Dank aussteigender Hersteller und schrumpfender Budgets ließe sich sagen, die Formel 1 hat schon bessere Zeiten gesehen und eigentlich ist ein Einstieg momentan nicht unbedingt eine sehr kluge Sache. Lotus F1 Teamchef Tony Fernandes sieht das völlig anders. Er stieg drei Tage nach dem 11. September 2001 mit Air Asia und die Luftfahrtbranche ein und obwohl gerade die Fluglinien zu der Zeit in der Krise steckten, sah er das als Chance für ein neues Unternehmen mit wenig Kapital. Genauso sieht er die Situation momentan auch in der Formel 1, der es nach seiner Meinung aber gar nicht schlecht geht.

"Es gibt viele Möglichkeiten, es geht in die richtige Richtung. Die Kosten kommen runter. Ich denke, es ist immer noch ein sehr populärer Sport. Es gibt viele Wege, um ein gutes Geschäft zu machen und für viele andere Unternehmen ist es auch eine tolle Möglichkeit, um Geschäfte zu machen", sagte Fernandes am Mittwoch bei seinem Eröffnungsvortrag beim Motorsport Business Forum in Monaco. Dennoch musste er sich die ganze Sache auch etwas kosten lassen. 55 Millionen Pfund (umgerechnet rund 60 Millionen Euro) wurde für den Aufbau in das Team gesteckt. Dazu gehören klarerweise auch viele einmalige Kosten, die zum Start angefallen sind.

Einiges riskiert

Denn Lotus F1 musste alles von Beginn an aufbauen und das noch dazu als letztes neues Team, das den Startplatz erhielt - Sauber kam zwar noch später dazu, dort war aber bereits alles vorhanden. Deswegen riskierte man auch ein wenig und es wurde bereits vor der Bestätigung der Nennung mit dem Bau am Auto und der Investition in Personal bei Lotus begonnen. "Ich habe Gascoyne gesagt: 'Wenn das nicht funktioniert, werde ich ein paar sehr teure Bilder haben - und noch dazu ein paar nicht sehr schöne Bilder...' Aber es machte sich bezahlt, wir sind sehr zuversichtlich und liegen ungefähr eine Woche vor dem Plan", erklärte Fernandes.

Klarerweise ist für ihn die Formel 1 nicht nur sportlich interessant, auch aus wirtschaftlicher Sicht erhofft sich der Air Asia Boss einiges. Immerhin gibt es in Südost-Asien, China und Indien hunderte Millionen, wenn nicht sogar Milliarden potentielle Kunden und Interessenten. Fernandes glaubt aber nicht, dass das traditionelle Formel-1-Sponsoring mit dem Kleben des Sponsorenlogos auf das Auto in Zukunft genügen wird. Deswegen will er in den kommenden Jahren einige andere Ideen umsetzen. Und noch etwas ist ihm wichtig. Die Formel 1 muss sich seiner Meinung nach von Europa lösen, vor allem was die Teams betrifft. So hätten die Leute zwar den Eindruck, aufgrund der Strecken auf dem ganzen Globus sei die Formel 1 ein weltweiter Sport, die Rennställe seien aber noch alle in Europa zuhause - auch Force India. Lotus F1 will sein Team irgendwann von Großbritannien nach Malaysia verlegen.

Nationales Interesse

"Deswegen glauben wir, damit ein Sport wirklich global ist, muss er auch Teams außerhalb von Europa haben. Kürzlich haben wir in Malaysia einen Wildcard-Fahrer am MotoGP-Wochenende gesponsert. Dadurch hatten wir die größte Zuschauerzahl, die es jemals bei einem 125cc-Rennen in Malaysia gab; es war sogar die größte für die MotoGP, weil es viel lokales Interesse gab", sagte er und rechnete 2010 mit enormem Interesse an der Formel 1 in Singapur und Malaysia. Eine Rennstrecke sei eben eine Sache, ein eigenes Team mit lokalem Einfluss schaffe aber viel mehr Aufmerksamkeit. "Hoffentlich werden wir und USF1 nur der Anfang von weiteren nationalen Mannschaften sein, was toll für die Formel 1 sein sollte."

Ebenfalls toll findet er die Vereinbarung zur Ressourcen-Beschränkung, auch wenn er zunächst auf die volle Budget-Grenze von rund 50 Millionen Euro gehofft hatte, die dann nicht kam. "Ich bin immer noch verwirrt, wo all das zusätzliche Geld hingeht, wenn man ein Team mit 150 Millionen Pfund betreibt. Ich versuche nach wie vor meine 55 Millionen Pfund zu verstehen", sagte er und betonte, dass es ihm lieber wäre, mit weniger Geld ein Auto zu bauen. Dennoch glaubte er, dass der Lotus gut werden wird, auch wenn er keine Ziele ausgeben wollte. Vor Richard Branson und Virgin wollte er nur gerne bleiben, immerhin hat Fernandes früher für und mit dem Briten gearbeitet.