In seinen zwei Jahren bei McLaren ist Heikki Kovalainen doch einigermaßen deutlich im Schatten von Lewis Hamilton gestanden. Dennoch glaubt der Finne, dass er nach seiner Zeit beim Team aus Woking nun ein besserer Fahrer ist und mit seinen Erfahrungen seinem neuen Arbeitgeber Lotus weiterhelfen kann. "Ich bin mir sicher, ich bin jetzt in besserer Verfassung. Ich bin ein besserer Rennfahrer. Ich kann das Auto schneller fahren als zu der Zeit, in der ich noch bei Renault war. Ich habe viele Dinge gelernt - wie man mit einem Team arbeitet, wie man ein Auto abstimmt, wie man ein Rennen angeht. Ich denke, ich bin in jedem Bereich besser", erklärte der Finne bei seinem Seatfitting bei Lotus gegenüber Autosport.

Bessere Ergebnisse sind drin

Als allzu groß wollte er den Unterschied zu früher aber nicht beschreiben. So sei er schon bei Renault sehr gut gefahren, doch er habe in der Zwischenzeit einfach Dinge gelernt, die er zu seinem neuen Team mitgenommen habe und in der Zukunft nutzen könne. "Und ich kann bessere Ergebnisse bringen", war er überzeugt. Er war auch schon gespannt auf die Herausforderung, gemeinsam mit Lotus am Aufstieg zu arbeiten, auch wenn er wusste, dass die Aufgabe nicht einfach werden wird. "Ich bin aber bereit für die Herausforderung, bin bereit für viel Arbeit und es ist auch sehr interessant. Es war jetzt eine lange Fahrpause, also war es recht spannend, vor allem seit ich zu Lotus kam, Zeit mit Mike [Gascoyne] und den Jungs hier zu verbringen - man sieht, wie alles aufgebaut wird. Da hat man im Winter was zu tun."

Zu seiner Teamwahl musste Kovalainen sagen, dass Lotus seiner Meinung nach die sicherste Option für ihn war, da die anderen Rennställe entweder nicht wussten, wem sie gehören würden oder wer Sponsor wird oder wer die Rechnungen bezahlt. "Ich war überzeugt, nachdem ich Tony [Fernandes] und Mike getroffen hatte. Erstens haben sie das Budget. Sie haben Leute, die sich letztendlich dem Team anschließen werden - sie werden aktuelle Leute sein und keine Leute, die seit ein oder zwei Jahren aus dem Paddock draußen sind", meinte der Finne, der bei Lotus im Vergleich zu anderen Teams das meiste Potential erkannt haben wollte. Deswegen empfand er das auch langfristig als beste Option.

Fernandes' Aufregung

Kurzfristig weiß er aber, dass er auf gute Ergebnisse wird warten müssen und der Beginn doch hart werden wird. "Manchmal, wenn ich mit Tony rede, wird er sehr aufgeregt und scheint so, als ob wir das erste Rennen gewinnen. Ich bin aber etwas realistischer und will nicht zu große Erwartungen aufbauen. Ich bin recht zuversichtlich, wenn das Auto aus dem Designbüro kommt und wir den ersten Boliden aufbauen - Daumen drücken - dann habe ich das Bauchgefühl, dass es OK laufen wird und auch einigermaßen zuverlässig ist." Das schnellste Auto wird es nicht sein, darüber machte er sich keine Illusionen. Irgendwo in der Mitte, dort erwartete er den Lotus. "Und hoffentlich vor ein paar anderen neuen Teams. Es wird ein solides Auto - und hoffentlich bleibt es nicht auf jeder zweiten Runde des ersten Tests stehen. Das große Fragezeichen ist aber das erste Rennen. Wie arbeiten wir als Rennteam? Wie bestreiten wir die Sessions? Wie gut sind die Jungs?"

Man wird sich erst einarbeiten müssen, Foto: LotusF1
Man wird sich erst einarbeiten müssen, Foto: LotusF1

Denn auch wenn alle Teammitglieder aktuelle Erfahrung haben, so bleibt dennoch nicht viel Zeit, um Boxenstopps einzuüben und die Autos zu testen. "Wir haben Meetings und gehen das ganze Wochenende durch - deswegen verbringe ich zu Anfang viel Zeit hier [bei Lotus], damit ich sicherstelle, dass ich und alle in der kurzen Zeit so viel wie möglich schaffen." Wenn die ersten drei oder vier Monate gut überstanden werden, dann sollte es laut Kovalainen starke Verbesserungen geben, alles sollte solider laufen. "Was die Entwicklung des Autos während der Saison betrifft, so weiß ich nicht, wie wir das machen werden, aber ich glaube, wir können etwas machen und es wird ordentlich ausfallen."

Den Ruf ablegen

Kovalainen selbst wird es vor allem wichtig sein, seinen Ruf der vergangenen Saison abzulegen, als er zwar einige gute Qualifyings zeigte, in den Rennen aber dann nicht davon profitieren konnte. Dadurch war sein Rennspeed angezweifelt worden. Er war allerdings anderer Meinung. "Ich denke, ich kenne die Gründe, warum die Rennen nicht gut genug waren - beinahe in 100 Prozent der Fälle, vielleicht 95 Prozent. Ich will da aber nicht zu sehr darauf eingehen. Ich hatte nie das Gefühl, meine Rennpace wäre ein besonderes Problem. In der Vergangenheit war das tatsächlich einer meiner stärkeren Bereiche."

Kovalainen glaubt viel mehr, dass früher eher das Qualifying eine seiner Schwächen war, vor allem holte er nicht genug aus seinen Reifen heraus. "Es waren aber immer die Rennen, wo ich meine Position verbesserte und nach vorne kam, also denke ich nicht, dass es ein Bereich war, dem ich mich besonders widmen musste. Von außen mag das so ausgesehen haben, aber ich weiß, was los war und was die Gründe waren. Das ist alles, was ich wissen muss." Den Außenstehenden will er 2010 beweisen, dass seine Rennpace wirklich nicht das Problem war.