Die Formel-1-Testsaison 2010 ist voll im Gange. Auch am zweiten Testtag des Jahres stand ein Ferrari F10 an der Spitze der Zeitentabelle: Felipe Massa verteidigte seine Spitzenposition vom Vortag und verbesserte seine Zeit von 1:12.574 auf 1:11.722 Minuten. Seine Bestzeit fuhr er schon früh am Morgen, danach konzentrierte er sich vor allem auf Long Runs. Wie schon am Montag und einige andere Teams auch, ist Massas F10 mit diversen Antennen und aerodynamischen Messinstrumenten ausgestattet, um möglichst viele Daten zu sammeln und an das Team zu senden. Sein Hauptaugenmerk lag auf Setuparbeiten bei unterschiedlichen Spritmengen und Tests der neuen Vorderreifen.

"Ich habe mich ziemlich gut im F10 gefühlt. Ich glaube, die Richtung stimmt", sagte Massa. "Es hängt auch davon ab, was die Konkurrenten gemacht haben. Aber sicherlich ist dieses Auto nicht langsam." Der Brasilianer fuhr zeitweise mit einem schwarzen Prototyphelm seiner deutschen Helmfirma und hatte an seinem zweiten richtigen F1-Testtag seit seinem Unfall im letzten Jahr gut drei Zehntel Vorsprung auf den Zweitplatzierten Kamui Kobayashi, der sein Debüt für das Schweizer BMW Sauber Team gab.

Nur eine rote Flagge

Robert Kubica drehte die meisten Runden und hatte dann einen Defekt., Foto: Sutton
Robert Kubica drehte die meisten Runden und hatte dann einen Defekt., Foto: Sutton

Der Rennstall von Peter Sauber heißt bis auf Weiteres weiter wie im Vorjahr, um zu betonen, dass es sich nicht um ein neues Team handelt. Am Montag hatte Pedro de la Rosa den Shakedown mit dem neuen BMW Sauber C29 Ferrari (so heißt das Auto wirklich offiziell) absolviert. "Es war ein guter Tag", bilanzierte Kobayashi. "Wir hatten keine Probleme und konnten viel fahren. Das Auto fühlte sich gut an."

Auch Technikchef Willy Rampf erlebte einen positiven Tag. "Kamui kam gut mit dem Auto und der Strecke zurecht", sagte Rampf. "Wir setzten die Arbeiten am Basissetup fort und fuhren mit unterschiedlichen Spritmengen." Das ist besonders wichtig, um die Daten aus der Simulation mit der Realität zu vergleichen. "Das Auto war wieder zuverlässig, wodurch wir unser ganze Programm durchziehen konnten."

Der fleißigste Fahrer war Massa mit 124 Runden. Danach lagen Renault-Neuzugang Robert Kubica und Nico Rosberg gleichauf, beide fuhren ihre neuen Autos 119 Mal um den gut vier Kilometer langen Kurs in Valencia pilotierte. Fünf Minuten vor Testende löste Kubica die einzige rote Flagge des Tages ein, die zugleich die Session vorzeitig beendete. Der Renault rollte auf Höhe seines Teams auf der Start- und Zielgeraden aus. Es war erst die zweite rote Flagge des gesamten Tests - die neuen Autos der Generation 2010 sind also bereits äußerst zuverlässig.

"Wir haben den Tag damit verbracht, das Auto etwas besser zu verstehen, besonders wie die Balance auf einige Setupänderungen reagierte", erklärte Kubica. "Es ist ganz anders, als ich es gewohnt bin, also war es wichtig, ein Gefühl für das Verhalten des Autos zu erhalten. Wir fuhren einen sehr langen Run, der gut lief, und es gab keine Probleme, was ein gutes Zeichen für unsere Zuverlässigkeit ist." Den Ausfall zum Schluss ignorierte der Pole. Dafür konnte das Team das schlimme Untersteuern vom Vortag über Nacht ausradieren. "Robert schien viel glücklicher zu sein und sich wohler zu fühlen", sagte Alan Permane.

Zwischen Kobayashi und Kubica drängte sich Ex-Champion Lewis Hamilton auf Position 3 der Zeitenliste. Der Brite absolvierte die ersten Runden im neuen McLaren Mercedes MP4-25, den am Montag Testfahrer Gary Paffett eingefahren hatte. Am Mittwoch übernimmt der nächste Champion das Lenkrad: Jenson Button kam schon heute an der Strecke an und wird am letzten Testtag seine ersten Runden mit dem neuen Silberpfeil fahren. McLaren setzte am Dienstag die aus den vergangenen Jahren bekannte grüne Farbe ein, um aerodynamische Messungen durchzuführen. Laut dem Team gebe es aber keinen Grund zur Beunruhigung.

Rosberg verbessert Schumacher-Zeit

Nico Rosberg knackte die Zeit seines Teamkollegen., Foto: Sutton
Nico Rosberg knackte die Zeit seines Teamkollegen., Foto: Sutton

Mercedes GP-Pilot Nico Rosberg schloss seinen ersten vollen Testtag mit dem MGP W01 auf Platz 5 ab. Er verbesserte seine Zeit vom Vortag und war auch schneller als sein Teamkollege Michael Schumacher, der am Mittwoch wieder im Silberpfeil Platz nehmen wird. Am Dienstag wurde Schumacher derweil auf dem Fahrrad gesichtet. Der Deutsche hielt sich mit einer kleinen Radtour fit.

Rosberg beklagte sich erneut über seine Sitzposition im Auto, konnte aber über eine Renndistanz zurücklegen. "Ich bin sehr zufrieden mit dem ersten vollen Testtag", sagte er. "Wir haben am zweiten Testtag mit diesem Auto eine Renndistanz abgespult und ich bin zufrieden, wie es sich auf Long Runs mit viel Benzin anfühlt. Es fühlte sich wie das gleiche Auto an, nur etwas langsamer, die Balance war gut."

Hinter Rosberg komplettierten Rubens Barrichello im Williams und Sebastien Buemi im Toro Rosso die Zeitenliste. Bei Toro Rosso lief der neue STR5 am zweiten Tag ohne Probleme, nachdem das Team am Montag viel Zeit wegen eines Getriebeproblems verloren hatte. Am zweiten Tag fuhr Buemi 107 Runden. "Das Auto fühlte sich gut an und ich bin zufrieden, so viele Runden mehr als gestern gefahren zu sein", sagte der Schweizer. "Wir hatten noch immer einige kleinere Probleme, aber die konnten wir beseitigen." Am Tagesende freute er sich über die vielen Daten, die dem Team helfen, das Auto besser zu verstehen. "Ein Vergleich mit dem alten Auto ist schwierig, weil es andere Benzinmengen und Reifen sind. Insgesamt war es ein guter Tag."

Erst am Mittwoch ins Geschehen eingreifen wird der nächste Deutsche im Bunde: Nico Hülkenberg. Der Williams-Fahrer war aber schon heute an der Strecke und beobachtete das Testgeschehen aus dem Infield. Am Montag kamen laut den Streckenbetreibern über 7.200 Fans an die Strecke, um den ersten Testtag der Saison 2010 live mitzuverfolgen - alle Zuschauer halfen mit ihrem Besuch einem guten Zweck. Ein Teil der Einnahmen geht an die Opfer der Katastrophe in Haiti. Das schwere Erdbeben in Haiti hat mehr als 150.000 Todesopfer gefordert und rund 3 Millionen Menschen ins Chaos gestürzt. Am Dienstag waren ähnlich viele Fans an der Strecke wie am ersten Tag. Am Mittwoch werden es wohl noch mehr sein, wenn Michael Schumacher ins Auto zurückkehrt und Weltmeister Jenson Button sowie Lokalmatador Fernando Alonso erstmals für ihre neuen Teams ins Lenkrad greifen.