Eigentlich standen in Spa alle Zeichen auf Rot: Kimi Räikkönen gewann zum ersten Mal in dieser Saison und zum vierten Mal auf seiner Lieblingsstrecke. Wenn da nur nicht dieser Giancarlo Fisichella gewesen wäre...

Der Mann des Rennens

Das Comeback des Iceman und der Scuderia in allen Ehren, aber der Mann des Rennens trug einen Rennanzug in den Nationalfarben von Indien: Giancarlo Fisichella sicherte sich im Qualifying die erste Pole von Force India und kämpfte im Rennen lange um seinen möglichen vierten GP-Sieg. Nur dank KERS setzte sich Räikkönen gegen den eigentlich schnelleren Italiener durch. Christian Danner war sich sicher: "Ohne das Safety Car in der ersten Runde gewinnt Fisichella das Rennen!" Räikkönen stimmte zu: "Wenn ich es nicht gleich geschafft hätte, wäre es schwierig geworden."

Zusatz-PS des Rennens

Dank KERS schnappte sich Kimi Räikkönen Giancarlo Fisichella., Foto: Sutton
Dank KERS schnappte sich Kimi Räikkönen Giancarlo Fisichella., Foto: Sutton

Nach dem ersten KERS-Triumph von McLaren in Ungarn war Räikkönens Sieg der zweite KERS-Erfolg in der F1. Räikkönen katapultierte sich dank KERS am Start nach vorne, setzte es dann beim Überholmanöver gegen Fisichella ein und profitierte hinterher von den Zusatz-PS beim Verteidigen seiner Führung. "Wir waren nicht die Schnellsten, aber es ist uns gelungen, alle hinter uns zu halten", gestand Räikkönen. Fisichella bestätigte dies: "Ich war schneller als Kimi, aber er hat mich mit KERS überholt und ich kam nicht mehr vorbei. Er war dank KERS auf der Gerade zu schnell."

Die Kollision des Rennens

Schon am Start flogen die Fetzen, in Kurve 5 wurde es dann richtig ruppig: Jenson Button, Romain Grosjean, Jaime Alguersuari und Lewis Hamilton kamen nur einmal im Renntempo durch Eau Rouge. "Ich war nach Eau Rouge außen neben Heikki Kovalainen, habe eingelenkt und dann hat Grosjean wohl den Bremspunkt nicht richtig erwischt und mich umgedreht", klagte Button. Der Franzose beurteilte die Situation anders: "In Kurve 5 zog mir Button in den Weg, damit war mein Rennen vorbei." Mit dieser Meinung stand er alleine da. "Als Grosjean Jenson in Kurve 5 umdrehte, versuchte jeder ihm auszuweichen, ich wurde langsamer, um Schaden zu vermeiden, aber einer der Fahrer hinter mir, der das gleiche versuchte, traf mich", bestätigte Lewis Hamilton die Button-Version. Die Rennkommissare sprachen keine Strafen aus.

Die Aufholjagd des Rennens

Pole Position für Fisico und Force India., Foto: Sutton
Pole Position für Fisico und Force India., Foto: Sutton

Am Start war er vorsichtig, danach teilweise unscheinbar, aber am Ende stand Sebastian Vettel auf dem Podium. "Ich denke, wir haben am Anfang des Rennens Platz 1 oder 2 verloren", sagte er. "Wir konnten in der Hälfte des ersten Stints bis zum Ende drei bis vier Zehntel aufholen, doch die Lücke war leider zu groß." Im zweiten und dritten Stint konnte er mit der gesteigerten Pace aber immerhin Robert Kubica vom Podest stoßen. "Er hat noch einmal richtig Druck gemacht", bestätigte Danner. "Sein Auto war schneller als man vorher gesehen hat."

Die Probleme des Rennens

Gleich mehrere Fahrer hatten nach dem Rennen Grund zum Klagen. Bei Timo Glock funktionierte beim ersten Stopp die Tankanlage nicht, beim zweiten lief es auch nicht problemlos. "Ich habe alles an der Box verloren", beschwerte er sich. Mark Webber konnte in den Boxengassen-Blues einstimmen: Sein Team ließ ihn zu früh losfahren, so dass er beinahe mit Nick Heidfeld kollidierte. "Das war um Haaresbreite", sagte Heidfeld. Christian Horner beurteilte die Situation weniger dramatisch: "Es war eine Grenzentscheidung." Glück im Unglück hatte Rubens Barrichello. Zwei Runden vor Schluss begann sein Auto zu rauchen. Trotz eines Öllecks zitterte er sich als Siebter bis ins Ziel. Dort schlugen dann Flammen aus dem Heck. Der Motor blieb jedoch unbeschädigt.

Die Lehre des Wochenendes

Der Iceman fuhr den einzigen Saisonsieg ein., Foto: Sutton
Der Iceman fuhr den einzigen Saisonsieg ein., Foto: Sutton

Luca Badoer wollte auf einer ihm bekannten Strecke schneller fahren, die Theorie klang gut, in der Praxis gelang es ihm nicht. Schnell hatte er im Fahrerlager einen neuen Spitznamen weg: "Look how bad you are" für "Luc-a Bad-o-er". Da kam selbst Stefano Domenicali ins Schmunzeln. Auch im Boxenfunk gab es klare Ansagen an Badoer: "Du musst schnell sein." Seine Antwort war Slapstick vom Allerfeinsten: "Ich weiß, das ist mein Job." Dass ein Ferrari-Pilot nicht zweimal hintereinander Letzter sein könne, sah er nicht ein. "Es gibt immer ein erstes Mal, dies ist das erste Mal." Aber auch sein letztes Mal.

Der Spruch des Wochenendes

"Wenn ein Sieg Kimis Antwort auf die vielen Spekulationen der Medien ist, dann sollen die Medien Tag und Nacht weiterspekulieren und darüber schreiben." Stefano Domenicali

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