Nick Heidfeld - klar, den Namen kennt jeder Rennsportfan. Auch seine Erfolge auf der Rennstrecke sind bestens bekannt. Aber wer ist dieser Nick Heidfeld wirklich? Was interessiert ihn? Womit beschäftigt er sich in seiner Freizeit? In der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins gewährte der Formel-1-Pilot Einblick in sein Privatleben. Heidfeld traf sich in seiner Heimatstadt Mönchengladbach mit Motorsport-Magazin Chefredakteur Stephan Heublein und plauderte offen und ausführlich über Kunst, Mode, Oldtimer und abgedrehte Erlebnisse. Mehr Interviews und Hintergrundgeschichten gibt es jeden Monat neu im Motorsport-Magazin.

Nick Heidfeld privat

Nick Heidfeld privat in der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins., Foto: adrivo Sportpresse
Nick Heidfeld privat in der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins., Foto: adrivo Sportpresse

Eine überproportionale Brille, dichter Bartwuchs und eine teils wilde Frisur - so kennen die Fans Nick Heidfeld. Dem Motorsport Magazin gewährte Quick Nick Einblick in eine andere Seite - als Kunstfan, Sportfreak und Oldtimer-Liebhaber.

Nick Heidfeld fühlt sich wohl. Entspannt lehnt er sich auf dem Sofa zurück. Dunkle Jeans, schwarzes Hemd mit gold glänzenden Knöpfen, fast so, als ob Bernies Medaillenidee schon Realität wäre. Er mag es bequem. "Eine Jeans als Lieblingskleidungsstück - das hört sich langweilig an", gesteht er, "aber ich habe fast jeden Tag eine an. Wie wir wohl alle." Nur die Kollegen von Honda nicht. Sie mussten im letzten Jahr den modischen Fehltritt der froschgrünen Hosen und den damit verbundenen Spott ertragen.

Abgedrehte Erlebnisse

Auch an der Rennstrecke trägt Nick eine Jeans zum Teamhemd. Alles andere ist vorgeschrieben, nur die Sonnenbrille kann er frei wählen - und das macht er gerne. Zwanzig bis fünfundzwanzig Brillen nennt er sein Eigen. "Mindestens genauso viele habe ich letztes Jahr aussortiert." Einen besonderen Trend verfolgt er nicht. "Wenn mir eine gefällt, kaufe ich sie mir, aber das ist nicht geplant."

Auch bei seinem Auftreten verfolgt er keinen bestimmten Stil. Wer meint, dass Nick durch seinen Bart, die ausgefallenen Sonnenbrillen und seine Strubbelfrisur gegen den Mainstream anschwimmen möchte, der täuscht sich. "Überhaupt nicht", beteuert er. "Ich fände es viel cooler, so unabhängig zu sein, dass es egal ist, ob ich Mainstream bin oder nicht."

Klassisch - mit Anzug und Krawatte - sieht man Nick selten. "Aber ab und zu mag ich das sogar", sagt er. So hat er durchaus einige schicke Anzüge in seinem Kleiderschrank hängen. "Dann probiert man sie an, denkt sich 'Das sieht cool aus' und trotzdem hängen sie zu 99% des Jahres im Schrank." Denn wenn Smoking-Pflicht herrscht, hat er meistens keine große Lust darauf. Die Stimmung muss passen.

Wie alle Frauen geht Nicks Verlobte Patricia gerne einkaufen, dann stehen nicht Anzüge, sondern Schuhe und Taschen ganz oben auf der Einkaufsliste. "Ich shoppe zum Glück auch recht gerne", gibt Nick zu. "So dass ich nicht frühzeitig schlapp mache, wenn wir zusammen einkaufen gehen."

Ein paar Mal im Jahr vereint Nick seinen Fashion-Sinn, seine Freude an Sonnenbrillen und seine Leidenschaft für Kunst bei einem Fotoshooting. "Ich habe schon bei einigen recht ungewöhnliche Fotoshootings mitgemacht, die immer eine ganz eigene und spezielle Atmosphäre hatten." Dabei fasziniert Nick ganz besonders die Begeisterung und Leidenschaft mit der die Fotografen zu Werk gehen.

Nick hat eine besondere Beziehung zum Käfer., Foto: Nick Heidfeld
Nick hat eine besondere Beziehung zum Käfer., Foto: Nick Heidfeld

"Ich finde es sehr spannend, die Energie der Künstler zu spüren und sie bei ihrer Arbeit zu beobachten", sagt Nick. "Es macht mir Spaß, einen ausgeflippten Fotografen zu sehen, der sich in Ekstase redet, der eine riesige Show inszeniert und das Shooting so zum Erlebnis macht." Solch ein Shooting erlebte er im letzten Jahr in Monaco. "Damals achteten mehr Leute auf den Fotografen, als wenn Michael Schumacher vorbeigegangen wäre. Da war richtig Action drin."

Als Außenstehender wirke es vielleicht verrückt und durchgedreht, wenn der Fotograf und sein Model wie Hampelmänner herum hüpfen, aber das Erlebnis sei wirklich interessant und gar nicht so anders, als wenn ein ahnungsloser Fan in den F1-Zirkus hineinkommen würde. "Da würde auch der eine oder andere sagen: das ist ja völlig abgedreht, extrem und bescheuert."

Erfüllter Kindheitstraum

Wie jeder kleine Junge spielte Nick in seiner Kindheit gerne mit Modellautos. "Schon damals hatte ich einige Oldtimer", erinnert er sich. Irgendwann erwachte die schlummernde Leidenschaft wieder, nur diesmal fielen die Autos größer aus.

"Ich mag Oldtimer nicht deswegen, weil ich damit schnell fahren möchte", verrät er. "In erster Linie sind es optische, visuelle Gründe." Ein cooles Fahrerlebnis sei ein zusätzlicher Pluspunkt, aber nicht der grundlegende Antrieb. "An Nummer 1 steht für mich die Optik, sie fasziniert mich am meisten."

Ganz besonders hängt er an einem Käfer Cabrio aus dem Jahr 1967. "Meine Mutter hatte so ein Auto, daran hänge ich unheimlich - am Sound, am Geruch, an den Erinnerungen. Für mich ist es das schönste Cabriolet der Welt." Wenn es sein Terminplan erlauben würde, könnte sich Nick auch ein paar Oldtimertouren und Bastelstunden vorstellen. "Ich weiß nicht, ob ich gut darin wäre, an den Autos herumzuschrauben, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich das später mal ausprobieren werde."

Vorerst begnügt er sich damit, schöne Autos zu bestaunen und im Internet nach seinen Lieblingsautos zu stöbern. "Viele sind so teuer, dass ich gar nicht daran denke, sie zu kaufen, aber allein zu verfolgen, wie sich die Preise entwickeln und eine kleine virtuelle Traumgarage zusammenzustellen, macht mir unheimlich Spaß." Einen festen Platz in seiner Wunschgarage haben ein Ferrari California Spyder, der lange Nicks Lieblingsauto war, und ein Aston Martin DB4 GT. "Ganz klassisch in Silber", schwärmt er. "Das ist das wohl bekannteste James Bond Auto."

Berührende Kunst

Nick Heidfelds Lieblingsbild von Zilon., Foto: Nick Heidfeld
Nick Heidfelds Lieblingsbild von Zilon., Foto: Nick Heidfeld

Oldtimer, Mode, Kunst, sogar Architektur und alte Fotoapparate: Nick begeistert sich für ästhetische und schöne Dinge. "Ich interessiere mich vor allem für moderne Kunst", erklärt er. "Diese Leidenschaft hat sich über die Jahre entwickelt." Einen bestimmten Auslöser dafür habe es nicht gegeben. Vielmehr sei es wie bei so vielen Dingen gewesen: "Irgendwann packt es einen. Ich habe mich schon immer mit Fotografie beschäftigt und vielleicht hat mich Patricia auch etwas herangeführt." Sie interessiert sich für den Impressionismus und malt selbst.

Ein großer Maler ist an Nick nicht verloren gegangen, das gibt er ehrlich zu. "Ich bin mit Sicherheit kein Künstler, kann nicht besonders gut malen oder zeichnen." Aber das ist auch nicht nötig, um die Schönheit von Kunstwerken zu würdigen. "Wobei viele Bilder, die mich berühren, nicht wirklich schön sind." So würde er die Werke seines Lieblingskünstlers Zilon nicht gerade als schön bezeichnen. "Teilweise sind die Motive sogar sehr heftig und extrem." Trotzdem berühren sie Nick. "Und dann denke ich mir: das ist fantastisch."

Rund 20 Kunstgegenstände schmücken Nicks und Patricias Heim in der Schweiz. Als Wertanlage sehen sie die Bilder und Skulpturen aber nicht. "Der erste Gedanke ist, dass es uns gefallen muss", betont Nick. Bilder berühmter Maler gefallen Nick natürlich auch einige, "aber das Problem ist, dass man dafür ein halbes Vermögen ausgeben müsste". Deshalb schmücken hauptsächlich Werke unbekannter Künstler die Wände. "Es würde sich also nicht lohnen, deshalb bei uns einzubrechen", scherzt er.

Nick selbst bezeichnet sich nicht als Kunstfachmann. "Ich beschäftige mich aber mit Bildern, die mir gefallen recht intensiv und rede auch gerne mit engen Freunden darüber. Das entscheidende ist aber, dass mich ein Bild persönlich berührt." So wie die Bronze-Skulptur, die im Eingangsbereich seines Hauses steht. "Es ist ein Formel-1-Wagen, der komplett verzerrt ist", beschreibt Nick. "Erst wenn man durch die Lupe schaut, die am Ende befestigt ist, wird er durch die Krümmung der Lupe gerade. Das sieht sehr geil aus." Es ist eben nicht immer so, wie es scheint.

Der Hintergrundbericht über Nick Heidfeld wurde in der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins veröffentlicht. Mehr Technikhintergründe, Interviews und Reportagen lesen Sie monatlich im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online im Vorzugs-Abo bestellen: