Im letzten Winter musste Force India mit einem relativ späten Motorwechsel zu Mercedes und einem Getriebewechsel zu McLaren klarkommen. Wie viel besser lief es diesmal?
Mark Smith: Es lief viel besser. Wir haben den VJM03 von Anfang an mit dem Motor und Getriebe entwickelt, die wir auch verwenden. Dadurch hatten wir einen viel größeren Vorteil als zum gleichen Zeitpunkt beim VJM02. Grundsätzlich waren uns die Daten viel früher zugänglich. Das Ergebnis ist ein einfacherer Design- und Entwicklungsprozess.

2010 gibt es kein Nachtanken. Die Vorderreifen sind schmaler und die Radabdeckungen verboten. Welcher dieser Faktoren hat das Design am stärksten beeinflusst?
Mark Smith: In Hinblick auf das Design und die Performance des Autos waren diese drei Faktoren die wichtigsten. Die Radabdeckungen waren ein aerodynamisches Teil, also mussten wir eine neue Konfiguration entwickeln. Das Nachtankverbot hat einen großen Einfluss auf eine Vielzahl an Bereichen, etwa den Radstand, das Kühlsystem und das Benzinsystem, das nun funktionieren muss, ohne dass alle 20 Runden nachgetankt wird. Die schmaleren Vorderreifen haben einen kleinen Aero-Einfluss, aber hauptsächlich geht es darum, ihre Performance am besten einzuschätzen, weil ihre Charakteristik wohl ganz anders sein wird als im letzten Jahr.

Welche Veränderungen gibt es im Vergleich zum Vorjahresauto?
Mark Smith: Es ist eine natürliche Weiterentwicklung in Bereichen, die Ende 2009 einen gewissen Trend aufzeigten. In anderen Bereichen ist es ziemlich anders. Das Heck des Autos wurde am meisten weiterentwickelt. Jeder hat jetzt ein Jahr Erfahrung mit dem Doppeldiffusor und wir gehen alle viel schlauer in die Saison 2010. Es gab einige Verbesserungen in diesem Bereich und es ist von Anfang an Bestandteil des Autos, anstatt sehr schnell nachträglich eingebaut zu werden. Das Getriebe ist jetzt etwas besser eingebaut und es gibt ein paar Tricks, wie man das Potenzial des Diffusors besser ausnutzen kann. Es gibt also einige merkliche Veränderungen.

Der neue Force India ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers., Foto: Force India
Der neue Force India ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers., Foto: Force India

Was bedeuten die schmaleren Vorderreifen?
Mark Smith: Der größte Einfluss ist auf die Balance des Autos im Bereich der Aerodynamik, Mechanik und Gewichtsverteilung. Obwohl wir Vorausdaten für die Reifen haben, werden wir erst nach den Tests wirklich verstehen, wie sie mit dem Auto interagieren. Die Benzinmenge ist 2010 viel höher als 2009 und auch das wird beim Reifenmanagement im Rennen eine Rolle spielen. Es wird wichtig, auf die Reifen zu achten. Einige Fahrer-Auto-Kombinationen werden daraus einen Vorteil schlagen.

Wie viel Arbeit hat das Team in die optimale Tankgröße gesteckt?
Mark Smith: Sehr viel Arbeit. Da die Tankgröße viele andere Designbereiche beeinflusst, war es sehr wichtig, alles so genau wie möglich festzulegen. Zunächst haben wir eine gründliche Analyse der historischen Daten vorgenommen, danach haben wir den Einfluss von Faktoren wie größerer Spritladung und veränderter Aerodynamik auf die Rundenzeit und den Benzinverbrauch berechnet. Wir haben auch viel Input von Mercedes erhalten, was ihre Erwartungen an den Verbrauch angeht.

Der zusätzliche Sprit muss irgendwo untergebracht werden. Wie stark ist das Chassis gewachsen?
Mark Smith: Die maximale Breite des Benzintanks ist durch das Reglement festgelegt, also ist das Chassis hauptsächlich in der Länge gewachsen.

Was bedeutet die größere Benzinmenge?
Mark Smith: Die Auswirkungen auf die Rundenzeiten sind natürlich sehr groß - wir sprechen von rund fünf Sekunden. Die Autos werden am Start viel langsamer sein. Für die Fahrer wird es mit viel Sprit an Bord viel schwieriger und unsere Fahrer waren in der letzten Ära ohne Nachtanken noch nicht dabei! Man muss auch sehr gut auf die Bremsen achten. Wir haben unsere Methoden, um die Bremskühlung zu überwachen und die Ziele an die neuen Benzinmengen und Vorhersagen angepasst.

Im letzten Jahr hat das Team die Entwicklung des verstellbaren Frontflügels eingestellt. Wird dieses System in diesem Jahr wichtiger sein?
Mark Smith: Ich glaube schon, dass es wichtiger sein könnte. Niemand hat darüber gesprochen, aber wir hatten den Eindruck, dass es kein großer Vorteil für die Fahrer war. Also waren wir auch ohne glücklich. Aber wenn man das Auto im Rennen mehr behüten muss, ist es gut, einen solchen Flügel zu haben.

Sind Sie bislang mit allem zufrieden?
Mark Smith: Diese Frage können wir erst nach den ersten drei Rennen beantworten. Die Entwicklungsrate in der Formel 1 ist sehr hoch und das war im Winter nicht anders. Wie es sich zwischen den Teams auswirken wird, werden wir sehen.