Monza ist ein Mythos. Monza ist Highspeed. Monza ist Ferrari. An diesem Wochenende im September regierte im königlichen Park jedoch ein Ex-Ferrari-Pilot mit seiner Horde britischer Invasoren.

Der Mann des Rennens

Der Tanzbär ist in Fahrt gekommen: Nach seinem ersten Saisonsieg in Valencia fuhr Rubens Barrichello auch in Monza überlegen zum Sieg. "Barrichello ist in starker Form", lobt Alexander Wurz, der Jenson Button dank seines Vorsprungs von 14 WM-Punkten zwar noch als WM-Favoriten einschätzt, diesen gleichzeitig aber immer mehr unter Druck kommen sieht. "Er kämpft gegen einen enorm starken Barrichello, der auch schon mal Michael Schumacher Paroli geboten und geschlagen hat."

Die Strategie des Rennens

Rubens Barrichello hätte die gesamte F1-Welt küssen können., Foto: Sutton
Rubens Barrichello hätte die gesamte F1-Welt küssen können., Foto: Sutton

Neben Barrichellos starker Leistung und seinem starken Auto verhalf ihm eine starke Strategie zum zweiten Saisonsieg. Bereits vor Rennbeginn war klar: Bis auf die ersten Drei werden alle Piloten eine Einstoppstrategie anwenden. Grund dafür: Der geringe Spritverbraucht und die lange Boxengasse. Die Zweistopper hätten nur eine Chance gehabt, wenn sie dem Feld im ersten Stint mit Riesenschritten enteilt wären. "Selbst mit einer anderen Strategie, wäre das nicht möglich gewesen", gab Ferrari-Chef Stefano Domenicali zu. Auch McLaren fehlte der nötige Speed dazu. "Ich konnte im ersten Stint nicht hart genug pushen, denn ich hatte auf den harten Reifen überhaupt keinen Grip, um zu attackieren", klagte Lewis Hamilton. Bei Brawn lief hingegen alles wie am Schnürchen. "Es war schon am Freitag klar, dass sie stark sein würden", gestand Domenicali. "Die Ein-Stopp-Strategie hat sich wirklich ausgezahlt", jubilierte Barrichello. "Ich hatte den Speed, um die Autos zu schlagen, die mit einer Zwei-Stopp-Strategie vor mir standen."

Der Crash des Rennens

Eigentlich war das Rennen fast schon vorbei, aber eben nur fast. "Das hat mal wieder bewiesen, dass das Rennen erst endet, wenn man auf Start- und ziel die schwarz-weiß karierte Flagge gesehen hat", mahnte Domenicali. In der letzten Runde krachte Hamilton mit seinem McLaren in die Mauer und verspielte so einen Podestplatz - Kimi Räikkönen sagte "Danke" und fuhr zum vierten Mal in Serie auf das Podest. "Ich habe das Heck verloren und bin in die Wand abgebogen", erklärte Hamilton. So endete seine Aufholjagd auf Button abrupt. Martin Whitmarsh nahm ihn in Schutz: "Das ist Racing und Lewis ist ein echter Racer und wir würden ihn nicht ändern wollen."

Die Verlierer des Rennens

Red Bull war in Monza nicht schnell genug., Foto: Sutton
Red Bull war in Monza nicht schnell genug., Foto: Sutton

Während Brawn feierte, gab es bei Red Bull lange Gesichter. So wirklich wusste keiner, warum Sebastian Vettel und Mark Webber das ganze Wochenende hinterherhinkten. Am Ende gab es durch Hamiltons Ausfall wenigstens einen Punkt für den Deutschen - zu wenig für den Titelkampf. "Ihre Motoren kommen mit der Leistung von Mercedes nicht ganz mit", erklärte Wurz. Christian Horner musste das indirekt eingestehen: Man fuhr mit 20 Prozent weniger Abtrieb, um auf der Gerade schneller zu sein. Zudem bekam Vettel die Reifen nicht auf Temperatur und hatte ein schwer fahrbares Auto. "Es brach ständig aus, vorne und hinten. Es war unvorhersehbar."

Die Kollision des Rennens

Der zweite Red Bull kam nicht weit: In Runde 1 war Schluss für Mark Webber. Der Australier hatte eine Kollision mit Robert Kubica und landete im Aus. "Als wir den ersten Scheitelpunkt der Kurve anfuhren, konnte ich ihm nicht ausweichen", berichtete Kubica. "Es gab Kontakt und ich hob etwas ab", bestätigte Webber. "Das Auto war nicht beschädigt, aber ich kam einfach nicht [aus dem Kiesbett] raus."

Die Pannen des Rennens

Action an der Tankstelle in Monza., Foto: Sutton
Action an der Tankstelle in Monza., Foto: Sutton

An der Box war einiges los: Nico Rosberg wartete ewig auf einen Reifenwechsel, Kimi Räikkönen sollte zu früh losgeschickt werden und Adrian Sutil mähte beinahe seine halbe Boxencrew um. "Beim zweiten Stopp habe ich viel pushen müssen und letztendlich beim Eingang zu viel gepusht", gab Sutil zu, der quer stehend zwischen seine Crew schoss. Ein Mechaniker fiel um, ein anderer brach den rechten Rückspiegel ab. Es reichte trotzdem zu Platz 4.

Der Spruch des Wochenendes

"Während des Stopps habe ich noch gedacht, vielleicht gehe ich kurz Pipi machen, denn bis die mir den Reifen gewechselt haben, komme ich zurück und fahre wieder los." (Nico Rosberg)

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