Es ist, als wäre nichts gewesen. Im ersten Formel 1-Qualifying der Geschichte in Malaysia fährt Michael überlegen auf die Pole Position - eine Sekunde schneller als Teamkollege Eddie Irvine auf Startplatz 2. Danach führt er den ersten Großen Preis in Sepang unumstritten an. Drei Runden vor Rennende ist es soweit: Michael lässt Irvine passieren, dieser hat noch Chancen auf den Titelgewinn, geht nach dem geschenkten Sieg als WM-Führender ins Finale in Japan - scheitert dort aber an Michaels altem Rivalen Mika Häkkinen.

Hinterher sagt Michael, dass er eben nicht nur für sich, sondern auch für das Team fahre. An jenem Sonntag hat jedoch jeder gesehen, wer der wahre Sieger des Malaysia GP 1999 war, wer vielleicht der wahre Weltmeister des Jahres 1999 hätte sein können. Mit dem Doppelsieg und einem weiteren zweiten Platz in Suzuka hilft Michael Ferrari immerhin beim Gewinn des ersten Konstrukteurstitels seit 1983.

Bis zum Beinbruch hieß das Duell erneut Schumacher gegen Mika Häkkinen., Foto: Sutton
Bis zum Beinbruch hieß das Duell erneut Schumacher gegen Mika Häkkinen., Foto: Sutton

Die Saison beginnt er allerdings als Favorit auf den Fahrertitel, es wäre der erste für Ferrari seit Jody Scheckter 1979 gewesen. Erstmals rückt Ferrari mit Bridgestone-Reifen aus, doch das Jahr beginnt, wie das alte aufgehört hat: mit einem Problem am Start, dem letzten Startplatz und weiteren technischen Problemen. Mehr als Platz 8 ist nicht drin, der Sieg geht an Eddie Irvine im zweiten F399.

Nach einem zweiten Platz in Brasilien holt Michael zwei Siege in San Marino und Monaco, dort übernimmt er auch die WM-Führung. In Spanien wird er nur Dritter, in Kanada landet er in der berüchtigten Wall of Champions. Es folgen ein fünfter Platz in Magny Cours und der 11 Juli.

Silverstone, 14:03 Uhr. Zanardi und Villeneuve bleiben am Start stehen. Rennabbruch. Michaels Funk ist gestört, er bekommt davon nichts mit, geht in der Stowe-Kurve innen an seinem Teamkollegen Irvine vorbei. Nach 38 Sekunden ist sein Rennen zu Ende. "Plötzlich ging die Bremse ins Leere", erklärt er hinterher. "Du willst bremsen. Der Pedalweg wird immer länger. Du weißt sofort, was los ist. Du versuchst verzweifelt zu lenken, aber es geht nicht mehr, weil die Vorderräder blockieren."

Die Verletzung bremste Schumacher nicht: In Malaysia war er wieder da., Foto: Sutton
Die Verletzung bremste Schumacher nicht: In Malaysia war er wieder da., Foto: Sutton

Mit über 200 km/h rast der Ferrari ins Kiesbett. "Ich sehe die Reifenwand - und weiß: Das wird schlimm, das wird wehtun." Mit 107 km/h schlägt er in die Reifenstapel ein, bohrt sich hinein. Michael spürt sofort den Schmerz im Bein, will aussteigen, schafft es aber nicht aus eigener Kraft. "Ein grausames Gefühl." Das rechte Schien- und Wadenbein sind gebrochen, der Knöchel schwer geprellt, ein vier Zentimeter langer Schnitt klafft in der Ferse.

Michaels erster Gedanke: "Okay, du lebst." Der zweite gilt der Verletzung. "Dann denkst du plötzlich: Die WM ist gelaufen. Komisch, du bist verletzt und denkst an diese WM, obwohl du doch in diesem Moment viel größeren Sorgen hast." In diesem Moment enden Michaels Titelträume - zumindest für das Jahr 1999. Wieder muss er über den Winter einen vergeblichen Anlauf verdauen.

Lesen Sie morgen: Schumachers Karriere - Teil 12: 2000