Welches ist die richtige Seite der Gitter?, Foto: Sutton
Welches ist die richtige Seite der Gitter?, Foto: Sutton

Es war in den letzten Monaten der Amtszeit des großen Präsidenten, da ging die Formel 1 noch einmal auf Gangsterjagd. Hatte doch aus dem fernen Brasilien ein plötzlich von Gewissensnöten geplagter Vater angezeigt, welch schlimme Dinge von seinem armen kleinen Sohn gefordert wurden - und dann hatte dessen mächtiger Boss dieses Wohlverhalten seines Kleinen nicht einmal damit belohnt, ihn noch ein weiteres Jahr in einem seiner schönen schnellen Spielzeugautos zu Ende fahren zu lassen.

Der Oberschurke war schnell ausgemacht: Flavio Briatore, dem obersten Chef, quasi Ankläger und Richter der Formel 1 in Personalunion, Max Mosley, sowieso ein Dorn im Auge spätestens seit der heftigen Debatte um eine eventuelle Piratenserie. Der war schließlich der, der - unter Mithilfe seines Technikchef Pat Symonds, den grandiosen Plan ausgeheckt hatte, dank eines im richtigen Moment produzierten Unfalls des sowieso schon als Crashkönig verschrienen Nelson Piquet jr. seinem Teamkollegen Fernando Alonso zu einem Sensationssieg in Singapur zu verhelfen.

Unschuldig? Nelsinho Piquet kam straffrei davon - ein Cockpit erhält er wohl aber trotzdem nicht., Foto: Sutton
Unschuldig? Nelsinho Piquet kam straffrei davon - ein Cockpit erhält er wohl aber trotzdem nicht., Foto: Sutton

Die Bösewichter traf die ganze Härte des gestrengen FIA-Gesetzes: Lebenslänglich bzw. fünf Jahre - allerdings nicht hinter Gittern, sondern Verbannung aus dem heiligen Gitterkäfig namens Formel-1-Fahrerlager. Die Falschen hat es damit sicher nicht erwischt, auch Symonds war im Laufe seiner Formel-1-Karriere sicher nicht der Unschuldsengel, als der er sich gern darstellte - man denke nur an die ganzen Affären rund um Benetton 1994...

Trotzdem - ganz so einzigartig im Rennsport, wie es nun auf einmal dargestellt wurde, war das Verbrechen wohl doch nicht: Wie oft hingen schon auf Stadtkursen, gerade in Serien wie der Formel 3, ganz zufällig kurz vor Ende eines Qualifyings etwa, Autos sehr passend an der richtigen Stelle in der Leitplanke, wenn man selbst oder der Teamkollege gerade Bestzeit gefahren war. Oder eben nicht ganz in der Leitplanke - wie 2006 in Monaco bei einem gewissen Michael Schumacher. Zumindest vom Gedanken dahinter auch nichts wesentlich anderes

Ob Papa Piquet sich zu Weihnachten ein anderes Handeln gewünscht hat?, Foto: Sutton
Ob Papa Piquet sich zu Weihnachten ein anderes Handeln gewünscht hat?, Foto: Sutton

Der andere kam zunächst einmal davon, auch wenn er ja durchaus nicht unbeteiligt war: Kronzeugenregelung nennt sich so etwas - macht aber aus Nelsinho Piquet auch kein unschuldiges Opfer böser Halunken. Denn dass man nicht alles mitmachen muss und darf, was ein anderer vorschlägt, auch wenn der größer und stärker ist, das lernen die meisten eigentlich schon als Kinder... Dass der Kleine von sich aus auf die Idee gekommen war, nach fast einem Jahr dann doch noch auszupacken, durfte sowieso bezweifelt werden.

Schließlich zieht im Familienclan Piquet von jeher ein anderer die Fäden: Papa Nelson, seines Zeichens dreimaliger Weltmeister und auch einem Erpressungsversuch nicht abgeneigt, um die vor dem Scheitern stehende Karriere des Sohnemanns zu retten. Erst als der scheiterte, weil Obergangster Flavio offenbar darauf vertraute, wie bis dahin immer der Stärkere zu sein, schaltete Piquet Senior eben einen noch Stärkeren ein - den großen Max. Der bestrafte dann zwar die bösen Jungs - aber einen Platz in so einem schönen Formel-1-Spielzeug wird der kleine Nelsinho wohl trotzdem nicht mehr bekommen, auch wenn ihm ein anderer kleiner Großer aus England dabei im Herbst unbedingt noch helfen wollte...