Sie wusste früh im Leben, dass sie studieren wollte, was sie studierte: Rechtswissenschaft. Und sie hatte auch das Bild vor Augen, damit in eine Management-Position zu wollen. Dass sie in der Formel 1 landen würde, ahnte Monisha Kaltenborn als Teenager freilich nicht. Doch der Weg der heute 38-Jährigen führte sie ab ihrer Tätigkeit für die Fritz Kaiser Gruppe auf geradem Weg dorthin.

Nach dem Abschluss ihrer Studien an international renommierten Hochschulen war die gebürtige Inderin bei den Vereinten Nationen sowie für Kanzleien in Deutschland und Österreich tätig. Als sie 1998 zur Fritz Kaiser Gruppe wechselte, war Kaiser Teilhaber des Sauber Teams. Die Rechts- und Unternehmensangelegenheiten wurden Kaltenborns Projekt.

Als Kaiser seine Anteile damals veräußerte, bezog sie zur Jahrtausendwende Quartier in Hinwil und leitete fortan die Rechtsabteilung der Sauber Gruppe. Verträge mit Fahrern, Sponsoren und Lieferanten wasserdicht zu verhandeln, gehörte über all die Jahre zu ihrem Tagesgeschäft. Sie pflegte auch die Kontakte mit der FIA, dem kommerziellen Rechtehalter FOA und der FOTA. Öffentlich trat sie vor 2010 wenig in Erscheinung. Unternehmensvorstände und Schlüsselfiguren wie Bernie Ecclestone oder Jean Todt hingegen kannten sie sehr wohl.

Schon seit 2001 ist Kaltenborn Mitglied der Geschäftsführung in Hinwil, seit dem Januar 2010 steht sie dieser als Managing Director vor. Und seitdem muss sie sich fragen lassen, wie sie diesen Job als erste Frau in der Formel 1 bewältigen will. Zusammen mit ihrem deutschen Mann Jens hat sie einen siebenjährigen Sohn und eine vierjährige Tochter. Der Tagesablauf zwischen Mutter-Aufgaben und Beruf ist eingespielt. Hellwach und fröhlich - so begegnet einem diese Frau.

Das Talent zum Priorisieren und effizientes Management sind auch zu Hause von Vorteil. Wenn sie nicht gerade mit Peter Sauber um die Existenz des Unternehmens kämpft wie in den Monaten nach dem Rückzug von BMW, dann sind sogar noch Stunden auf dem Tennisplatz oder ein Opernbesuch drin. Auch unabhängig von ihrer Familie wäre Monisha Kaltenborn nicht begierig, bei jedem Rennen vor Ort zu sein.

Monisha Kaltenborn leitet die Geschäfte in Hinwil., Foto: Sauber
Monisha Kaltenborn leitet die Geschäfte in Hinwil., Foto: Sauber

Was sie an der Formel 1 fasziniert, ist nicht die Rolle unterm Kopfhörer an der Boxenmauer. Vielmehr fesselt sie, was hinter den Kulissen, zwischen den Zeilen und unter ihrer Kontrolle passiert. Das Leben ist nicht immer einfach für Männer. Monisha Kaltenborn lacht heute noch, wenn sie erzählt, wie ein ehemaliger Formel-1-Teamchef sie ein volles Jahr lang für Peter Saubers Übersetzerin hielt. Eine andere Erklärung fand der Mann nicht für ihre Anwesenheit bei den großen Formel-1-Meetings.

Er bewunderte Sauber dafür, dass dieser sich die ständige Begleitung einer Übersetzerin leisten konnte. "In meiner neuen Position ist das meiste nicht neu für mich", sagt sie. "Aber ich gehe die Aufgabe mit großem Respekt an. Wir stehen vor einem herausfordernden Jahr, weil wir den Wandel von einem Werks- in ein Privatteam vollziehen. Ein deutlich kleineres Budget verlangt Effizienz und kreatives Umdenken. Es gilt, Stabilität zu schaffen und Kontinuität zu wahren."