Die Lehre des 1. WM-Laufs

Trotz des Unfalls zwischen Ex-BMW-Schützling Sebastian Vettel und BMW Sauber-Pilot Robert Kubica blieb Mario Theissen ruhig. Von Vorwürfen war keine Spur. "Würde das etwas bringen?", antwortete er. "Wir haken das als Lerneffekt ab." Lag es also an der Unerfahrenheit, bohrte ein Kollege weiter. "Ach, schreiben Sie doch was Sie wollen..." Das hat funktioniert. Am Montag titelte eine große, deutsche Boulevardzeitung: "BMW klagt Crash-Vettel an."

Die Lehre des 2. WM-Laufs

Wie oft der Vergleich zwischen Sepang und einem Glutofen getätigt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis, aber es war verdammt oft. Wahrscheinlich ist nur der Vergleich vom Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer für den Monaco GP noch überstrapazierter als dieser. "Es ist heiß", sagte Kimi Räikkönen auf seine knappe, aber immer präzise Art. "Aber noch heißer ist es, wenn man stehen bleibt. Wenn man fährt, geht es besser."

Sebastian Vettel greift deshalb auf zusätzliche Kühlung zurück, die allerdings nicht hoch technologisch durch ein Kühl-KERS erfolgt, sondern durch einen Beutel mit Trockeneis. "Den stecke ich in meine Hose direkt neben meine Bälle, dann bleiben wenigstens sie schön und kühl", verriet er. "Das sind die Extrazehntel, die man rausholen kann, um einen coolen Kopf oder zumindest eine coole Körpermitte zu bewahren."

Die Lehre des 3. WM-Laufs

Super Ross hatte die Formel-1-Welt fest im Griff., Foto: Sutton
Super Ross hatte die Formel-1-Welt fest im Griff., Foto: Sutton

Flavio Briatore schoss in Shanghai gegen alles und jeden, der etwas mit Brawn GP zu tun hat. Neben Ross Brawn selbst betraf dies auch die Fahrer Rubens Barrichello und Jenson Button. "Unsere Fahrer waren oder sind Weltmeister und nun wird die Weltmeisterschaft zwischen einem Fahrer ausgefochten, der beinahe schon zurückgetreten war und einem, der ein guter Typ ist, aber ein Paracarro [langsam wie ein Betonpfosten am Straßenrand]", grollte er.

Ob sich Briatore schon einmal die Leistungen seines zweiten Fahrers Nelsinho Piquet angesehen hat? Womit er den dann wohl vergleicht? Einen Styroporpfosten? Denn den räumte Piquet bei seinem Abflug im Rennen ab. Weltmeister war oder ist Piquet auch nicht, jedenfalls nicht der Junior. Button konterte übrigens gelassen: "Er sollte sich auch daran erinnern, dass er versucht hat, mich für dieses Jahr anzuheuern, also..."

Die Lehre des 4. WM-Laufs

Sebastian Vettel bekam nach seinem Shanghai-Sieg viele SMS - unter anderem von Timo Glock - und noch mehr Anrufe. Einen wollte er gar nicht annehmen, weil keine Nummer angezeigt wurde. "Dann hatte ich aber Glück, es war Bernie Ecclestone", verriet er. "Er hat ständig Witze gemacht, damit hat er mich auf dem falschen Fuß erwischt."

Die Lehre des 5. WM-Laufs

Wie verklickere ich einer Gruppe von Journalisten und am besten auch noch deren Leserschar, warum das eigene Auto so verdammt langsam ist, obwohl es vor einem Jahr noch das Beste war? Dieser Frage sieht sich Norbert Haug schon seit Saisonbeginn gegenüber. In Barcelona versuchte er sich mit der spaßig, bildhaften Erklärungsmethode: "Die Luft kommt vorne am Auto an und denkt sich: Das sieht aber ganz anders aus. Dadurch ist sie verwirrt und denkt sich: Wo gehe ich jetzt hin?" Das verursache böse Turbulenzen. "Kaum ist die Luft über das Auto drüber, sagt sie sich wieder: Huch, der Heckflügel ist ja auch schmaler - wie soll ich jetzt Abtrieb generieren?" Noch besser wäre es, wenn sich das nicht die Luft fragen würde, sondern die McLaren-Aerodynamiker.

Die Lehre des 6. WM-Laufs

Nick Heidfeld ist raus. Das war die Meinung einer großen deutschen Boulevardzeitung vor dem Rennwochenende. Er selbst wusste davon ebenso wenig wie sein Boss Mario Theissen. Dennoch wackelte sein Sitz in Monaco gewaltig: "In den letzten 15 Runden hatte ich ein Problem mit meinem Sitz und bin im Auto hin und her geschossen wie ein Schluck Wasser", klagte er. Nicht besser erging es Rubens Barrichello. "Im zweiten Stint wurden meine Sicherheitsgurte locker, ich hörte sie aneinander schlagen." Bislang beklagte er sich noch nicht, dass dies bei seinem Teamkollegen nicht der Fall gewesen sei und dies nach Stallregie rieche...

Die Lehre des 7. WM-Laufs

Unter der weißen Brawn-Weste steckte ein echter Terminator., Foto: Sutton
Unter der weißen Brawn-Weste steckte ein echter Terminator., Foto: Sutton

Jenson Button hatte viel Zeit, sich seinen Siegerfunkspruch für die Zieldurchfahrt zu überlegen. Schon nach 15 Runden wollte er seinem Team sagen, wie außergewöhnlich sein Auto sei. Er verkniff es sich bis zur Ziellinie. Dann brach es heraus: "Ihr habt ein Monster von Auto gebaut. Ihr seid echte Legenden!" Rubens Barrichello nahm die Aussage seines Teamkollegen irgendwie zu wörtlich. Er wurde quasi selbst zum Monster und räumte die Gegner reihenweise aus dem Weg, so dass Godzilla vor Neid erblasst wäre. "Er hat es mit der Brechstange probiert", meinte auch Christian Klien. "Überall, wo er jemanden anrempeln konnte, hat er es versucht. Das Rennen war komplett daneben."

Die Lehre des 8. WM-Laufs

Ohne Speed geht in der Formel 1 nichts, also der wirklichen Geschwindigkeit, nicht dem ehemaligen Fahrer Scott. In der Türkei hatte Felipe Massa bereits festgestellt, dass er in Linkskurven besonders viel Speed habe. "Vielleicht ist mein Gehirn ja völlig verdreht." Vielleicht sagt er ja deswegen: "Ich bin nicht der Typ, der behauptet, dass wir wegen der Bodenwellen langsam sind. Wir müssen immer und überall schnell sein, sogar im Kies." Vielleicht drehte er sich deswegen im Vorjahr fünf Mal in Silverstone.

Lesen Sie morgen: Die Lehren der Saison 2009 - Teil II