Aktuell trainiert Timo Glock aufgrund des besseren Wetters in Spanien, war im Winter öfter in der Virgin-Fabrik und hat dort auch im Simulator gearbeitet. Bald wird es dort auch einen neuen Simulator geben, in den ein ganzes Monocoque passt, um noch besser arbeiten zu können. Am 4. und 5. Februar steht dann die erste Ausfahrt in Silverstone an, bevor es zu den Tests nach Jerez geht. Der Grund für den Start in Silverstone ist schnell erklärt.

"Wir haben uns das überlegt, uns dann aber für Silverstone entschieden. Als neues Team dürfen wir ja einen Funktionstest außerhalb der offiziellen Termine wahrnehmen. Silverstone liegt bei uns vor der Haustür. Wenn in Valencia etwas schiefgelaufen wäre, hätten wir nicht so schnell reagieren können. Vor allem wenn etwas Gröberes passiert, was ich nicht hoffe", sagte Glock gegenüber auto motor und sport. Zum neuen Auto wollte er noch nicht zu viel preisgeben. Es werde gut aussehen, andere dürften ein wenig überrascht sein, da Virgin teilweise einen aggressiveren Weg gegangen sei, meinte er über den rein im Computer entworfenen Boliden.

Alles im Plan

Zum Motor von Cosworth wollte er sich noch nicht wirklich äußern. "Die Zahlen sind gut genug für einen guten Anfang, aber ich warte mit Kommentaren ab, bis ich im Auto sitze. Ich hoffe, dass die Daten auch auf die Strecke übertragbar sind." Beruhigen konnte er dafür Zweifler, die meinen könnten, Virgin könnte vielleicht nicht rechtzeitig fertig werden oder Löcher im Budget haben. Alles sei im Fahrplan, das Budget stehe. Deswegen bereute er auch nicht, sich früh für das Team entschieden zu haben. Bei Renault und Sauber sei die Situation zu unsicher gewesen, mit anderen Top-Teams habe es Kontakt gegeben, es sei aber alles sehr vage gewesen. "Ich wollte aber diese Entscheidung treffen. Mir gefällt das Projekt von Virgin sehr gut. Ich bin überzeugt davon und habe zugegriffen."

Noch hält man sich mit Erwartungen zurück, Foto: Sutton
Noch hält man sich mit Erwartungen zurück, Foto: Sutton

Mit Erwartungen an die Saison hielt er sich aber noch zurück und wollte erst die Testfahrten abwarten. Er rechnete durchaus mit einem schwierigen ersten Jahr mit seinem Team, plante aber Überraschungen. "Die entscheidende Frage ist aber: Wie gut ist unsere Basis? Wir versuchen so schnell wie möglich Richtung Top Ten vorzustoßen und um Punkte kämpfen zu können. Es wäre genial, wenn wir das in unserer ersten Saison schaffen könnten." Nach drei Jahren könne man was erreichen, vielleicht auch früher, wagte er eine Prognose und sah die Auto-Entwicklung am Computer als die Zukunft. "Da werden alle mal hinkommen. Die Schnelligkeit der Entwicklung ist genial, das sehe ich jetzt schon. Wenn alles nach Plan läuft, können wir da schnell nach vorne kommen."

Kleiner ist feiner

Beim Speed des Autos hatte Glock wenig Zweifel, die Zuverlässigkeit sei mehr das Thema, wobei die in den vergangenen Jahren auch kein so großes Problem mehr war. "Die Teams bauen ihre Autos zusammen, und sie laufen in der Regel auch ohne größere Schwierigkeiten. Ich hoffe, dass wir das genauso hinbekommen. Bis jetzt haben alle neuen Teile auf den Prüfständen ohne Probleme funktioniert", meinte er und hoffte, dass es auf der Strecke so weitergeht. Dass das Team gut funktionieren wird, daran zweifelte er nicht. Glock fand es sogar gut, jetzt bei einem kleineren Rennstall zu sein, nachdem er bei Toyota viel Gigantismus miterlebt hat.

Die Entscheidungswege seien kürzer, alles sei effizienter. Zwar habe Toyota schnell mehr produzieren können, durch die viele Kopfarbeit bei Virgin gebe es aber manchmal bessere Ergebnisse. "Ich habe meine Erfahrungen mit einem Riesen-Team gemacht. Das hat Vor- und Nachteile. Jetzt freue ich mich darauf, Teil einer kleineren, eingeschworenen Truppe zu sein." Als weiteren Vorteil sah er, dass Virgin in Zukunft noch wachsen kann, um auf die 280 Mitarbeiter zu kommen, die laut Ressourcenbeschränkung das Maximum sind. Bei großen Teams müsse stark abgebaut werden, dadurch komme es zu politischen Spielchen, die man im Rennsport nicht gebrauchen könne. "Das gleiche gilt für die Budgets. Da musst du Strukturen ändern, wenn weniger Geld zur Verfügung steht."

Das erste Renndrittel

Auch anderweitig kann Glock auf einen Vorteil bauen. In der GP2 ist er vor nicht allzu langer Zeit Rennen ohne Tankstopps gefahren, wobei er zu bedenken gab, dass die Distanzen viel kürzer waren und im Tank lediglich 80 statt 160 Kilogramm Sprit waren. "Du warst als Fahrer etwas mehr auf dich selbst gestellt und konntest im Rennen mehr machen", sagte er. Glock erwartete, dass vor allem das erste Renndrittel entscheidend sein wird und es darauf ankommen wird, wie Bremsen und Reifen halten. "Du musst viel mehr agieren statt reagieren, und du musst jede Chance nutzen, die sich dir bietet, weil du nicht weißt, wann die anderen an die Boxen kommen. Gerade im ersten Renndrittel kannst du da mehr machen. Es wird Fahrer geben, die mit viel Sprit an Bord mehr Probleme haben als andere. Mit 160 Kilo Benzin an Bord werden die Bremswege länger, und dadurch ergeben sich Möglichkeiten zum Überholen."