Luca di Montezemolo gibt den Weg frei, Ferrari legt keine Steine in selbigen, Mercedes wäre sicher nicht abgeneigt und Michael Schumacher scheint mittlerweile auch zu wollen - was also steht einem Comeback des Rekordweltmeister in der Formel-1-Saison 2010 im Weg? Schlicht und ergreifend: Ein Test. Aber kein medizinischer, jedenfalls nicht vordergründig.

Michael Schumacher muss eine Testfahrt in einem Formel-1-Rennwagen absolvieren, um danach zu sehen, ob jene Schmerzen, die im August ein Comeback bei Ferrari als Ersatzmann für Felipe Massa vereitelten, noch immer auftreten. Laut den letzten Untersuchungen und Aussagen von Willi Weber und Schumacher selbst, sind die Verletzungen des Deutschen nach seinem Motorradsturz aus dem Februar zu 100% verheilt.

Kein Ersatz für einen Test

Schumacher nahm in den letzten Wochen an einigen Kartrennen teil., Foto: Sutton
Schumacher nahm in den letzten Wochen an einigen Kartrennen teil., Foto: Sutton

Schumachers Leibarzt Dr. Johannes Peil aus der Sportklinik in Bad Nauheim verriet bei der Comeback-Absage jedoch, dass Labortests, Trainingsgeräte und die besten Untersuchungen die Extremsituation eines Formel-1-Einsatzes nicht simulieren können. "Gleich beim ersten Test in Mugello waren die Schmerzen sehr dominant", erklärte Schumacher vor einigen Monaten. Selbst nach einem Tag Pause und trotz spezieller Medikamente gegen die Schmerzen und Entzündungen nahmen sie nicht ab. "Ich war weit weg, von dem, wo ich hätte sein müssen."

Motorrad- und Kartrennen waren für Schumacher kein Problem, aber die Anforderungen in einem Formel-1-Auto konnte nur eine Fahrt in einem solchen wiedergeben. "Das Fahren in einem F1-Auto ist etwas ganz anderes. Man muss es probieren, denn es gibt keine Möglichkeit, etwas Ähnliches im Labor, in der Folterkammer oder an einem Nackentrainingssystem adäquat nachzustellen", erklärte der Mediziner. Daran hat sich nichts geändert.

"Mein Arzt hat mir vorher gesagt, dass diese Belastung der entscheidende Punkt sein würde. Nur so konnten wir feststellen, wie sich die Dinge entwickeln", fügte Schumacher an. Das Ergebnis war negativ: Schumachers Körper war noch nicht wieder fit genug, um die Belastungen der Formel 1 auszuhalten. Die Schmerzen hatten gesiegt - vorerst.

Ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt wollte Peil nicht ausschließen, nur wann konnte er nicht sagen: "Diese Verletzung kann in drei Wochen, in drei Monaten oder in drei Jahren ausgeheilt sein. Beim nächsten Mal versucht er es vielleicht ohne Öffentlichkeit", scherzte er - ein Weg, der spätestens nach den Spekulationen der letzten Wochen nur sehr schwierig umzusetzen sein wird. Vor einem solchen F1-Test wird Schumacher aber keinen Vertrag unterschreiben oder ein Comeback ankündigen - eine zweite Comeback-Absage innerhalb eines halben Jahres kann er sich nicht leisten.

Das Problem: Womit testen?

Sollte Schumacher seinen Verfolgern von der Presse in den vergangenen Wochen nicht einmal auf wundersame Weise entflohen sein, steht dieser entscheidende Test also noch aus. Da die Formel-1-Testfahrten für 2010 erst im Februar beginnen, muss ein anderer Weg gefunden werden. Einige Medien berichten, dass Schumacher bei den Formel-1-Rookie-Tests Anfang Dezember in Jerez hätte teilnehmen können, dies jedoch wegen eines Urlaubs in den USA abgesagt hätte.

Die Fans wünschen sich ein Comeback des Rekordchampions., Foto: Sutton
Die Fans wünschen sich ein Comeback des Rekordchampions., Foto: Sutton

Tatsächlich verbot ihm das Sportliche Reglement 2009 eine Teilnahme an den Rookie-Tests, was allein der Name schon sagen sollte. In der ursprünglichen Fassung des Sportlichen Reglements 2009 vom 11. Juli 2008 war in Artikel 22.1a ii) wirklich vorgesehen, dass nur Fahrer an den Nachwuchstests teilnehmen durften, die in den vorangegangenen 24 Monaten an keinem F1-Event teilgenommen oder für mehr als vier Tage getestet hatten. Das hätte Schumacher den Test haarscharf erlaubt - keine Rennen seit 2006 und nur sechs Testtage, zwei davon jedoch im November 2007 vor der 24-Monatsgrenze.

Die FIA scheint jedoch bemerkt zu haben, dass diese Regelung den Sinn eines Rookie-Tests untergrub - deshalb erlaubt die aktuelle Fassung des Sportlichen Reglements 2009 vom 24.03.2009 nur Fahrern die Teilnahme, die an nicht mehr als zwei Formel-1-Events teilgenommen haben. Das schloss den 248-fachen GP-Starter Schumacher aus.

Der letzte Ausweg

Bei Ferrari konnte er Ende Juli das Testverbot umgehen, indem er einen alten F2007 mit GP2-Reifen fuhr - damit wird in den kommenden Tagen auch Felipe Massa noch ein paar Runden drehen, um noch einmal vor Jahresende ein Gefühl für einen Rennwagen zu erhalten. Ferrari wird Schumacher wohl kaum ein altes F1-Auto leihen, damit er sich auf ein Comeback mit der Konkurrenz vorbereiten kann. Mercedes kann Schumacher kein solches F1-Auto stellen, die modernen Renner gehören McLaren, die historischen Silberpfeile, die in diesem Jahr zum 75-jährigen Jubiläum einige Demorunden fahren durften, sind wenig hilfreich.

Der aktuelle Brawn BGP 001 darf bei einem offiziellen Test vor dem Ende des Testverbots nicht eingesetzt werden, vielleicht vorhandene Restposten an alten Honda-Boliden wären eine Variante, wenn die Japaner nicht alle Motoren und Getriebe einkassiert hätten - ein Mercedes-Motor wäre auf die Schnelle nicht zu integrieren.

Die Lösung ist Artikel 22.1a i) des Sportlichen Reglements 2009: Demonstrations- und Promotionfahrten mit speziellen Demonstrationsreifen sind ausdrücklich erlaubt. Ferrari ließ Luca Badoer vor seinem GP-Comeback in Valencia an zwei Tagen 200 Kilometer mit einem aktuellen F60 in Fiorano fahren - offizieller Anlass: Filmaufnahmen. Diese Voraussetzungen würden Schumacher ebenfalls reichen, um seinen Gesundheitszustand zu testen - und gefilmt würde er dabei garantiert von allen Seiten sehr genau...