt von Cosworth und hat Glock bereits am Mittwoch positiv überrascht. Er war im Nassen gut Fahrbar und es musste wenig umgestellt werden. "Von der Kraft her ist er nicht so schlecht, er fühlt sich stark an. Er vermittelt ein gutes Gefühl, aber wir haben noch nicht genug Runden, um was Genaues zu sagen."