Die neue Saison hat endgültig an Fahrt aufgenommen: Mercedes GP stellte sein neues Team vor, Ferrari und McLaren präsentierten ihre neuen Autos und Williams schickte seinen neuen Boliden auch schon für Filmaufnahmen auf die Strecke. Am Sonntag ziehen nun Sauber und Renault nach.

Sauber ist zurück

Um 14:30 Uhr legt Sauber vor. Dabei nennt sich der Rennstall von Peter Sauber nach wie vor BMW Sauber F1 Team. Der Schweizer begründet dies damit, dass es wichtig sei, als bestehendes Team erkannt zu werden - immerhin kämpft man noch um wertvolle Millionen aus den FOM-Töpfen von Bernie Ecclestone.

Finanzen Das Budget für die kommende Saison ist trotz des Abgangs von Hauptsponsor Petronas zu Mercedes GP gedeckt. In den vergangenen Tagen präsentierte Sauber einige kleinere Sponsoren als Neuzugänge, ein Hauptsponsor fehlt aber noch. Hinter den Kulissen wurde rotiert: "Ich werde das operative Geschäft nicht leiten, nur an der Rennstrecke werde ich die Rolle des Teamchefs wieder voll übernehmen", so Sauber.

Personal Den Posten des Managing Director am Standort des Teams übernimmt die 38-jährige Monisha Kaltenborn, die bereits seit 2001 Mitglied der Geschäftsleitung war. Neu verantwortlich für den Bereich Marketing ist der 36-jährige Sohn des Teambesitzers Alex Sauber. Für den Bereich Technik verantwortlich zeichnet Technical Director Willy Rampf. Nach einer Unterbrechung von eineinhalb Jahren ist Urs Jampen wieder Finance Director. Neues Mitglied in der Geschäftsleitung wurde Jürg Flach als Director Operations. In dieser Funktion ist Flach zuständig für die Leitung der gesamten Produktion

Kamui Kobayashi testete schon mal seinen Sitz., Foto: BMW Sauber F1 Team
Kamui Kobayashi testete schon mal seinen Sitz., Foto: BMW Sauber F1 Team

Auto Der C29 wurde auch in den Wochen der Ungewissheit weiter entwickelt. "Ich bin überzeugt, dass es ein wettbewerbsfähiges Auto wird", sagt Sauber. "Die Zusammenarbeit mit [dem neuen, alten Motorenpartner] Ferrari funktioniert prächtig, nicht zuletzt deshalb, weil sich zahlreiche Ingenieure noch aus der Zeit vor BMW kennen, als wir auch mit Ferrari zusammengearbeitet haben."

Ziel Das Ziel für die kommende Saison ist ebenfalls klar gesteckt. "Wir haben die abgelaufene Saison auf Rang sechs beendet, und ich erwarte, dass wir in der Lage sein sollten, uns in dieser Region zu etablieren", sagt Sauber. "Vielleicht können wir uns ja sogar ein wenig steigern."

Fahrer Gefahren wird das neue Auto von Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa. "Ich saß über 350 Tage im Auto und spulte über 1.450.000 Kilometer ab", zeigt de la Rosa seine Vorzüge auf. "Diese Erfahrung will ich bei Sauber jetzt weitergeben. Dazu brauche ich sicher etwa drei Rennen, dann wäre ich enttäuscht, wenn es nicht regelmäßig Punkte absetzen würde. Ich habe bei McLaren als Montoya-Ersatz in neun Rennen gezeigt, dass ich vorne mitfahren kann."

Ein neues Renault

Nach Sauber zieht gegen 16:30 Uhr Renault mit der Präsentation des R30 nach. Die größten Veränderungen gab es bei den Franzosen hinter den Kulissen: Nach den hohen Wellen des Crashgate-Skandals und der Entlassung von Chefingenieur Pat Symonds und Teamchef Flavio Briatore geht Renault mit einer neuen Führung in die Saison.

Struktur Entscheidend dafür ist eine strategische Partnerschaft mit der Mangrove Gruppe, die von der Kapitalgesellschaft Genii unter der Führung von Gerard Lopez geleitet wird. Während die Teamführung weiter in Enstone sitzt, etablierte Lopez den Franzosen Eric Boullier als Teamchef. Boullier leitet seit Ende 2009 die Sportmanagementfirma Gravity Sports, an der Lopez ebenfalls beteiligt ist.

Der Rennstall wird auch in Zukunft unter dem Namen Renault an den Start gehen, obwohl es einige Stimmen gibt, dass die Franzosen nun nicht mehr als echter Herstellerrennstall gelten. Die wichtigsten Positionen, mit denen man 2005 und 2006 den Titel holte, bleiben gleich besetzt: Technikchef Bob Bell, Teammanager Steve Nielsen, Technikdirektor James Allison und Chefdesigner Tim Densham sind weiterhin dabei. Als Motorenlieferant stattet Renault auch 2010 Red Bull Racing mit V8-Motoren aus.

Robert Kubica besuchte das Team in Enstone., Foto: Renault
Robert Kubica besuchte das Team in Enstone., Foto: Renault

Ziel Bell hat bereits angekündigt, dass man sich schon voll auf die Saison 2011 konzentriert. "Das ist unser echtes Ziel, dann wollen wir um die Meisterschaft mitfahren." 2010 müsse man sich realistische Ziele setzen. "Wir erwarten nicht, dass wir ein Auto bauen, das uns an die Spitze katapultiert." Bell schwebt ein Angriff auf die Top-3 vor.

Boullier sieht seine Mission darin, das Team zurück in die Erfolgsspur zu bringen. "Die erste Priorität liegt darauf, in Enstone ein System zu etablieren, das uns erlaubt, harmonisch und effizient zu arbeiten. In Sachen Leistung müssen wir zudem einen verbesserten Feedback-Prozess installieren. Wir wissen, dass dies alles nicht in zwei Monaten zu bewerkstelligen ist, aber es muss stetig und konsequent umgesetzt werden."

Piloten Als Fahrer wurde bislang nur Robert Kubica bestätigt. Der Teamkollege des Polen wird aber wohl der Russe Vitaly Petrov, der eine nicht unerkleckliche Summe an Sponsorengeldern mitbringt. Kubica kennt Renault noch aus seiner Zeit in deren Nachwuchsprogramm. "Es war großartig zurückzukehren und zu sehen wie viel sich verändert hat", sagt der Pole. "Alles ist jetzt viel größer und beeindruckender. Die Atmosphäre ist großartig und jeder ist motiviert und bereit, um den Titel zu kämpfen - so wie ich."