Peter Windsor kann es nur immer wieder betonen: "Der Gedanke ist lächerlich. Ich kann nicht mehr sagen, als dass wir definitiv in Bahrain in der Startaufstellung stehen." Diese Antwort war von ihm in den vergangenen Monaten oft zu hören, auch wenn USF1 in dieser Zeit nach seiner Meinung eigentlich recht ruhig war. Ungeachtet dessen zeigte sich Windsor gegenüber der offiziellen Website der Formel 1 aber recht stolz darauf, was in der Teambasis in North Carolina aufgebaut wurde, wobei sich die Zahl der Mitarbeiter für ein Formel-1-Team nicht so riesig anhört. "Im Moment arbeitet jeder voll und investiert 72 Stunden die Woche. Wir haben ungefähr 80 Vollzeit-Mitarbeiter und wir erwarten, dass sich uns bald das Rennteam anschließt. Es wird eine tolle Gruppe von Ingenieuren geben und wir liegen perfekt im Plan."

Diesen Ingenieuren könnte ein erfahrener Pilot auch sehr helfen. Denn das Team hat bislang keine eigenen Streckendaten, ein Pilot mit vielen Kilometern Erfahrung wäre also hilfreich. Gleichzeitig kann sich Windsor auch vorstellen, zwei jungen Piloten eine Chance zu geben, die mit freiem Kopf an die Sache herangehen. "Das bedeutet nicht, dass wir ein anderes System haben werden als es Standard ist, aber jeder muss sich daran erinnern, dass wir eine neue Ära der Formel 1 beginnen. Der 1. Januar 2010 war der Beginn des neuen Ressourcen-Beschränkungs-Abkommens in der Formel 1. Es wird eine völlig andere Formel 1, als wir sie je kannten und ich bin überrascht, dass nicht mehr Leute darüber sprechen", meinte er.

Immerhin würden die Teams zwangsweise kleiner werden, auch die Zahl der Werks-Mitarbeiter und die Budgets würden schrumpfen. "2011 werden sie noch kleiner. Die Art, wie Formel-1-Teams operieren, ändert sich dramatisch. Man könnte sagen - und das heißt nicht, dass wir sicher diesen Weg gehen -, dass in dieser neuen Ära viel dafür spricht, frische, junge Typen zu haben, die in der Lage sind, sich einfach anzupassen, ohne das Erfahrungsgepäck dabei zu haben, dass man daran denkt, wie es früher gemacht wurde", sagte Windsor. Als besten Fahrer-Kompromiss würde er Piloten sehen, die zwar viel Erfahrung haben, aber dennoch einen frischen Zugang und Motivation besitzen, weil sie zuletzt nicht viele Rennen bestreiten konnten.

Was ist ein Pay Driver?

Ganz vorsichtig war Windsor bei der Definition des Begriffs Pay Driver, immerhin müsse man da genau aufpassen. So habe Fernando Alonso die Unterstützung einer großen spanischen Bank, Michael Schumacher hätte viele Sponsoren, die auch viel Geld investieren, Pay Driver seien aber beide nicht, das seien reiche, aber eher schlechte Piloten, die ein Cockpit kaufen können, wenn sie wollen. Und solche will Windsor anscheinend nicht, zwar wird er jede Möglichkeit nutzen, um Geld ins Team zu bringen und Fahrersponsoren wären da eine Hilfe, der Pilot müsste aber auch den Job erledigen können, betonte er. "Es gibt keinen Weg, dass wir einen Fahrer verpflichten, wenn wir nicht sicher sind, dass er einen ausgezeichneten Job machen kann. Das gilt für jeden im Team. Jeder hier ist erstklassig bei dem, was er tut. Ken und ich haben von Anfang angesagt, unser Mantra wird sein, die kleinstmögliche Anzahl der bestmöglichen Leute zu haben. Darum dreht sich das ganze Team und das gilt auch für die Fahrer."

Peter Windsor mag keine Pausen, Foto: Sutton
Peter Windsor mag keine Pausen, Foto: Sutton

Fest stand Windsor hinter seinen Aussagen, wonach er die Sommerpause in der Formel 1 nicht gut findet. Die Meinung, dass diese Pause den finanziell schwächeren Teams eigentlich helfen müsste, wollte er nicht gelten lassen. "Es geht darum, dass man nicht arbeiten kann. Ken und ich genießen es so sehr, am Team zu arbeiten, dass wir im Sommer sicher eine Leere fühlen werden. Die Formel 1 ist nicht etwas, das man für den Lebensunterhalt macht. Sie ist etwas, das man macht, weil man Leidenschaft dafür empfindet. Für mich findet der Urlaub im Werk statt. Martin Whitmarsh sagte, die Sommerpause war für McLaren voriges Jahr nicht so gut - und das vielleicht aus dem gleichen Grund", erklärte der Sport Direktor von USF1.

Die Formel 1 auf gutem Kurs

Dennoch sah er eine tolle Saison vor der Formel 1 liegen, was natürlich einerseits daran liegt, dass es spannende teaminterne Duelle geben wird - Fernando Alonso gegen Felipe Massa bei Ferrari, Lewis Hamilton gegen Jenson Button bei McLaren, Mark Webber gegen Sebastian Vettel bei Red Bull und Michael Schumacher gegen Nico Rosberg bei Mercedes GP. "Es ist absolut fantastisch für die Formel 1, dass so eine tolle Saison ansteht." Doch nicht nur deswegen blickte Windsor positiv voraus. So seien die vergangenen 18 Monate schwierig für die Formel 1 gewesen, es habe viel schlechte Presse gegeben. Nun habe der Sport eine klare Richtung, die Rezession sei richtig angepackt worden, man müsse nur wenig Sorgen haben.

"Seht euch doch Golf an. Die PGA Tour fragt sich vollkommen schockiert, was nun passieren wird, nachdem Tiger Woods seinen zeitlich unbestimmten Abschied von der Tour genommen hat. Man kann sich auch Tennis ansehen, nachdem Andre Agassi zugegeben hat, dass er Drogen genommen hat. Nicht nur die Formel 1 hat ihre Dramen. Die Formel 1 kann sich eigentlich erstmals seit langem ganz gut fühlen, denn wir haben eine gewisse Ahnung unserer Richtung, während andere Sportarten zeigen, dass sie nicht so perfekt sind. Wir haben die ganzen Dramen schon hinter uns und alles ist für ein tolles 2010 bereit", sagte Windsor.