Heikki Kovalainen wusste schon früh während der Saison 2009, dass er sich für 2010 nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen würde müssen. Als sich bei mehreren Teams Probleme abzuzeichnen begannen, wollte er nicht zu lange warten und frischte den Kontakt zu Mike Gascoyne auf, der Mitte der Saison aufgebaut worden war. Als er von McLaren dann zu Lotus kam, empfand er die Umstellung gar nicht so schlimm, obwohl dort viel weniger Mitarbeiter beschäftigt sind. "Zurzeit sind es 140. Das soll aber auf 250 anwachsen. Einige haben wir schon auf dem Papier, die dürfen aber erst in sechs Monaten anfangen, weil sie noch eine Sperrfrist ihres alten Arbeitgebers haben. Aber alle unsere Mitarbeiter kommen aus der Formel 1", sagte der Finne gegenüber auto motor und sport.

Klein, aber effizient

Im Winter hat Kovalainen zunächst einmal seine Batterien aufgeladen, bevor er sich dann wieder ins Training stürzte oder in der Fabrik vorbeischaute. Große Prognosen will er nach wie vor nicht abgeben, sah es aber schon als Erfolg, dass Lotus die letzten beiden Tests mitfahren wird. "Das zeigt mir, dass die Truppe ihren Job versteht. Wir sind ein kleines, aber effizientes Team. Und die Kostenreduktionsmaßnahmen der Formel 1 bringen die großen Teams in Zukunft näher an unseren Standard heran."

Auf fahrerischer Seite sieht er sich nun ohnehin wieder auf gleichberechtigtem Standard. Kovalainen freut sich auf die Arbeit mit Jarno Trulli, da der Erfahrung hat und das Team weiterbringen kann. "Als Gegner habe ich keine Angst vor ihm. Mit Lewis [Hamilton] hatte ich einen der stärksten Teamkollegen, die man sich wünschen kann, und jeder weiß, dass ich gegen ihn nicht so schlecht abgeschnitten habe, wenn man in Betracht zieht, dass sich bei McLaren alles auf Lewis konzentriert hat." Deswegen freut sich Kovalainen auch wegen des neuen Qualifying-Formats, bei dem bis zum Schluss alle mit wenig Benzin fahren werden. "Endlich qualifizieren sich alle mit der gleichen Spritmenge. Da hört endlich das Herumrechnen auf, wer mit wie viel Sprit unterwegs war und wie viel das in Rundenzeit bedeutet. Jetzt sind zwei Fahrer aus einem Team wieder vergleichbar."

Überholen nicht einfacher

Vom Tankverbot versprach er sich nicht so viel. Alle Fahrer würden sich schnell daran anpassen, mit vollem Tank loszufahren, schließlich habe es beim Verbot der Traktionskontrolle auch nicht lange gedauert, bis alle darauf eingespielt waren. "Da wir jetzt die Taktik des Gegners nicht kennen, spielen sich alle Zweikämpfe auf der Strecke ab. Das wäre eine gute Sache, wenn gleichzeitig das Überholen einfacher würde. Aber da habe ich meine Zweifel. Die Rennen werden für uns jedenfalls schwieriger." Auf Zuschauerseite erwartete er dennoch einen Zuwachs, was vor allem daran lag, dass Michael Schumacher zurückkommt. "Letztes Jahr gab es ja doch einige Lücken auf den Tribünen. Ich schätze, Michael wird die wieder füllen. Ich darf in meiner Karriere nun doch noch mal gegen ihn fahren. Klar, er wird sich in diesem Jahr in einer anderen Liga als ich bewegen, aber vielleicht hat sein Auto ja mal ein technisches Problem und ich komme so zu einem Zweikampf auf Augenhöhe", sagte Kovalainen.

Der Finne ging davon aus, dass sich Schumacher sein Comeback wohl genau überlegt hat und womöglich was wisse, was andere nicht wüssten. "Sein Kumpel Ross Brawn hat ihm bestimmt alles über das neue Auto erzählt, und da hat er gesehen, dass er um den WM-Titel mitfahren kann. Michael wird die Show verbessern ganz klar. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Comeback von Mika Häkkinen und Jacques Villeneuve." Häkkinen im Lotus ist auch eines der Bilder, das Kovalainen mit der Marke verbindet, für deren Name er in der Formel 1 fahren wird. Das andere beinhaltet auch einen ganz Großen: "Den gelben Helm von Senna im schwarz-gelben John Player Auto in Monte Carlo."