Zu Beginn der zweiten Testwoche des Formel-1-Jahres erlebten die zehn anwesenden Teams in Jerez den ersten Regen der Saison. Nur zu Beginn des Testtages war die Strecke noch halbwegs trocken, um vergleichbare Rundenzeiten zu fahren, danach wurde der Regen immer stärker und ließ nicht mehr genug nach, um ein Abtrocknen der Strecke zu ermöglichen - durch die Gischt wurde es sogar noch schlechter. Somit konnten die Zeiten vom frühen Vormittag nicht mehr verbessert werden.

Die Trockenbestzeit ging an Nico Rosberg im verbesserten Mercedes GP MGP W01. Der Deutsche fuhr als einziger Pilot eine 1:20er Zeit, bevor der Regen stärker einsetzte. Dahinter reihten sich Sebastien Buemi, Nico Hülkenberg und Fernando Alonso ein. Aussagekraft haben die Trockenzeiten jedoch keine.

Der neue Red Bull kam auf dem Abschleppwagen zurück., Foto: Sutton
Der neue Red Bull kam auf dem Abschleppwagen zurück., Foto: Sutton

"Das Auto fühlte sich heute sehr gut an", bilanzierte Rosberg. "Verglichen mit Valencia fühlte ich mich heute wohl." Seine Sitzprobleme aus Valencia sind behoben. "Ich konnte pushen und der Tag hat Spaß gemacht." Das Ziel war es, so viel wie möglich über das Auto und den Motor zu lernen und an der Zuverlässigkeit sowie dem Setup zu arbeiten. "Der Regen war etwas frustrierend, aber das Auto fühlt sich gut an und das ist das Wichtigste."

Böser Regen

Der Regen beeinflusste auch das Testprogramm der einzelnen Teams. Einige konzentrierten sich zunächst auf kurze Stints, andere wie Ferrari fuhren abwechselnd mit den extremen Regenreifen und den Intermediates. Bei Renault blieb Rookie Vitaly Petrov sogar die meiste Zeit des Tages in der Box. Anstatt mehr Erfahrung mit seinem R30 zu sammeln oder das Fahren mit einem F1-Boliden im Nassen zu üben, ließ das Team den Russen in der Box, um keine Kilometer im Regen zu verschwenden.

"Das Wetter war richtig schlecht heute, es hat viel geregnet und wir sind nicht viel gefahren", erklärte Petrov. "Ich fahre normalerweise gerne im Regen, aber es nervig, so viel Zeit wegen des Wetters zu verlieren." Der Russe konnte nur einen Run auf angefahrenen Reifen im Trockenen absolvieren. "Danach haben wir hauptsächlich Systemchecks in der Box durchgeführt und ein kleines Problem mit den Bremsen entdeckt, das wir bis zum Ende des Tages lösen konnten." Am Donnerstag übernimmt Robert Kubica das Auto.

Messgeräte und Jungfernfahrten

Der Hingucker des Vormittags war Jenson Button oder besser gesagt das Messgerät am McLaren MP4-25 des Briten. Um die wenigen Testfahrten bis Saisonbeginn bis ins letzte Detail auszunutzen, sammelt McLaren mit allen nur erdenklichen Mitteln Aerodynamikdaten - eben auch mit einer Vorrichtung zwischen dem linken Vorderrad und dem linken Seitenkasten. Das Team beschwichtigte jedoch Befürchtungen, dass es Probleme mit der Performance des Autos gebe. Man wolle nur genügend Daten sammeln, um sie mit den CFD- und Windkanalwerten zu vergleichen. Es gebe keinen Anlass zur Beunruhigung. Am Nachmittag arbeitete Button am Motor- und Getriebe-Mapping sowie verschiedenen Bremsmaterialien.

Die Messgeräte am McLaren lästen Spekulationen aus., Foto: Sutton
Die Messgeräte am McLaren lästen Spekulationen aus., Foto: Sutton

Etwas unruhiger ging es bei Virgin Racing zu. Timo Glock sollte nach den beiden Shakedown-Tagen in der letzten Woche in Silverstone den ersten echten Testtag unter die Räder nehmen. Doch das Testprogramm kam ins Stocken. Das Team lieferte neue Teile an die Strecke, die dann erst eingebaut werden mussten. Erst am Nachmittag fuhr Glock die erste gezeitete Runde von Virgin Racing bei einem Gruppentest. Danach kam er gleich wieder an die Box. Mehr als fünf Runden legte er nicht zurück.

Ölleck und Motorwechsel

Die erste rote Flagge des Tages löste eines der drei neuen Autos (im Vergleich zum Valencia-Test letzte Woche) aus: Mark Webbers Red Bull RB6 blieb nach 47 Runden wegen eines Öllecks stehen und kam auf dem Abschleppwagen zurück an die Box - danach wurde lange am neuen RB6 gewerkelt, der vorsichtshalber einen neuen Renault-Motor erhielt, was Webber wertvolle Testzeit kostete. Das muss kein schlechtes Omen sein: Bereits im Vorjahr blieb der neue Red Bull RB5 an seinem Rollout-Tag mit einem Defekt liegen.

"Am Morgen lief alles nach Plan", sagte Chefingenieur Ian Morgan. "Es ist sehr frustrierend, dass ein Problem mit einem einfachen Teil einen Motorwechsel nach sich zog, der uns viel Zeit gekostet hat." Noch enttäuschender war für Morgan aber das Wetter. "Es ist gut, einen ersten Regentest zu haben, aber es ist nicht ideal beim allerersten Test."

Webbers Ausfall war die vierte Testunterbrechung am vierten Testtag des Jahres. Danach folgte nur noch eine Unterbrechung kurz vor Testende, die gleichzeitig den Tag beendete, als Nico Rosberg im Silberpfeil stehen blieb. Davon abgesehen sind die Autos weiterhin sehr zuverlässig, obwohl sie am ersten Tag in Jerez nur vergleichsweise wenige Runden wegen des Regens gefahren sind. Der fleißigste Pilot des Tages war Williams-Mann Nico Hülkenberg, der als einziger klar über 100 Runden fuhr.

Kein Ferrari an der Spitze

Fernando Alonso war mit dem Fahrverhalten im Nassen zufrieden., Foto: Sutton
Fernando Alonso war mit dem Fahrverhalten im Nassen zufrieden., Foto: Sutton

Nach drei Valencia-Testtagen mit jeweils einer Ferrari-Bestzeit gab es in Jerez mal keinen roten F10 an der Spitze der Zeitentabelle. "Unsere Arbeit wurde vom schlechten Wetter beeinflusst, aber nichtsdestotrotz konnten wir viele Kilometer zurücklegen und ich fuhr fast 90 Runden", versuchte Fernando Alonso das Positive herauszuziehen. "Damit sind wir zufrieden, denn wir konnten viele Daten sammeln, was für die Zuverlässigkeit wichtig ist." Die machte bei den Roten keine Probleme.

Jetzt hofft der Spanier auf besseres Wetter. "Es ist auch wichtig, auf trockener Strecke zu fahren." Die Wetterfrösche machen ihm da allerdings wenig Hoffnung. Wenigstens die Regenfahrten gefielen Alonso: "Das Auto lief sehr gut im Nassen, es war einfach zu fahren." Sein Gefühl ist also gut. "Es war wie im Trockenen. Alles in allem also ein positiver Tag."

Auch BMW Sauber-Chefingenieur Giampaolo Dall'Ara war nach dem Tag nicht ganz zufrieden. "Leider waren die Wetterbedingungen nicht so, wie wir sie gerne gehabt hätten", sagte er. "Deshalb mussten wir einige mechanische und aerodynamische Tests auslassen." Kamui Kobayashi fuhr die meiste Zeit des Tages auf Intermediates und arbeitete am Setup, Systemchecks und Startübungen.

Das Rollout hatte der Force India VJM03 bereits hinter sich, in Jerez absolvierte Tonio Liuzzi am Mittwoch den ersten vollen Testtag mit dem neuen Auto. "Es war definitiv ein guter Testbeginn", sagte der Italiener, der sich an seinem ersten Arbeitstag im VJM03 darauf konzentrierte, sich im Auto einzufinden und die System zu prüfen. "Wir sind mehr als 70 Runden gefahren und das Auto war zuverlässig ohne größere Probleme. Das ist ein guter Start."