Am ersten Testtag des Winters fuhren zwei Rookies ganz nach vorne: Williams-Mann Andy Soucek und Force India Fahrer Paul di Resta schnappten sich die schnellsten Zeiten des Dienstags. Bis dahin hatte der amtierende DTM-Vizemeister und McLaren-Testpilot Gary Paffett die Zeitenliste angeführt. Am Mittwoch holte der Brite die Bestzeit nach: In 1:18.718 Minuten fuhr er eine halbe Sekunde schneller als die Dienstagsbestzeit von Soucek. Die beste Rundenzeit der Woche erzielte er kurz nach 13:00 Uhr.

Danach setzte leichter Regen ein, der die Rundenzeiten circa sechs Sekunden ansteigen ließ und eine Verbesserung zwischenzeitlich verunmöglichte - Regenreifen oder Intermediates kamen jedoch nicht zum Einsatz. Gegen Testende verbesserte sich die Strecke genügend, um Nico Hülkenberg eine Verbesserung auf Platz 2 zu ermöglichen. Dem Deutschen fehlten jedoch fast fünf Zehntel auf die Bestzeit von Paffett.

Ricciardo beeindruckt weiter

Daniel Ricciardo absolvierte zwei gute Testtage., Foto: Sutton
Daniel Ricciardo absolvierte zwei gute Testtage., Foto: Sutton

Auf Platz 3 der Zeitenliste setzte der Australier Daniel Ricciardo seine beeindruckende Vorstellung fort. Der Meister der Britischen Formel 3 testet für Red Bull, durfte am Mittwoch aber nicht ganz so viel fahren wie am ersten Tag. Trotzdem kam er noch auf 93 Runden. Schon am Dienstagabend lobte ihn Teamchef Christian Horner für die gute Leistung.

"Heute war es etwas einfacher", sagte Ricciardo, der Aerodynamik- und Bremstests für 2010 fuhr und dabei mit einem sehr schweren Auto unterwegs war, welches das Tankverbot simulieren sollte. "Ich wusste, was mich erwartete und die Abläufe waren einfacher zu verstehen. So konnte ich mich auf das Fahren konzentrieren und den Ingenieuren hoffentlich ein gutes Feedback geben." Wieder gut unterwegs war Paul di Resta, der sich das Force India Cockpit erneut mit dem Amerikaner JR Hildebrand teilte.

Während di Resta die viertbeste Zeit fuhr, landete Hildebrand bei seinem zweiten F1-Test auf dem achten Rang. "Wir haben zuerst verschiedene Bremseinstellungen ausprobiert, die für mich nicht so gut funktioniert haben. Die ersten Runden haben wir hart daran gearbeitet und später als mehr Grip auf der Strecke war noch einmal. Vor dem Test hatte ich Angst, dass ich nicht das Maximum in den Kurven herausholen könnte, aber ich habe es in den zwei schnellen Kurven zumeist geschafft. Ich bin echt glücklich wie der Tag gelaufen ist", meinte Hildebrand, der Donnerstagvormittag wieder hinter dem Steuer sitzen wird.

Am Nachmittag kommt Paul di Resta zum Einsatz. Einen guten F1-Einstand gab der Formel BMW Europa Champion von 2008, Esteban Gutierrez. "Es war ein sehr positiver Tag für mich", freute sich Gutierrez. "Es ging darum, diese Erfahrung zu erleben und den Tag zu genießen und zu lernen." In der Formel 1 müsse man sehr ruhig und intelligent sein, meinte der Mexikaner. "Aufgrund eines Hydraulikproblems konnte ich am Nachmittag nicht noch mal mit zwei frischen Reifensätzen fahren, aber andererseits hatte ich fünf Sätze, was mehr ist als ich jemals zuvor an einem Tag zur Verfügung hatte!"

Mike Conway saß wieder für Brawn/Mercedes am Steuer., Foto: Sutton
Mike Conway saß wieder für Brawn/Mercedes am Steuer., Foto: Sutton

Gegen Testende spürt der 18-Jährige seinen Nacken steif werden, aber insgesamt kam er mit der Kondition gut zurecht. "Mein Zusatztraining hat sich ausgezahlt." Am Donnerstag schließt der Belgier Bertrand Baguette den Test für Sauber ab.

Fahrer-Wechsel-Dich

Bei Brawn GP/Mercedes GP teilten sich erneut Mike Conway und Marcus Ericsson das Cockpit eines Weltmeisterautos von 2009. Am Ende lagen gerade einmal zwei Zehntel zwischen dem ehemaligen Honda-Testfahrer und Indycar-Piloten sowie dem schwedischen Neuling und japanischen F3-Meister. Während Jules Bianchi seinen zweiten F1-Testtag für Ferrari absolvierte, kehrte bei Renault Ho-Pin Tung ins Cockpit zurück. Der Chinese teilte sich das Auto mit Lucas di Grassi, der knapp sieben Zehntel schneller unterwegs war.

"Das war mein erster richtiger F1-Test und eine tolle Erfahrung", sagte der Chinese, der sich zunächst auf das Setup konzentrierte. "Der Vormittag verflog wie nichts, aber es war gut, 67 Runden zu fahren und die Strecke verbesserte sich auch im Laufe des Vormittags. Am meisten hat mich der Speed beeindruckt, den man in die Kurven mitnehmen kann - aber auch die Bremsen dieser Autos, an die ich mich einige Zeit gewöhnen musste."

Von Chefrenningenieur Alan Permane gab es Lob: "Ich war beeindruckt, wie schnell er sich im Auto einfand und mit dem Team arbeitete. Sein Fahrstil ist sehr gut geeignet für ein F1-Auto und er nutzte die Reifen gut." Auch für di Grassi war die Cockpitrückkehr eine Umstellung: "Das Auto fühlte sich mit Slicks ganz anders an, aber ich gewöhnte mich schnell daran." Sein Programm bestand aus Tests für 2010, weshalb auch er mit einem schweren Auto unterwegs war und Long Runs fuhr.

Nur eine Unterbrechung

Die einzige rote Flagge des Tages löste Toro Rosso Fahrer Mirko Bortolotti aus, der schon nach einer halben Stunde am Vormittag stehen blieb, weil er einen falschen Knopf am Lenkrad drückte und damit sein Getriebe lahm legte. Danach musste er lange wegen eines technischen Problems am Auto pausieren, das jenem vom Vortag ähnelte, aber nicht näher benannt wurde. Bortolotti arbeitete an der Aerodynamik, den Bremsen und fuhr mit einem schweren Auto, um das Tankverbot nachzustellen.

"Ich habe den Tag wirklich genossen", sagte der in Wien geborene Italiener. "Es war sehr interessant, dem Team bei den Tests für das nächste Jahr zu helfen. Angesichts der wenigen Testfahrten in der Formel 1 war es sehr wichtig für mich, heute eine Chance zu haben, einige Kilometer abzuspulen." Am Donnerstag teilt er sich das Auto mit Brendon Hartley.