Erwartete 30.000 Zuschauer, vier Kilometer Stau vor der Strecke und jede Menge Euphorie - bei einem Test. Der erste Testtag von Fernando Alonso mit Ferrari war am Mittwoch in Spanien der Renner schlechthin und in den ersten Stunden enttäuschte Alonso nicht, sondern fuhr gleich einmal die schnellsten Zeiten des Tages und der Woche. Passend zu dem Anlass gewährte Ferrari der italienischen Zeitung La Stampa ein Interview mit dem Spanier, in dem er so ziemlich über alles sprach, was irgendwie mit ihm zu tun hat.

So erzählte er, dass er im Alter von zwei erstmals in einem Kart saß, das sein Vater aus einem Rasenmäher gebaut hatte. Mit drei fuhr er dann schon sein erstes Rennen. "Ich wurde Letzter und überrundet. Ich bekam aber trotzdem einen Pokal", meinte Alonso. Am schnellsten fuhr er bislang in Monza, wo er 372 km/h auf den Tacho brachte. Angst will er dabei oder generell nicht verspüren. "Respekt, denn Geschwindigkeit muss respektiert werden. Angst, nie." Auch nicht, als er vor rund einem Monat mit Flavio Briatore eine brenzlige Situation in einem Flugzeug in Kenia erlebte. Dazu musste er betonen, dass es kein Absturz war.

"Wir haben ein Gebäude mit einem der Flügel getroffen. Ich habe einen Bums gehört, aber dass das Flugzeug abgestürzt ist und in Flammen aufging, wurde später von den Zeitungen erfunden." Alonso ist trotz seines riskanten Berufes Atheist, dafür ist er abergläubisch. Das lebt er auch. "Ich spiele mit Nummern. So wie, dass die Nummer des Helmes die Zimmernummer des Hotels ist, geteilt durch die Autos in der Startaufstellung. Es ist wichtig, dass das Ergebnis 14 ist." Auf die 14 kam er deswegen, weil er mit der Nummer seine erste Kart-Weltmeisterschaft gewann.

Druck aushalten

Als wichtigste Qualität eines Fahrers erachtet Alonso die Fähigkeit, mit Druck umzugehen, dazu zählt er als allererstes den medialen Druck. "Dann kommt das Team, denn man ist nur ein kleines Rädchen in einem großen Apparat aus hunderten von Leuten. Wenn man ins Auto steigt und die Ampel auf Grün schaltet, tritt man aufs Gas", meinte Alonso. Dementsprechend gering schätzte er dann auch den Einfluss des Fahrers auf das Auto ein. Es sei 70 Prozent Auto, 30 Prozent Fahrer. "Wenn die Autos aber gleich sind, dann ist es umgekehrt." Da kommt ihm dann vielleicht auch zugute, dass er gerne Poker spielt, auch wenn er sich selbst nicht als guten Spieler bezeichnet. In Spanien spielt er mit seinen Freunden, auf Reisen im Internet, im Paddock mit Robert Kubica und Giancarlo Fisichella. Vierten Spieler gibt es da noch keinen. "Wir suchen noch. Vielleicht ein Hühnchen."

In Rot fühlt sich Fernando Alonso nun wohl, Foto: Sutton
In Rot fühlt sich Fernando Alonso nun wohl, Foto: Sutton

Bis dahin ist laut Alonso Kubica derjenige, der am öftesten gewinnt, wobei Fisichella auch sehr gut sein soll. Neben Pokern imitiert Alonso auch gerne Leute und verriet dem Interviewer auch gleich, wer als nächster dran ist: "Du, nach dem Interview." Luca di Montezemolo studiert er derweil noch. Alonso durfte auch über ein paar seiner Kollegen und andere bekannte Persönlichkeiten Kurzdefinitionen abgeben und kam dabei mit interessanten Aussagen heraus. So fand er je eine für ihn passende Kurzbezeichnung für Felipe Massa ("schnell"), Kimi Räikkönen ("talentiert"), Bernie Ecclestone ("klug"), Michael Schumacher ("Arbeiter"), Flavio Briatore ("mein Vater im Sport"), Barack Obama ("Hoffnung"), König Juan Carlos ("fanatisch") und Enzo Ferrari ("Die Legende"). Ferrari ist für Alonso deswegen eine Legende, weil die Marke immer im Rennsport war und weil jeder einen fahren will.

Keine Biografie gelesen

Der Spanier durfte dann auch Auskunft darüber geben, wo in Europa er die besten und die schlechtesten Autofahrer getroffen hat. Am besten schnitten bei ihm die Schweizer ab, die schlechtesten sind seiner Meinung nach die Spanier und die Italiener, weil sie zu undiszipliniert sind. Kein besonders disziplinierter Leser scheint dafür Alonso zu sein, er meinte, er habe wohl das letzte Mal gelesen, als er seine Piloten-Lizenz machte und das Handbuch durchschaute. Doch nicht nur deswegen wollte er keine seiner Biografien empfehlen. "Sie wurden alle in Eile geschrieben, um Geld zu machen, als ich berühmt wurde. Ich habe sie selbst nicht gelesen."

Das liegt aber vielleicht auch daran, dass er den schönsten Tag seines Lebens noch vor sich sieht, da er lieber in Richtung Zukunft lebt. Bei einem kurzen Blick nach hinten, offenbarte er dann eine spezielle Einsicht auf seine schönsten Momente. "Ich denke, vielleicht das Gefühl beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke, wenn man sieben Jahre alt ist; das kommt nicht wieder. Nicht einmal wenn man die Weltmeisterschaft gewinnt." Spaß hat er aber dennoch, so machte es ihm Freude, beim Film "Cars" eine kurze Sprechrolle zu haben - vor allem deswegen, weil es nur ein Satz war. Ob er in Zukunft Filme machen will, ließ er sich offen. "Ich mache gerne Werbefilme. Was morgen ist, wer weiß."

El Nano

Egal was passiert, auf seinen Spitznamen hat er sich bereits festgelegt. Er zieht El Nano gegenüber Magic Alonso vor. "In Spanien war ich immer der Jüngste und der Kleinste. Dann wurde Fernando zu Nando und Nano." Dass Nano auf Italienisch Zwerg bedeutet, ist ihm da egal. "Jetzt bin ich erwachsen und ansehnlich, aber nicht wirklich groß. Zumindest habe ich aber einen kleineren Teamkollegen", scherzte er.

Die spanischen Fans lieben Fernando Alonso, Foto: Sutton
Die spanischen Fans lieben Fernando Alonso, Foto: Sutton

Der zukunftsorientierte Alonso denkt klarerweise auch schon genau über seine Zukunft nach. In zehn Jahren will er zuhause in seinem Armsessel sitzen und sich entspannen. Ob er sich die Haare färben wird oder nicht - ja, das wurde er gefragt - interessierte ihn wenig. "Wenn ich mir meinen Vater ansehe, der ist schneeweiß und es passt ihm wirklich." Über Michael Schumacher wollte Alonso nur sagen, dass er ein großer Champion ist, zu den Ferrari-Fans sagte er noch: "Ich kann keine Ergebnisse versprechen. Wir wissen, dass ich immer alles geben werde. Es wird keinen Tag geben, an dem ich nicht ans Team denke."