"Was für ein Auto!", war Teammitbesitzer Richard Branson begeistert. Der neue Virgin Racing VR-01 wurde am Mittwoch in einer Online-Präsentation vorgestellt - wenn auch verspätet. Denn zunächst gab es keine Bilder vom schwarz-roten Boliden, der ohne Windkanalarbeit rein am Computer entstanden ist. "Nick Wirth und sein Designteam haben unglaubliche Arbeit geleistet, heute stehen sie im Rampenlicht", sagte Branson. Wirth selbst sah das anders: "Obwohl heute das Auto der Star ist, möchte ich all den Leuten bei Wirth Research danken, die so viel Lob für den VR-01 verdienen."

Entwicklung am Computer

Die reale Arbeit am virtuellen Auto begann bereits vor der Bestätigung des damals noch Manor GP getauften Teams Anfang 2009. Innerhalb von nur 10 Monaten entstand das gesamte Auto, welches am Donnerstag und Freitag in Silverstone seine ersten Runden drehen soll. Danach geht es zu den zwei Jerez-Tests und nach Barcelona. Dabei haben die Fahrer schon jetzt erste Erfahrungen im VR-01 sammeln können: Timo Glock und Lucas di Grassi testeten ihr Arbeitsgerät in der virtuellen Welt des Wirth-Rennsimulators.

Die Grundlagen des Autos wurden auch in der virtuellen Welt durch das FIA-Reglement festgelegt - allen voran den größeren Tank und den schmaleren Vorderreifen. Das Tankverbot führe dazu, dass das Packaging entscheidend ist, die neuen Reifen beeinflussen den Grip an der Vorderachse. Virgin Racing musste sich voll auf die Simulation verlassen, da das Team keine Vorjahresdaten hatte. "Wir glauben, dass unser Auto ein erstklassiges Design aufweist und wir von einer hohen aerodynamischen Effizienz und Stabilität profitieren werden", so Wirth.

Der Weg in die Zukunft

Nick Wirth entwarf das neue Auto komplett per CFD., Foto: Sutton
Nick Wirth entwarf das neue Auto komplett per CFD., Foto: Sutton

Natürlich achtete man auch verstärkt auf die Zuverlässigkeit. "Wir sind ein ernstzunehmendes Rennteam mit ernsthaften Zielen", betont Wirth. "Wir werden aber nicht versuchen, zu rennen, bevor wir laufen können." Als erstes möchte man für ein zuverlässiges, stabiles und effektives Auto sorgen und das Beste der neuen Teams werden. "Danach werden wir die Performance des Autos durch ein kontinuierliches Entwicklungsprogramm verbessern." Dabei erwartet Wirth einige Probleme, gerade wenn es darum geht, die Ergebnisse aus der Simulation auf die Strecke zu übertragen. Das sei aber nicht anders als bei Windkanaltests. Auch da könne die Realität anders aussehen als es die Daten vermuten ließen.

"Erst wenn man auf die Strecke geht, kann man die Auswirkungen jener komplexen Faktoren erkennen, die man mit keiner Technologie nachstellen kann", erklärt Wirth. Damit meint er die echte Steifheit des Chassis und der Fahrzeugteile und den Luftfluss. Keine Sorgen macht er sich wegen des Cosworth-Motors. "Der CA2010 ist ein schönes Paket und die Cosworth-Ingenieure sind sehr entschlossen, sich zu beweisen. Ich bin mir sicher, dass Cosworth gute Arbeit geleistet hat."

"Ich hatte das Glück, mit den besten Designern der F1-Welt zu arbeiten und ich weiß genau, was man braucht, um in diesem Sport erfolgreich zu sein", sagt Wirth, der Anfang der 90er mit seinem Simtek Team in der Formel 1 vertreten war. "Wenn man sieht, was die anderen Teams mit ihrer konventionellen Herangehensweise erreicht haben, ist es nicht überraschend, dass uns viel Skepsis entgegenschlägt." Aber der CFD-Weg sei der Weg der Zukunft. Die Formel 1 stehe vor dramatischen Veränderungen, die Kosten würden gesenkt, die Ressourcen limitiert. "Mit der Ressourcenbeschränkung wird der konventionelle Weg zu teuer", betont Wirth, der fest an seinen digitalen Prozess glaubt. "Ich möchte beweisen, dass dies der Weg für die Zukunft der Formel 1 ist."