Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bestätigte in einem Mediengespräch in Maranello, dass Michael Schumacher ihn am Mittwoch angerufen hat, um eine Freigabe aus seinem Beratervertrag zu erbeten. Laut di Montezemolo sei eine Rückkehr des Rekordweltmeisters mit Mercedes GP sehr wahrscheinlich. "Er sagte mir, dass es eine sehr, sehr, sehr große Wahrscheinlichkeit gibt", so Montezemolo. "Es ist noch nicht zu 100% entschieden, aber das hat er mir Mittwoch Vormittag gesagt."

Ein anderer Schumacher

Ferrari ist bereit, den Deutschen aus seinem Beratervertrag zu entlassen, allerdings gab sich di Montezemolo ob der Bitte sehr enttäuscht. "Ein Kerl namens Michael Schumacher sagte uns in Monza [im September], dass er seinen Vertrag [als Ferrari-Berater] verlängern werde", so der Ferrari-Chef. "Es sah so aus, als ob er seine Karriere bei Ferrari beenden würde." Doch jetzt habe sich ein neuer, anderer Michael Schumacher bei ihm gemeldet. "Der echte Michael Schumacher sagte immer, dass er seine Karriere bei Ferrari beenden würde."

"Aber da gibt es einen wie ihn, 40, 41 Jahre alt, Deutscher, der gleiche Name und er möchte eine neue Karriere beginnen", sagte Montezemolo. Jeder könne seine eigenen Entscheidungen im Leben treffen, meinte der Italiener. "Ich verstehe, dass er es mit 41 Jahren noch einmal versuchen möchte. Es ist möglich, dass dieser andere Michael Schumacher, gleiches Alter, gleiche Fähigkeiten, gleiche Entschlossenheit und gleicher Kampfgeist, im nächsten Jahr für Mercedes fahren wird."

Kein Verräter

Montezemolo wird ihm deshalb nicht böse sein. "Als Freund ist es schwierig für mich, aber ich bin glücklich, ihn so fit und entschlossen zu sehen." Denn er erinnert sich noch genau an jenen Tag, an dem ihn Schumacher darüber informierte, dass er nicht für Felipe Massa und Ferrari einspringen könne. "An diesem Tag war Michael nicht traurig, er war mehr als traurig - er war zerstört." Das sei nun anders. "Freunde können unterschiedlicher Meinung sein, aber sie bleiben Freunde", betonte er. "Ich werde nicht vergessen, was er für Ferrari geleistet hat und er wird nicht vergessen, was wir für ihn getan haben."

Die Fans und die italienischen Medien werden es höchstwahrscheinlich schnell vergessen. "Sie werden glauben, dass Michael ein Verräter ist. Aber ich werde ihnen erklären, dass es ein anderer Michael ist. Als Ferrari-Präsident bin ich enttäuscht. Wir müssen akzeptieren, dass es ein anderer Michael ist, der Rennen fahren möchte. Der echte Michael ist immer noch bei Ferrari."