Wenn es um das Internet und neue Medien geht, war die Formel 1 bislang äußerst zurückhaltend. Zwar wurde hier und da geäußert, dass sich der Sport über einen anderen Kanal als das Fernsehen vielleicht noch besser abbilden ließe, geschehen ist bislang allerdings nichts und weiter wird auf die traditionellen Verbreitungswege gesetzt - Fernsehen steht dabei an erster Stelle, Online-Redaktionen werden nach wie vor größtenteils ausgebremst. Beim Motorsport Business Forum in Monaco haben sich am Mittwoch aber einige dafür ausgesprochen, endlich dieses klassische Schema der medialen Verbreitung der Formel 1 zu durchbrechen und neue Wege zu finden, um die Formel 1 den Fans schmackhaft zu machen. Wenig überraschend kam diese Aufforderung zum Umdenken von Mitgliedern neuer Formel-1-Teams, die den Sport generell anders vermarkten wollen.

Gerard Lopez, der einer der potentiellen Käufer des Renault F1 Teams ist, war einer der ersten Investoren in Skype und hat sich stark mit dem Medium Internet beschäftigt. Seiner Ansicht nach muss die Formel 1 aufwachen. "Die Teams können den Sport näher an die Zuschauer bringen. Der Sport und seine Umgebung müssen sich ändern. Die meisten Fernseh-Verträge basieren auf Ansichten von vor 15, 20 oder 25 Jahren. Tatsache ist, dass in drei, vier Jahren die meisten Leute in vielen Ländern nicht mehr im uns heute bekannten Fernsehen zusehen werden, sondern über das Internet. Das verändert alles, was die Vertragsverhandlungen und die Auslieferung des Inhalts betrifft", sagte Lopez.

Er machte deutlich, dass sich das Internet-Publikum nicht auf gleiche Art kontrollieren lasse wie das Fernseh-Publikum, weswegen es ähnliche Schritte zu setzen gebe wie in der Musik-Industrie, als sie den digitalen Weg einschlug. "Man muss neue Wege finden, um Geld damit zu machen, denn letztendlich ist es das, was den Sport am Leben erhält." Mit der Musikindustrie hat Lotus-Teamchef Tony Fernandes einige Erfahrung, denn er arbeitete lange in dem Bereich, bevor er Air Asia gründete. "Ich schaue mir an, wo die Formel 1 hinkommen könnte, wenn sie richtig gemanagt wird. Es ist ein riesiger Sport, der eigentlich noch unerschlossen ist. Wir haben über das Internet noch nicht die ganze Welt erreicht", betonte er.

Er habe ehedem das Musikgeschäft verlassen, weil es damals noch nichts mit dem Internet zu tun haben wollte. Er sei bei Time Warner gewesen und habe den Leuten gesagt, sollten sie sich nicht auf das Internet einlassen, würde es die Musik-Industrie zerstören. Dort habe man sich aber mehr wegen der zusätzlichen Kosten Sorgen gemacht. "Ich ging, ich hörte an dem Tag auf und flog von New York nach London, sah Stelios [von Easyjet] im Fernsehen, wie er über Billigfluglinien sprach..." Mit seiner eigenen Fluglinie im Rücken will Fernandes nun mit Lotus in die Formel 1 und auch wenn einige ihm gesagt haben, er wäre verrückt, dass er das probiert, sieht er viel mehr die Möglichkeiten - vor allem im Online-Bereich.

Neue Zuschauer

"Wir können Zuschauer erreichen, die wir noch nie zuvor erreicht haben. Das ist die Möglichkeit, um es zu einem wirklich globalen Sport zu machen, wie Fußball. Das ist machbar und ich denke, deswegen sind wir daran interessiert", sagte er. Laut Neville Wheeler, Direktor bei der Cisco Media Solutions Group, muss sich die Formel 1 aber nicht nur auf das Internet einlassen, sondern auch seine Gesetze verstehen. So glaubte er, dass es der Formel 1 nur schaden könne, wenn Formula One Management weiter verhindert, dass Bildmaterial durch andere Kanäle verbreitet wird als durch das Fernsehen. "Die Veränderung in sozialen Medien und im Internet generell ist so schnell, dass wenn man nicht bereit ist, sich aus den Fängen des alten Weges zu lösen, bald zurückfallen wird. Man wird sehr schnell bemerken, dass Leute, die begeisterte Fans sind, sich auf einem anderen Weg Zugang zum Content verschaffen", erklärte Wheeler.

Kluge Unternehmen würden stattdessen versuchen, Geld aus solchen Rechten zu schlagen, statt sie so lange wie möglich zu beschützen. Es müsse ein Punkt erreicht werden, wo das Interesse des Publikums, soziale Medien und die dazugehörigen Technologien ein Schlüssel-Element des Wegs seien, wie Motorsport Zuschauern auf der ganzen Welt geliefert wird. Laut Lopez passiere diese Veränderung so schnell, dass es eine neue Garde von Geschäftsleuten brauche, die daraus Geld holen können. "Die Kinder schauen nicht mehr so viel fern wie früher. Die Leute konsumieren Medien auf andere Weise. Sogar einige Videospiele-Plattformen werden durch Online-Gaming aus dem Markt gedrängt. Die Rechteinhaber müssen ihr Publikum anders erreichen", erklärte Lopez.

Nach seiner Ansicht macht es keinen Sinn mehr, für etwas Geld zu verlangen, dass die Leute auf eine andere Weise auch umsonst bekommen können. "Die Formel 1 wird im Internet erhältlich sein und darauf muss man vorbereitet sein. Die Herausforderung ist nicht, was man gratis hergibt, sondern welchen Zusatznutzen man noch bietet - Dinge, für die die Leute auch zahlen wollen.