Da stand er nun also, der eigentlich alte BGP001 von Brawn GP, aber im neuen Gewand von Mercedes GP. Silber war er, farblich also wenig überraschend gestaltet. Das Auto ist wieder ein echter Silberpfeil, nachdem Mercedes durch den Einkauf bei Brawn GP ein Werksteam geschaffen hat. In den vergangenen Jahren waren die silbernen Boliden als McLaren unterwegs gewesen. Rein silbern ist das Auto allerdings nicht, einerseits stechen die Sponsorenaufkleber hervor, andererseits sind verschiedene Töne von Silber zu erkennen. Zudem sticht teilweise, beispielsweise an der Nase, schwarze Kohlefaser hervor, die fließend ins Silber übergeht.

Nachdem Auszubildende aus den Werken Untertürkheim und Sindelfingen den Boliden herein geschoben hatten, durfte auch Nico Rosberg und Michael Schumacher gleich über das bevorstehende Abenteuer sprechen. Rosberg wird als Erster das Auto ausführen dürfen, wenn es mit dem neuen Boliden im Februar ans Testen geht. "Für mich ist es etwas Besonderes, ein Traum, der wahr wird, dass ich den ersten Silberpfeil seit 55 Jahren fahren darf. Ich arbeite mit tollen Leuten wie Ross [Brawn], Nick [Fry] und dann noch Michael als Teamkollege, das ist toll. Es wird eine großartige Saison."

Michael Schumacher zeigte sich vor allem erfreut darüber, wie groß das Interesse an ihm und dem Team war, seitdem sein Comeback bekannt wurde. "Wir haben im Sommer schon etwas davon gesehen. Ich war von der Reaktion aber überrascht. Ich bin jetzt Teil der Silberpfeile. Das ist eine schöne Emotion und ein tolles Gefühl, das von überallher kommt. Das ist ein großes Kompliment und danke an die Fans, dass sie mich so empfangen haben. Das motiviert mich."

Zetsche und die Weltstars

Bevor der neu lackierte Rennwagen auf die Bühne geschoben wurde, hatte sich Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche an die Besucher gewandt und meinte, dass das Interesse an der Präsentation so groß war, dass man eigentlich ins Gottlieb Daimler Stadion hätte gehen müssen, um alle unterzubringen. Als im Intranet bei Mercedes 100 Plätze angeboten wurden, seien diese in 21 Sekunden weg gewesen. "Es gibt nicht viele deutsche Weltstars. Zwei von ihnen arbeiten 2010 zusammen: Michael Schumacher und Mercedes. Nico hat das Zeug zum Weltstar, deswegen ist er gleichwertiger Dritter. Gemeinsam ist damit die deutsche Nationalmannschaft in der Formel 1 perfekt. Nie zuvor wurden Silberpfeile von deutschen gefahren. Für manchen stehen damit die Fanfarben fest: Schwarz, Rot, Silber", sagte Zetsche.

Das Mercedes-Museum war fast zu klein, Foto: Sutton
Das Mercedes-Museum war fast zu klein, Foto: Sutton

Er bedankte sich aber auch bei den internationalen Partnern, wie Aabar, Petronas oder dem Team rund um Ross Brawn in England sowie Sportchef Norbert Haug. "Alle zusammen machen die Mannschaft aus. Es ist also eher eine Weltauswahl. Ich habe einem Saisonbeginn selten so entgegen gefiebert wie diesmal. Das Ziel ist denkbar einfach: wir wollen Weltmeister werden, die weltbesten Fahrer im besten Auto zeigen. Das heißt nicht, dass es im ersten Jahr klappen muss. Wir sind ein neues Team, also bitte geben Sie uns etwas Zeit."

Titelgewinn noch kein Muss

Wie Zetsche betonte, hänge die Sinnhaftigkeit des Projekts weder finanziell noch anderweitig vom Titelgewinn 2010 ab. Es wäre schön, wenn es eher früher passiert, merkte er aber doch an. "Gewünscht sind sportliche Hochspannung, fahrerische Spitzenleistung und technische Perfektion." Zetsche erklärte außerdem, dass in der Formel 1 nicht nur die sportliche Herausforderung für Mercedes zählt, nur deswegen engagiere man sich nicht. Es gehe auch um Markenpflege und Imagewerbung. Gleichzeitig betonte er, dass man neben der Formel 1 auch an umweltfreundlichen Technologien arbeite. "Das Formel-1-Budget wurde auf nicht einmal ein Viertel im Vergleich zu früher reduziert. Für die Formel grün haben wir das sehr erhöht. Das Budget der Formel 1 beträgt nicht einmal ein 70tel im Vergleich zu jenem von Forschung und Entwicklung."

Ebenfalls etwas zu sagen hatten Ross Brawn, Nick Fry und Norbert Haug. Brawn freute sich darüber, dass durch die Zusammenarbeit mit Mercedes eine tolle Zukunft für sein Team geschaffen wurde. "Vor einem Jahr haben wir nicht gewusst, ob wir überhaupt eine Zukunft haben. Dies ist eine tolle Partnerschaft und Entwicklung für uns. Es ist auch toll, wieder mit Michael zu arbeiten. Ich hätte nicht gedacht, dass das wieder passiert, das ist sehr aufregend und motivierend für das Team. Nico ist ein vielversprechender und guter Fahrer, ein guter Partner für Michael", sagte der Brite.

Es wird ein hartes Jahr

Fry zeigte sich vor allem von den Eindrücken im Mercedes Museum in Stuttgart beeindruckt und meinte, das zeige, welcher Herausforderung man sich stelle. "Unser Team und unsere Angestellten wissen, dass wir was leisten müssen. Die Tests beginnen im Februar." Für Haug war vor allem der vergangene Monat spannend. "Es gab zu Weihnachten viel zu feiern. Wir mussten viel arbeiten, es waren aber alle sehr engagiert. Es war eine geschäftige Zeit für alle. Wir sind durch die Aufmerksamkeit sehr überwältigt. Wir arbeiten sehr hart, um ein gutes Jahr zu haben. Es wird ein hartes Jahr. Heute ist aber ein besonderer Tag, ich freue mich sehr."