James, was ist der Unterschied des neuen R30 zum alten R29?
James Allison: Er ist ganz anders, selbst meine Mutter könnte die äußerlichen Unterschiede erkennen! Der R30 ist ein anmutigeres und attraktiveres Auto als sein Vorgänger. Diese Änderungen wurden aber nicht aus ästhetischen Gründen gemacht, sie sind das Ergebnis intensiver aerodynamischer Entwicklung. Unter der Haube sind die Änderungen ebenfalls einschneidend. Die größte Veränderung ist der viel größere Tank und die Optimierung des Autos ohne KERS. Aber es gibt noch hunderte anderer Verbesserungen im gesamten Auto.

Was waren die Hauptherausforderungen für das Technikteam?
James Allison: Obwohl es die zweite Saison unter diesem Aerodynamikreglement ist, hat das Tankverbot eine ganz andere Fahrzeugarchitektur verlangt. Außerdem wurde das Heck des Autos stark überarbeitet, um das Beste aus dem Doppeldiffusor herauszuholen.

Was können Sie uns über das Aero-Paket sagen?
James Allison: Wie bei jedem stabilen Aero-Reglement ist die Entwicklung eine Mischung aus Revolution und Evolution. Der Windkanal bringt eine gewisse Belohnung für die harte Arbeit, aber die größeren Schritte macht man mit neuen Konzepten. Beim R30 war das nicht anders.

Wie wichtig war CFD bei der Entwicklung des neuen Autos?
James Allison: CFD spielt in jedem Jahr eine große Rolle bei der Entwicklung des Autos. Das Renault F1 CFD Zentrum hatte 12 Monate Zeit, sich einzuspielen und liefert jetzt Ergebnisse vom Design der Bremskühlung bis hin zum aerodynamischen Konzept des Autos. Wir erwarten, dass die CFD-Ingenieure immer mehr Daten in den Windkanal füttern.

Wie groß wird die Auswirkung des Tankverbots sein?
James Allison: Ein viel größerer Tank bedeutet, dass man die Überlebenszelle größer gestalten muss. Der Einfluss auf das Design und den Einsatz des Autos ist aber noch größer: Größere Benzinmengen bedeuten auch mehr Last für die Bremsen. Wenn man ein Auto mit vollem Tank leer fährt, muss auch die Aufhängung mit mehr unterschiedlichen Bedingungen zurechtkommen. Man muss auch bedenken, dass der Sprit ohne Tankstopps viel länger der Motorhitze ausgesetzt ist. Heißes Benzin reduziert die Leistung des Autos und wenn es zu heiß wird, kann es verdampfen und die Pumpen davon abhalten, den Motor richtig zu beliefern.

Das Tankverbot verändert auch die Strategie während eines Rennens. Ein Beispiel dafür ist der veränderte Einsatz hinter dem Safety Car. Mit dem letztjährigen Reglement gingen die Teams in einer SC-Phase in einen extremen Benzinsparmodus. 2010 müssen wir das genaue Gegenteil machen: Wir müssen das Auto daran anpassen, den überflüssigen Sprit zu verbrennen, damit wir nicht zu viel Benzin an Bord haben, wenn das Safety Car an die Box geht.

Was ist ein realistisches Ziel für diese Saison?
James Allison: Wir möchten besser als 2009 in die Saison starten. Dann wird sich zeigen, wie erfolgreich wir sein werden. Aber egal wie gut wir am Anfang sein werden, wir haben ein sehr aggressives Entwicklungsprogramm geplant und sind zuversichtlich, dass wir schon bald wieder um Podestplätze und Siege kämpfen können.