Wenn man gut Kochen will, braucht man die richtigen Zutaten, allerdings bedeutet das dann noch lange nicht, dass das Essen auch gut wird. Michael Schumacher zeigte sich deswegen bei der Mercedes-GP-Präsentation am Montag in Stuttgart auch etwas vorsichtig. Er betonte, dass zwar alle Zutaten vorhanden wären, es aber etwas Anderes sei, auch ein gutes Ergebnis zu holen. "Mit der Erfahrung von Ross, dem vorigen Jahr, mit Mercedes an Bord, mit all dem Know-how, der Qualität und mit mir kann es nur ein Ziel geben. Aber das ist die eine Sache, es dann zu erreichen, eine andere", sagte Schumacher.

Egal ob jung oder alt

So oder so war er aber schon heiß darauf, endlich mit der richtigen Arbeit loslegen zu können und wieder zu testen. "Ich bin es gewohnt, im Winter zu testen. Es dauert viel zu lange, bis es losgeht. Aber so ist es. Wir sind heiß auf nächste Woche. Ich habe keine Bedenken. Beim GP2-Test und allen Untersuchungen lief alles gut." Auf der Strecke wird dann allerdings einiges an Konkurrenz warten. Schumacher selbst wusste, dass es statt wie früher zwei starke Teams nun drei oder vier gibt. "Im vorigen Jahr hat sich einiges verändert, vielleicht passiert das wieder, aber das spielt auch keine Rolle. Ob jung oder erfahren, spielt auch keine Rolle. Im Auto schaut man nicht nach dem Alter. Man schaut, wer besser ist, egal wer es ist."

Nicht egal war, was Schumachers Frau zu seinem Comeback sagt, deswegen hatte er auch ein langes Gespräch mit ihr. "Sie betrachtet es aus der Distanz, wägt Pro und Contra ab. Am Ende hat sie mir die Entscheidung überlassen." Überhaupt erst eine Entscheidung nötig gemacht hatte Ross Brawn. Schumacher erklärt, dass er schon wusste, was er am Telefon fragen würde. "Wir waren oft in Kontakt, bei Honda deutete er schon eine Option an, aber dafür war ich nicht bereit. Manchmal kam dann ein Scherz von ihm oder eine ernsthafte Frage. In Abu Dhabi haben wir das Thema abgeklopft und hauptsächlich gefeiert. Danach hat er mich angerufen. Zu diesem Zeitpunkt des Jahres war dann klar, dass er fragen würde."

Keiner wird bevorteilt, Foto: Sutton
Keiner wird bevorteilt, Foto: Sutton

Und mit der Antwort ging dann auch einher, dass er Ferrari verlassen musste. Schumacher betonte, Ferrari sei Teil seiner Geschichte und werde immer Teil seines Herzens sein. "Ich kann gute Zeiten und Erfolge nicht vergessen. Ich freue mich schon darauf, Freunde wieder zu treffen. Ich rufe Stefano [Domenicali] oft an, er hat mich auch auf eine Skiwoche eingeladen. Wir sind noch Freunde, das wird auch nicht aufhören, wenn wir gegeneinander fahren. Wir müssen die Vergangenheit deswegen nicht vergessen", meinte er. Aufgrund seiner eigenen Vergangenheit wollte Schumacher nun auch keinen größeren Druck auf sich sehen. Er sei immer motiviert, konzentriert und entschlossen, das sei jetzt auch so.

Etwas unwohl

Wie der Faktor Auto mit Riesentank in das Puzzle passen wird, konnte er aber nicht sagen, da weder er noch ein anderer Fahrer jemals mit so viel Benzin an Bord gefahren ist. "Ich fühle mich etwas unwohl, das ist aber für alle so. Wir müssen den Fahrstil anpassen, vom Anfang des Rennens mit viel Sprit bis hin zum Ende mit wenig Sprit. Das ist für alle gleich." Zwar erlebte er durchaus auch früher schon Zeiten mit Tankverbot, doch damals seien die Autos ganz anders gewesen und die Regeln hätten sich entwickelt. "Nico und ich haben Erfahrung mit etwas Ähnlichem, aber das zählt nicht. Das Auto wird schwerer sein, man muss an die Strategie denken und Erfahrung sammeln, wie man die Regeln gegen andere Teams am besten nutzen kann. Man muss sich immer an die Umstände anpassen, das ist der Schlüssel."

Schumacher selbst hat sich aber auch ein wenig angepasst. Er ist ein wenig erfahrener und betrachtet die Dinge nach seiner Meinung nun aus einem etwas anderen Blickwinkel. "Hoffentlich ist das positiv, aber das werden wir herausfinden." Und das will er ohne irgendwelchen besonderen Druck tun. Er meint nicht, irgendwem etwas beweisen zu müssen. "Ich muss mir nur selbst zeigen, dass ich es noch kann. Der Hauptgrund, warum ich das tue, ist, weil ich wieder Lust darauf habe. Es ist aufregend, in der Königsklasse wieder Rennen am Limit zu fahren. Im Go-Kart war es toll, aber das hier ist eine Stufe höher." Und das noch dazu in einer sehr deutschen Mannschaft, weswegen er noch meinte: "Wir müssen Angela Merkel überzeugen, die Nationalfarben zu ändern: statt Gold sollte es Silber sein in Schwarz, Rot, Gold."

Der entscheidende Faktor

Vielleicht sollte er dafür Brawn zur deutschen Kanzlerin schicken, denn bei Schumacher selbst war er äußerst überzeugend. "Ross war der entscheidende Faktor. Ohne Ross hätte ich den zündenden Funken nicht noch einmal erlebt. Nach dem Sommer gab es zwar ein kleines Feuer, aber Ross hat letztendlich den Brand entfachen können. Natürlich war die Konstellation mit Mercedes auch sehr wichtig, für mich wäre das ohne sie auch nicht gegangen." Immerhin war der Mercedes-Motor voriges Jahr nicht schlecht, gepaart mit dem Können von Brawn rechnete sich Schumacher da doch einiges aus. Vom Design des Autos war er jedenfalls schon angetan. "Hoffentlich ist das Auto auch so schnell, wie das Design aussieht."

Wieder in gewohnter Umgebung, Foto: Sutton
Wieder in gewohnter Umgebung, Foto: Sutton

Dass er Brawn nun bereits so lange kennt, wollte er nicht als Zeichen dafür sehen, dass er gegenüber Nico Rosberg bevorteilt werden wird. "Ich habe den Vorteil, dass ich Ross kenne und ihn gut einschätzen kann. Er weiß, wie ich denke und agiere. Das ist hilfreich. Das heißt aber nicht, dass ich bevorteilt werde." Einem anderen Landsmann wurde Schumacher aber klar vorgezogen, so hatte auch Nick Heidfeld Hoffnung darauf, bei Mercedes als Einsatzfahrer unterzukommen, wird nun aber wohl nur Testfahrer werden. Schumacher erzählte, dass er mit Heidfeld Kontakt hatte und der auch fragte, wie die Situation aussehe. "Ich habe ehrlich geantwortet. Mir war das schon bewusst, aber auf der anderen Seite ist es wohl OK, wenn jeder auf sich selbst schauen darf", meinte Schumacher.

Unerwartete Dimension

Das plante er auch auf der Strecke, wo er zwar nicht sofort Siege erwartete, aber doch den Anschluss an die Top Teams haben und um Podestplätze fahren wollte. "Zunächst will ich gute Punkte sammeln und dann vielleicht nächstes Jahr Siege holen und um die Meisterschaft fahren." Bis dahin wird vielleicht auch der Rummel ein wenig kleiner geworden sein. So fühlt sich Schumacher derzeit zwar fit und hat sein Wunschgewicht, mit einer derartigen Aufregung um seine Rückkehr hatte er aber nicht gerechnet. "Diese Dimension kann einem nicht bewusst werden. Nach dem Sommer war aber schon eine gewisse Vorahnung da." Besonders interessant wird die Reaktion in Italien, wobei er von dort bislang eher Positives gehört hat. "Es gibt sicher andere, die mich gerne in Rot sehen wollen. Das kann man nach der schönen Zeit verstehen. So wie ich die italienischen Fans kenne, werden sie aber eher froh sein, dass ihr Michele wieder zurück ist."