Eigentlich wollte Nick Wirth nach seinem Abschied aus der Formel 1 1999 nie wieder dorthin zurückkehren, zu verschwenderisch war für ihn die Königsklasse geworden. Erst durch die beschlossenen Kostensenkungsmaßnahmen, inklusive Ressourcen-Restriktion und Budget-Beschneidung, machte es für ihn wieder Sinn, in der Formel 1 mitzumischen. Nun ist der Technikdirektor bei Virgin Racing. "Es hätte eine unendliche Menge an Überzeugung gebraucht, wenn die Ressourcen-Restriktion und die Budget-Grenze nicht gekommen wären", sagte Wirth gegenüber Crash.net Radio.

Er brachte dazu Honda Racing in Amerika und Honda Racing in der Formel 1 als Beispiel. In Amerika gab es viel Erfolg, in der Formel 1 wenig. "Jemand ganz hoch oben bei Honda zählte zwei und zwei zusammen und es gab einige Gespräche [zwischen Honda und Wirth] in einer sehr frühen Phase, die sofort wieder aufgegeben wurden, weil es damals keine Ressourcen-Beschränkungen gab und da würde ich mir eher Nadeln in die Augen stecken", meinte er. Erst durch die beschlossenen Budget-Reduzierungen sei das Virgin-Projekt interessant geworden, wobei Wirth es als großen Fehler ansieht, dass die Budget-Grenze für 2010 nicht durchgesetzt wurde. Immerhin habe aber jeder bemerkt, dass die Formel 1 kein Wettbewerb im Geldausgeben ist. "Jetzt geht es darum, wer am effizientesten ist und daran bin ich interessiert. Ich bin an keinem Wettbewerb im Geldausgeben interessiert."

Die wichtigen Dinge zählen wieder

Nach Wirths Meinung geht es nun wieder um die wichtigen Dinge wie technologische und ingenieurstechnische Brillanz, dadurch könne auch ein Team mit Mini-Budget wie Virgin Erfolg haben. Geld zähle nicht mehr, es gehe nur darum, wie klug man es ausgebe. Wirth hoffte inständig, dass die Zeit der Riesenbudgets bald vorbei ist. "Alle [neuen] Teams haben deswegen unterschrieben. Ich denke, die großen Teams werden 2010, 2011 und 2012 einen sehr schmerzhaften Prozess durchmachen. Sie haben immer noch 500 oder 600 Leute in ihren Mannschaften und sie haben unterschrieben, 2012 maximal 260 zu haben. Also wird jeder Einzelne in diesen Teams denken: 'Werde ich es sein? Werde ich nächste Woche hier sein? Wie weiß man das?'"

Wirth ist es lieber, in dieser Phase zu wachsen statt zu schrumpfen, denn schrumpfen sei immer schmerzhaft, da man Freunde verliere und es eigentlich ein zerstörerischer Prozess ist, da jeder immer Angst habe. "Jedes Mal, wenn ein Firmen-Meeting einberufen wird, denkt man: 'Oh mein Gott, was werden sie sagen?' Es ist eine schwierige Zeit; ich hab so etwas schon durchgemacht." Und auch wenn er nicht mit allen Lösungen der neuen Budget-Beschränkung zufrieden ist, so sieht Wirth dies als einzigen Weg, um den Sport weiterzubringen. Ein paar kleine Änderungen würde er aber noch vorschlagen.

Änderungsvorschläge

"Die Budget-Grenze ist zu gekünstelt. Es ist wie bei den Ressourcen-Beschränkungen, wo es heißt: 'Man soll 260 Leute haben, man soll die Achsen aus Aluminium machen', oder so. Nun, ich will 45 Millionen Pfund oder 45 Millionen Euro haben und tun, was auch immer ich will. Wenn John [Booth - Virgin Sportdirektor] die ganze Saison testen und das ganze Geld damit aufbrauchen will, weil wir glauben, das macht uns am schnellsten, dann sollten wir das tun dürfen; wenn ich ein Getriebe aus Unobtainium [Umgangssprachlich für das alle Probleme lösende Überdrüber-Material] bauen und das ganze Geld verbrennen will und er dann nicht testen kann, auch das sollten die Leute dürfen. Das wäre wirklich, wirklich interessant. Ich mag die Ressourcen-Beschränkungen irgendwie, aber es ist fast so, als ob alles vorgeschrieben ist - ich hingegen mache gerne interessante Dinge", sagte Wirth.