Das Tribunal de Grande Instance in Paris hat die Formel-1-Sperre auf unbestimmte Zeit von Ex-Renault-Teamboss Flavio Briatore aufgehoben. Der Italiener war vom Automobilweltverband FIA für seine Beteiligung am Crashgate-Skandal von Singapur 2008 mit einem Quasi-Berufsverbot belegt worden. Zusammen mit Briatore ging der ehemalige Renault-Chefingenieur Pat Symonds in Berufung. Symonds war von der FIA für fünf Jahre gesperrt worden.

Laut französischen Medienberichten bezeichnete das Gericht das Urteil der FIA vom 21. September als "irregulär" und stufte die Bestrafung als "illegal" ein, da die FIA nur Lizenzhalter bestrafen könne. Zudem sei die negative Bedingung des Urteils, dass niemand mit Briatore und Symonds zusammenarbeiten dürfe, nicht in den FIA-Statuten vorgesehen. Auch die Beteiligung des damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley in der Aufnahme des Verfahrens und der Urteilsfindung wird als problematisch angesehen, da Mosley und Briatore zu diesem Zeitpunkt bereits in Konflikt standen.

Das Gericht verurteilte die FIA dazu, den 13 Formel-1-Teams mitzuteilen, dass die Strafen für Briatore und Symonds aufgehoben wurden. Gleiches muss die FIA mit Zeitungsanzeigen in französischen Tageszeitungen im Wert von 15.000 respektive 5.000 Euro öffentlich zugeben. Neben einer Aufhebung der Strafe forderte Briatore auch eine Million Euro Entschädigung. Die FIA kündigte an, dass man gegen das Urteil wohl in Berufung gehen werde.

Die Vorgeschichte

Briatore und Symonds sollen zusammen mit ihrem damaligen Fahrer Nelson Piquet Jnr. den Großen Preis von Singapur 2008 manipuliert haben, indem sie Piquet einen absichtlichen Unfall auslösen ließen. Die nachfolgende Safety Car Phase sollte seinem Teamkollegen Fernando Alonso zu einem besseren Ergebnisse verhelfen. Das gelang: Alonso gewann das Rennen.

Die FIA hatte entschieden, dass sie auf unbestimmte Zeit kein Event und keine Meisterschaft unterstützen und regeln würde, die mit Briatore zusammenarbeitet. Auch ein Team, das von Briatore geführt, oder ein Fahrer, der von ihm gemanagt würde, würde von der FIA nicht anerkannt werden. So sollten Fahrer, die mit ihm zu tun haben, keine Superlizenz erhalten. Für Briatore kam das quasi einem Berufsverbot gleich. Zudem wurde Briatore der Zutritt zu allen Bereichen unter FIA-Hoheit untersagt. Die zeitlich unlimitierte Strafe wurde nicht nur wegen der Schwere der Verstöße, sondern auch wegen des Abstreitens selbiger ausgesprochen, hieß es in der FIA-Urteilsbegründung.