Zum damals vielleicht letzten Mal machte die Formel 1 in Silverstone Station. Die Fans strömten in Massen an die Strecke, aber ihr Wunsch nach einem Heimsieg von Jenson Button wurde nicht erhört. Dann feierten sie eben Sebastian Vettel.

Der Mann des Rennens

Kein Fahrfehler, kein Strategiefehler, kein gänzlich verpatzter Start, Sebastian Vettel fuhr in Silverstone ein fehlerfreies Rennen. "Es war perfekt", bilanzierte Niki Lauda. Dabei wäre das Unterfangen Silverstone-Sieg beinahe an einer Schuhsohle gescheitert: "Vor dem Rennen hat sich die Sohle von meinem Schuh getrennt", enthüllte Vettel kurz nach dem Rennen gegenüber Motorsport-Magazin.com. Da Al Bundy gerade nicht zur Hand war, half ein Renault-Mechaniker aus. "Er hat mir mit Hilfe von Sekundenkleber in letzter Minute den Schuh repariert." Dafür bedankte sich Vettel nach dem Sieg artig.

Das Auto des Rennens

"Dieses Auto ist die Krönung von Adrian Newey, wir mussten nicht einmal alles zeigen. Wir waren de Facto eine Sekunde schneller als der Rest." Mit diesen Worten beschrieb Red Bull Berater Helmut Marko die generalüberholte B-Version des RB5, die in Silverstone debütierte und auf Anhieb einschlug. Jenson Button hatte das schon vor dem Rennen befürchtet. "Es wird schwierig, Red Bull zu schlagen." Genauso sollte es kommen.

Das Wetter des Rennens

Sebastian Vettel verbeugte sich vor dem britischen Publikum., Foto: Sutton
Sebastian Vettel verbeugte sich vor dem britischen Publikum., Foto: Sutton

Ausgerechnet beim Heimspiel von Button und Brawn GP riss die Siegesserie der Weißen. Von den ersten sieben Rennen hatte er sechs gewonnen. Beim achten war es dem BGP 001 zu kalt, jedenfalls war das die Vermutung des Teams. "Unser Auto geht mit den Reifen sehr schonend um, was die meiste Zeit toll ist, aber wenn man auf einer kalten Strecke fährt, wird es sehr schwierig sie zum Laufen zu bringen", erklärte Button. Mit diesem Warmwetterauto hatte Button keine Chance gegen den beflügelten Red Bull.

Die Kollision des Rennens

Nur zwei Ausfälle gab es in Silverstone, beide hatten miteinander zu tun, denn Sebastien Bourdais knallte in das Heck von Heikki Kovalainens McLaren. "Ich weiß nicht, wer daran Schuld ist, aber wenn man um den 17. Platz kämpft, dann ist das einfach blöd", ärgerte sich der Franzose, der eigentlich schon einen Schuldigen ausmachte, nämlich Kovalainen. "Er änderte drei Mal seine Linie. Erst war er innen, dann außen und dann wieder innen. Beim dritten Mal berührten wir uns." Kovalainen fühlte sich hingegen durch seinen Teamkollegen Lewis Hamilton abgelenkt.

Der Ärger des Wochenendes

Mark Webber war nach dem Qualifying bedient. Noch während der Pole-Pressekonferenz schimpfte er: "Kimi hat, ich weiß nicht, Wodka getrunken, geträumt oder was auch immer gemacht." Rein nüchtern betrachtet stand er dem Australier auf dessen schneller Runde im Weg herum. Auch Nico Rosberg verstand dabei keinen Spaß. "Das ist doof", sagte er, meinte aber Webbers Aussage. "Statt das öffentlich zu sagen, sollte er zu den Stewards gehen und wenn die nichts unternehmen, dann war er nicht besoffen."

Die Politik des Wochenendes

Abseits der Strecke herrschte das Chaos - die FIA stritt mit der FOTA., Foto: Sutton
Abseits der Strecke herrschte das Chaos - die FIA stritt mit der FOTA., Foto: Sutton

Am Freitag platzte die Bombe und alle Autos auf der Strecke wurden nebensächlich: Die FOTA kündigte im Endlosstreit mit der FIA und Max Mosley eine eigene Rennserie an, in der alles besser und schöner werden sollte. Es folgten noch mehr Briefe, Pressemitteilungen und Meetings als es sie vorher schon gegeben hatte. Das Ergebnis: Monate danach kamen alle zur Vernunft und unterschrieben das neue Concorde Agreement.

Die Lehre des Wochenendes

Ohne Speed geht in der Formel 1 nichts, also der wirklichen Geschwindigkeit, nicht dem ehemaligen Fahrer Scott. In der Türkei hatte Felipe Massa bereits festgestellt, dass er in Linkskurven besonders viel Speed hat. "Vielleicht ist mein Gehirn ja völlig verdreht", meinte er dort. Möglicherweise schob er deshalb in Silverstone nach: "Ich bin nicht der Typ, der behauptet, dass wir wegen der Bodenwellen langsam sind. Wir müssen immer und überall schnell sein, sogar im Kies." Vielleicht drehte er sich deswegen im Vorjahr fünf Mal in Silverstone.

Der Spruch des Wochenendes

"Macht in Deutschland die Haarföne an, damit die Streckentemperatur hoch genug ist, weil unsere Reifen sonst nicht laufen." (Jenson Button)

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