Rob, wie sind die Vorbereitungen auf die neue Saison in Viry gelaufen?
Rob White: Wie immer ist die Zeit zwischen dem Ende einer Saison und dem Beginn der nächsten voll von intensiver Arbeit im Werk. Unser Ziel ist es, beim ersten Rennen mit dem Wissen anzukommen, dass wir die vorhandene Zeit und die Ressourcen voll ausgenutzt haben, um das Leistungs-Potential des Autos zu maximieren. Aus diesem Grund gibt es in den ersten Wochen des Jahres ein wenig Unsicherheit und während wir heute miteinander sprechen, sind wir noch nicht rennbereit. Wir sind aber auf dem Weg, für das erste Rennen in Bahrain bereit zu sein.

Wenn überhaupt, was ist am Motor 2010 anders?
Rob White: Wie wir alle wissen, ist der Motor homologiert, was bedeutet, seine Spezifikation ist fixiert, außer die FIA erlaubt Änderungen. Das Einfrieren der Motoren bedeutet, wir brauchen die Erlaubnis der FIA für jedwede Veränderungen und müssen der FIA die vollen Details dieser Änderungen zukommen lassen. Die prinzipiellen Änderungen für 2010 sind: Gegenmaßnahmen zu Zuverlässigkeitsproblemen, kleine Änderungen aus Installationsgründen, inklusive des Wegfalls von KERS, Lieferanten-Anforderungen und Kosten-Eindämmungsmaßnahmen. Außerdem muss der Motor für die Verwendung 2010 geprüft werden: wir haben die gleiche Quote von acht Motoren pro Fahrer, diesmal aber für 19 Rennen statt 17, der Motor muss im Schnitt also mehr Kilometer schaffen. Die Autos werden 2010 auch schneller sein als 2009, der Arbeitszyklus am Motor wird also erhöht. Und das Nachtanken ist verboten, wir wollen also in der Lage sein, mit magerem Gemisch zu fahren, um den Verbrauch über weite Teile des Rennens zu reduzieren.

Vor welche Herausforderungen stellt das Tankverbot die Teams?
Rob White: Erstens, ohne Nachtanken wird der Verbrauch ein wichtigeres Leistungsmerkmal während des Rennens, da das Benzin für das ganze Rennen im Auto mitgeführt wird und nicht auf Boxenstopps verteilt ist. Der Leistungs-Unterschied beim Verbrauch wird während des Rennens aber kleiner, da das Benzin verbraucht wird und das Auto dadurch leichter wird. Im Durchschnitt wird der Vorteil von 5 Prozent weniger Benzin über die Renndistanz einem Rundenzeitgewinn entsprechen, den man bei einem Prozent mehr Kraft hätte. 2010 wird Benzinsparen also eine wichtige Entwicklungs-Herausforderung in der Formel 1; so wie das auch bei den Kollegen bei den Straßenautos ist.

Zweitens ist es eine Herausforderung, das Benzin im Auto zu managen. Das Auto wird für das ganze Rennen betankt, es wird also keine kurzen Nachfüllstopps am Ende des Rennens geben. Es wird die Herausforderung sein, das Auto ins Ziel zu bekommen, ohne dass einem das Benzin ausgeht, aber auch ohne durch Mess- oder Systemfehler zu viel Benzin dabei zu haben, da das ein Leistungs-Nachteil wäre. Es gibt deswegen Entwicklungs-Aufgaben, um die Genauigkeit der On-Board-Messung zu sichern und um Abläufe im Rennteam zu schaffen, damit die meiste Leistung aus dem Auto geholt wird. Ein letzter Faktor beim Management des Benzins ist seine Temperatur. Das Benzin wird das ganze Rennen an Bord sein und wird sich erhitzen, da es die Wärme der Umgebung aufnimmt. Das ist eine weitere Herausforderung für unsere Kollegen bei Total und ein weiterer Faktor, um die Zuverlässigkeit und in weiterer Folge die Leistung des Autos zu optimieren.

Die Renault-Motoren stehen im Ruf, sparsam zu sein - das sollte diese Saison doch ein großer Vorteil sein...
Rob White: Es stimmt, dass wir 2009 einen Verbrauchsvorteil gegenüber unseren Konkurrenten hatten. Ein geringer Verbrauch ist ein Leistungs-Vorteil im Rennen und wir hoffen, 2010 stark zu sein. Man muss aber noch festhalten, dass sich dieser Vorteil 2010 nicht im Qualifying auswirken wird, da die Startaufstellung mit wenig Benzin ausgefahren wird.

Hat das Entfernen von KERS Auswirkungen auf das Motor-Design gehabt?
Rob White: Das Entfernen von KERS hat ein paar Änderungen von 2009 wieder überflüssig gemacht. Die Zapfwelle wurde von der vorderen Abdeckung entfernt und das Zahnradgetriebe von der Kurbelwelle zum KERS wurde entfernt. Außerdem sind einige Details der Verkabelung und des Kühlsystems anders.

Es wird wieder eng werden, Foto: Sutton
Es wird wieder eng werden, Foto: Sutton

Das Feld war voriges Jahr so eng beisammen. Können wir das dieses Jahr auch erwarten?
Rob White: Die Saison wird sehr hart umkämpft sein, da bin ich mir sicher. Das Feld hat sich seit 2009 stark verändert und jeder innerhalb und außerhalb der Formel 1, mich eingeschlossen, kann nicht erwarten, wie es ausgeht. Neben den neuen Teams in der Startaufstellung freuen wir uns auf Motorenseite über die Rückkehr von Cosworth. Ich würde Renault sehr gerne in der Spitzengruppe sehen, aber es wird an der Front sehr eng zugehen.